10.
2012
Umea-Splitter, Teil 1
Der erste Tag am Champions Cup in Umea ist Geschichte. Zeit für die ersten Splitter aus Schweden.
Um 22.30 Uhr landete am Dienstagabend der Flug mit der unihockey.ch-Crew in Umea. Zur Begrüssung gabs auch gleich einen heftigen Regenschauer auf dem Weg vom Rollfeld zum Airport. Dort hellten sich die Mienen aber rasch auf. Einerseits wartete dort IKSU-Beauty Cassandra Edberg auf Verwandte, vor allem aber erwartete der in Umea wohnhafte Philipp Jolidon die Crew. Der einstige Dietlikon und Red-Ants-Nachwuchstrainer wanderte vor einem Jahr nach Nordschweden aus. Dort ist er nun als Trainer in der IKSU-Organisation tätig. Sicher brachte Jolidon die unihockey.ch-Crew zu ihrer temporären Behausung.
Empfang in Mundart
Auch die Begrüssung in der Halle erfolgte in Schweizerdeutsch. „Du bist von unihockey.ch, richtig?", waren die ersten Worte, die Damian Keller am Welcome Desk hörte, gesprochen von der Schweizerin Sarah Schwab, die bei IBK Dalen im Moment ein Praktikum absolviert. „Zeig ihm doch schnell den Weg zum Pressezenter", ergänzte ihre Kollegin in breitem Berndeutsch...
Captain Keller
Ungewohnt war das Tenü für die Fotografen. Während bislang immer (oft zu kleine) Westen ähnlich Trainings-Überziehleibchen getragen werden mussten, um sich als offizieller Fotograf ausweisen zu können, wurden in Umea erstmals kleine rote Armbinden verteilt. Böse Zungen sprachen dann zwar von Blinden-Armbändern, doch kam die Neuerung bei den Betroffenen gut an. «Sieht aus wie eine Captainbinde», freute sich Damian Keller. Überhaupt kamen die Organisatoren den knipsenden Gesellen sehr entgegen. Das Pressecenter ist nur fünf Meter vom Spielfeld entfernt und tatsächlich kann auf der ganzen Längsseite fotografiert werden. Da hatten einige schon ganz andere Verhältnisse erlebt...
Halle/Arena/Stadion
Überhaupt macht die Organisation in Umea bislang einen sehr guten Eindruck. Zwar war bei unserem Eintreffen um zehn Uhr morgens noch keine Beschilderung zu sehen («Was ist denn los, ihr seid viel zu früh hier»), im Verlauf des Tages wurde dies aber alles nachgeholt. Ein Bijou ist die Gammlia Arena, welche letzte Woche in Exel-Arena umgetauft wurde. Die Firma von Eishockeystar Peter Forsberg vertreibt neu die gleichnamigen Stöcke. Gleichzeitig hatte er auch die Namensrechte für die Arena gekauft. Diese ist erst ein Jahr alt und wurde gleich an die alte Gammlia-Halle angebaut. Zwei Grossfelder passen in die neue Arena. Auf dem Dach wurde auch gleich eine Tribüne für das angrenzende Fussballstadion aufgebaut. Bezahlt hat alles die Stadt. Da stellen wir die ketzerische Frage: Wäre dies alles auch in der Schweiz möglich?
Ungeschickter Tickerer
Laut knurrte der Magen von «Tickergott» Reto Voneschen während dem Piranha-Spiel. Zwar hatte er mittlerweile schon vier Gutscheine für Hotdogs erhamstert - zwei gabs zur Begrüssung mit den Worten «Wer über 60 Kilo wiegt, bekommt zwei Gutscheine», zwei als «Lohn» für die kurzfristige Mithilfe im Media Office als die Aufstellungsblätter noch kopiert werden mussten - doch reichte die Zeit nicht, die Bons auch einzulösen. Den einzigen Stand hatte er am anderen Ende der Halle gesichtet. Vom Arbeitsplatz ganz oben auf der Tribüne wäre der Weg in der Pause aber zu weit gewesen. Schmollend gab er sich seinem Schicksal hin. Erschwerend kam aber hinzu, dass sich unihockey.ch-Boss Damian Keller kurz danach mit einem wunderbar duftenden Hotdog und den Worten «gleich unten rechts hats auch einen Stand» neben ihn setzte. Das Spiel hatte dann aber schon wieder begonnen und der Liveticker musste weiter bedient werden. So musste weiter gefastet werden.
Alte Liebe rostet nicht
Ungewohnte Unterstützung erhielt Wiler-Ersigen bei seinem Spiel gegen Lokalmatador Dalen. «Hopp Wilääär», schallte es mit deutlich hörbarem schwedischen Akzent aus jugendlichen Kehlen von der Tribüne. Des Rätsels Lösung: Der ehemalige Wiler-Söldner Patrick Boden hatte seine Juniorenmannschaft als Fangruppe organisiert. Boden spielte vor rund 15 Jahren mit seinem Bruder Fredrik für einige Zeit bei Wiler-Ersigen. Die jugendlichen Neu-Wiler-Fans nahmen ihre Sache sehr ernst. Bis zum Schluss feuerten die jungen Schweden die Schweizer Mannschaft an. Erstaunlich war vor allem, dass trotz Anspielzeit von 17 Uhr erstaunlich wenige Dalen-Anhänger den Weg in die Halle fanden. Internationale Spiele scheinen in Schweden doch weniger Leute zu interessieren, als in anderen Ländern.
Stockholm hinter Asien
Das Desinterese der Schweden am internationalen Unihockey beschäftigt auch IFF-Vizepräsident Filip Suman. Der Tscheche analysierte die Facebook-Aktivitäten des internationalen Verbandes und kam zum Schluss, dass die Schweden dem IFF in den sozialen Medien kaum folgen. „Alleine in Stockholm hat es 30'000 lizenzierte Spieler, aber die Stadt folgt im Facebook-Ranking im Nirgendwo", staunt Suman.