07.
2011
Soutters neuster Coup
Wohl mancher hatte Philippe Soutter endgültig für verrückt erklärt, als er vor einem Jahr mitteilte, dass er ins Tessin zum eben in die 3. Liga abgestiegenen Verbano Gordola wechseln wolle. Nur wenige Monate zuvor stellte ihn das Schweizer Fernsehen in den Mittelpunkt einer Playoff-Vorschau und die NZZ betitelte ein Portrait über ihn mit den Worten „der Philanthrop im Kleid des Paradiesvogels". So ganz liess die Katze das Mausen aber nicht. Flirts mit Wiler-Ersigen und Chur Unihockey wurden Philippe Soutter im letzten Jahr nachgesagt, doch der 45-jährige blieb der Sonnenstube treu. Erst im Mai kam der Kracher, dass aus dem ehemaligen Commissario Technico Soutter nun der Bundes-Philip wird. Die Ernennung zum deutschen Bundestrainer kam für viele überraschend, doch wird Soutter zugetraut dem deutschen Floorball wieder Beine zu machen.
Einst spinnefeind
Sportlich ist Philippe Soutter mit Verbano Gordola auf dem richtigen Weg. Auf direktem Weg sind die Tessiner in die 2. Liga zurückgekehrt. Am vergangenen Samstag stand nun eines der wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte an. In Losone empfing Gordola den Kantonsrivalen und NLB-Aufsteiger Ticino Unihockey (TIUH). „Ticino hat die Spieler, Gordola das Geld", hiess es einst im Unihockey-Tessin und ähnlich wie Ambri-Piotta und Lugano im Eishockey waren sich die beiden Vereine lange spinnefeind. Mittlerweile hat sich die Situation verbessert, seit dem die sportlichen Kurven der Fanionteams in divergierende Richtungen zeigen, wechselten auch ambitionierte Spieler von Gordola zu TIUH.
Heisses Derby
Doch letzten Samstag war endlich wieder Derby-Zeit angesagt. Als grosser Favorit ging der NLB-Verein Ticino natürlich ins 1/64-Cupspiel. Von Beginn weg war Feuer im Dach der Losoner Militärhalle. Als „hysterischen Hexenkessel" bezeichnete Coach Soutter die Stimmung nach geschlagener Schlacht. Richtig laut wurde es, als Gordolas Captain Nico Eberli nach einem Ellbogencheck (inklusive Stockschlag) mit blutüberströmtem Gesicht ins Spital abtransportiert wurde. Unter der Regie der ehemaligen Nationalspieler Rolf Kern (ex-Winterthur, Chur) und Urs Helbling (ex-Malans, Josba, Winterthur) spielte Gordola gross auf und war überraschenderweise mehr als nur auf Augenhöhe mit dem NLB-Aufsteiger. Auch wenn der einst eisenharte Helbling nervöser als jeder D-Junior vor seinem ersten Meisterschaftsspiel gewesen sei, wie Soutter lächelnd erzählt.
Aufwühlende Momente
Mit 7:4 gewann Gordola das heisse Derby. Der Sieg liess die Emotionen aufwühlen. „Zwei unserer Vorstandsmitglieder haben nach der Partie geweint und nur noch ‚grazie, grazie' gestammelt", so Soutter über die bewegendsten Momente. Wenn es nach ihm geht, soll dies erst der Anfang sein. In der nächsten Runde wartet mit Drittligist Baden-Birmenstorf ein - zumindest auf dem Papier - machbarer Gegner. In Gordola wird wieder geträumt. Und Philippe Soutter ist als Traumfänger in seinem Element. 2009 und 2010 gewann er mit den Langnau Tigers noch den Schweizer Cup.