01.
2020
Alle gegen Classic
Beim Champions Cup in Ostrava am Wochenende will der SV Wiler-Ersigen dem grossen Classic Tampere ein Bein stellen und die vierte Finalteilnahme der Vereinsgeschichte bewerkstelligen. Die Kloten-Dietlikon Jets haben im Halbfinal eine wesentlich einfachere Aufgabe.
Zum zweiten Mal in Folge wird der Champions Cup (ehemals European Cup) im Mini-Format ausgetragen. Seit dem letzten Jahr nehmen mit den Meistern aus den Top-4-Ligen Finnland, Schweden, Tschechien und der Schweiz nur noch vier Teams daran teil. Nach je zwei Spielen (Halbfinals und Final bzw. Spiel um Platz 3) ist der Europacupsieger bereits ermittelt. Neu ist einzig, dass die Spiele - im Gegensatz zum letzten Jahr, wo an einem Donnerstag und Freitag gespielt wurde - am Wochenende stattfinden. Und dass bei den Männern erstmals nicht der schwedische Meister der Favorit ist. In Gävle gelang es nämlich vor zwölf Monaten Classic Tampere (endlich) die Dominanz der Schweden zu durchbrechen. Im Final zerpflückte der finnische Serienmeister den SSL-Meister Storvreta mit 10:3 und sicherte sich nach zwei Finalniederlagen (endlich) den ersten europäischen Titel.
SVWE hofft auf die Geschichte
In Finnland dominiert das Team des ehemaligen Schweizer-Nationaltrainers Petteri Nykky das Geschehen weiterhin nach Belieben. Nach 18 Spielen führt Classic die Tabelle der Salibandyliiga mit ebenso vielen Siegen und einem beindruckenden Torverhältnis von 178:63 unaufhaltsam an. Auf den ersten drei Plätzen der Skorerliste stehen mit Ville Lastikka, Eemeli Salin (je 52 Punkte) und Sami Johansson (64!) allesamt Tampere-Spieler. So geht Classic in Ostrava als der grosse Favorit ins Rennen und hofft, dass der Titel zum fünften Mal nicht nach Schweden geht. Dem SSL-Team Strovreta bleibt angesichts der momentanen finnischen Dominanz im Weltunihockey nur die Aussenseiterrolle. Eine solche hat auch der Schweizer Meister Wiler-Ersigen.
Der zwölffache Schweizer Meister nimmt bereits zum zwölften Mal an einem europäischen Turnier teil und reist mit grossen Ambitionen nach Tschechien. «Wer im Kader drei finnische Weltmeister, vier aktuelle Schweizer Natispieler, dazu den WM-Topskorer von 2018 und die Unihockey-Ikone schlechthin hat, sollte den Anspruch haben, jedes Team der Welt zu schlagen», steht auf der SVWE-Homepage. Auch für Headcoach Thomas Berger zählt nur der Titel: «Ein zweiter Platz interessiert mich nicht. Wer hinter dem Turniersieger liegt, ist nur der erste Verlierer und wird schnell vergessen», lässt der Bündner gegenüber der «Berner Zeitung» forsch verlauten.
Wilers Hoffnungen auf einen Coup gegen Classic beruhen gemäss Berger darauf, «dass in einem Spiel alles möglich ist. In einer Serie würden wir gegen sie wohl verlieren.» Ein weiterer Trumpf ist die reichhaltige Erfahrung des Vereins auf internationalem Parkett - etwas was beispielsweise beim letztjährigen Schweizer-Vertreter Floorball Köniz (1:7-Niederlage im Halbfinal gegen Classic) fehlte. Dreimal standen die Oberemmentaler im Final, 2005 gelang sogar der grosse Erfolg und immer noch einzige Europacup-Sieg eines Schweizer Männerteams. Die letzte Finalteilnahme liegt fünf Jahre zurück, als Wiler in Mlada Boleslav IBF Falun - dem damaligen Dominator des Klub-Unihockeys - knapp mit 2:3 unterlag.
Jets mit bestem Kader
Anders präsentiert sich die Ausgangslage bei den Frauen. Dort ist IKSU der grosse Abwesende der diesjährigen Austragung. Dies weil sich das Team aus Umea im Frühling völlig überraschend im Superfinalen Täby FC geschlagen geben musste. IKSU gewann das Turnier insgesamt sieben Mal, allein in den letzten drei Saisons war gegen sie kein Kraut gewachsen. Täby geht in Ostrava zwar auch als Favorit ins Rennen, bringt aber bei weitem nicht die Resonanz von IKSU mit - was für die anderen Teams eine einmalige Gelegenheit sein könnte.
So zum Beispiel für die Kloten-Dietlikon Jets, die nach einem Jahr Abstinenz wieder international antreten dürfen. Auf dem Papier kann man den Zürcher Unterländerinnen sogar die Favoritenrolle zuschieben. Denn während sich bei Täby mit Alexandra Durling, Moa Tschöpp und Lisa Carlsson «nur» drei Weltmeisterinnen im Kader befinden, trumpfen die Jets mit mehr internationaler Erfahrung auf. Fünf Akteurinnen verzauberten vor Jahresfrist in Neuchâtel die Unihockey-Schweiz und wurden Vize-Weltmeister. Und während Hana Konickova und Natalie Martinakova tragende Rollen im tschechischen Team einnahmen, holten Iza Rydfjäll und Alice Granstedt sogar die Goldmedaille. Der Grossteil des Teams stand ausserdem schon vor zwei Jahren bei der letzten Champions-Cup-Teilnahme im Kader.
Der Halbfinalgegner SB-Pro sollte für die Jets machbar sein - auch wenn mit Michelle Wiki die Topskorerin mit über 100 Länderspielen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung steht. Danach könnte es zum Treffen mit Täby kommen. Und dort gilt für Kloten-Dietlikon das Gleiche wie für Wiler-Ersigen: in einem Spiel ist alles möglich.
Champions Cup in Ostrava, Spielplan
Halbfinals
Samstag, 11. Januar
SB-Pro (FIN) - Kloten-Dietlikon Jets (SUI)
10:30 Uhr
Täby FC (SWE) - Vitkovice (CZE)
13:30 Uhr
Storvreta (SWE) - Vitkovice (CZE)
16:30 Uhr
Classic Tampere (FIN) - SV Wiler-Ersigen (SUI)
19:30 Uhr
Finalspiele
Sonntag, 12. Januar
Spiel um Platz 3, Frauen
10:00 Uhr
Spiel um Platz 3, Männer
13:00 Uhr
Final, Frauen
16:00 Uhr
Final, Männer
19:00 Uhr
Alle Spiel gibt es Live auf dem IFF-Youtube-Channel.