02.
Nils Conrad: "Irgendwann waren sie angeknackst"
HCR-Captain Nils Conrad konnte am Samstagabend in der Wankdorfhalle den ersehnten Pokal für Rychenberg in die Höhe stemmen. Dabei erlebte er nicht nur 2024, sondern schon 2022 und 2017 am selben Ort herbe Enttäuschungen und fiel den Grossteil der bisherigen Saison verletzungsbedingt aus.
unihockey.ch: Herzlichen Glückwunsch zum Cupsieg. Nach 30 Minuten steht es gerade einmal 1:0, dabei hätten schon wesentlich mehr Tore fallen können. Wie hast du die erste Hälfte des Spiels erlebt?
Nils Conrad: Zug hatte doch auch einige gute Möglichkeiten. Unser Torhüter, Nick Schüpbach, strahlte sehr viel Ruhe aus. Wir haben auch extrem gut geblockt. Wir wussten aber auch: wenn wir in diesem Cupfinal erfolgreich sein wollen, müssen wir effizient sein. Natürlich kann man der einen oder anderen verpassten Chance nachtrauern, aber wer gegen Zug sieben Tore schiesst, hat gute Aussichten, den Match zu gewinnen. So gesehen sind wir sehr zufrieden.
Wie habt ihr euch mental auf das Spiel vorbereitet - oder anders gesagt, wie konntet ihr es besser machen als letztes Jahr, ohne allzu viel an das Spiel vom letzten Jahr zu denken? Das «Vereins-Motto» mit den Velos basierte ja auch auf der Vorgeschichte mit «Cycling for Trophies»...
Es war doch eine etwas andere Ausgangslage. Wir haben letztes Jahr so kommuniziert, dass man das Gefühl hatte, wir seien der Favorit. Ich denke aber, das waren wir weder letztes Jahr noch dieses Jahr. Diesmal war es einfach etwas für die Fans - es ist cool, dass es ein Motto für die Fans gab, aber wir liessen das weniger nahe an das Team herankommen. In dieser Hinsicht haben wir aus 2024 gelernt.
In der Aufstellung kam es zu einer Überraschung, wir glaubten an einen Tippfehler mit Nicola Bischofberger als Center. Wie kam es dazu?
Er behauptet, er habe schon bei Chur Center gespielt (lacht). Ich persönlich habe ihn nie als Center spielen sehen. Doch dies war verletzungsbedingt. Besonders in unserer zweiten Linie hatten wir immer wieder Spieler, die ausfielen - ich selber natürlich, auch «Bischi» - es hat aber wirklich gut funktioniert. Offensiv hatten wir nicht allzu viele Top-Szenen, aber wir schiessen zwei Tore. Eines würge ich irgendwie rein, das andere von Claudio Mutter ist echt geil herausgespielt. «Bischi» hat aber auch defensive Qualitäten, die uns auf dem Center sehr geholfen haben.
Erzähl uns doch bitte noch ein bisschen von deiner Verletzung, du hast nach über zehn Monaten dein Comeback gegeben. Wie verlief die Heilungsphase, mit Blick auf wichtige Deadlines wie eine WM, den Cupfinal oder die anstehenden Playoffs?
Es war ein sehr schwieriges Jahr. Angefangen hat es in den letztjährigen Playoffs gegen Thurgau, wo ich ganz banal aufs Knie gefallen bin. Dann ist das Knie angeschwollen und es wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert, der auf die lange Zeit als Unihockeyspieler zurückzuführen ist. Dann habe ich einen sauberen Aufbau gemacht, im Juli im ersten Hallentraining folgte aber ein Teilabriss der Hamstring-Sehne im anderen Knie, was eine sehr mühsame Verletzung ist. Ich habe sehr lange damit gekämpft, dass es einfach nicht besser wurde. Im Dezember habe ich dann Kortison-Spritzen gemacht, aber in einer Doppelrunde konnte ich immer noch nur einen Match spielen, rein von den Schmerzen her. Für einen Match scheint es aber zu gehen (lacht).
Kommen wir noch einmal zurück auf Spiel. Sobald Zug mit zwei, drei Toren zurückliegt ist klar: Jetzt kommt der «Atomblock» mit allen Ausländern in der gleichen Linie. Man weiss es eigentlich. Inwieweit wird dies in die Matchvorbereitung mit eingebunden, da sie ja doch nicht so starten?
Ich glaube es ist wichtig, dass sich bewusst macht, dass man nicht 100 Prozent von dem eliminieren kann, was sie machen. Unser Ziel war es schlichtweg, ihnen auf die Nerven zu gehen und ich denke, das haben wir recht gut geschafft. Wir standen immer sehr nahe dran und liessen ihnen keine Möglichkeit, sich wirklich zu entfalten. Dann kommt es zu solchen Spielen wie heute, wo sie ihre Tore nicht machen können und wir machen einen Block um den anderen und so führt das eine zum anderen. Und wie schon gesagt, ich denke wir waren schon auch effizient, das war super. Irgendwann waren sie angeknackst, das haben wir gemerkt. Und irgendwann sind sie gebrochen.
Wie habt ihr dann konkret die letzten Minuten erlebt? Was ging dir durch den Kopf, als klar wurde, dass es wirklich geschafft ist?
Ich persönlich muss sagen: In dieser Halle lag ich schon einmal nach 30 Minuten 6:1 vorne und habe doch noch verloren (2017 gegen GC, Anmerkung der Redaktion), ich weiss also wirklich: es ist erst fertig ist, wenn es fertig ist. Aber ich hatte das Gefühl, dass es wirklich reicht, als der erste Treffer ins leere Tor fällt. Zuvor hatte Zug ja gefühlt zehn Minuten eine Art Powerplay und wir werfen uns in jeden Schuss, das war wirklich unglaublich. Am Ende habe ich es gar nicht richtig realisiert, aber irgendwie haben wir jetzt endlich diesen Titel!
Fotogalerie
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