12.
2023
Habersatter: „Wir trauen der asiatischen Küche“
Die Red-Ants-Verteidigerin Anna Habersatter steht mit Dänemark nach einem Sieg gegen Norwegen im WM-Viertelfinal. Die Spielerinnen wollen zurück in die Top 8 der Welt - obwohl der Verband das Team fast abgemeldet hätte.
Dänemark steht im WM-Viertelfinal und trifft auf Tschechien. Vor zwei Jahren in Schweden war das bereits der Fall - und du hast bei der knappen 5:7-Niederlage zwei Tore erzielt. Wiederholst du dieses Karriere-Highlight?
Anna Habersatter: Das wäre natürlich das Ziel (lacht). Wir werden sehen, was gegen die Tschechinnen diesmal drin liegt.
Lohnt es sich, gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner alle Energie zu investieren oder wäre es cleverer, die Kräfte für die folgenden Klassierungsspiele um Rang 5 bis 8 zu sparen?
Unser Team kennt keine halben Sachen, wir geben also alles. Klar sieht man dann ab einem gewissen Punkt vielleicht, dass es nichts bringt. Aber grundsätzlich wollen wir zeigen, dass wir wieder in die Top 8 gehören. Und mit einer Kanterniederlage holt man sich auch kein gutes Gefühl für die nächsten Partien.
Wir unterhalten uns nach dem Sieg Dänemarks gegen Norwegen in der Zwischenrunde, ihr habt 4:3 nach Verlängerung gewonnen. Eine Überraschung auch für euch?
Nachdem wir gegen Norwegen an der WM-Quali und im Oktober beim 6-Länderturnier in der Slowakei (1:9) deutlich verloren haben, hatten wir eigentlich auf Lettland als Gegner gehofft. Aber den Gruppensieg vergaben wir mit einer Niederlage gegen Japan. Umso schöner, dass wir gegen Norwegen zeigen konnten, dass das nur ein Ausrutscher war.
Nicht alle glaubten an einen Sieg gegen Norwegen...
Mein in Singapur anwesender Vater sagte noch am Abend zuvor, dass wir keine Chance hätten und eingehen würden. Er kaufte schon Tickets für die Klassierungsspiele um Rang 9 (lacht).
Du hast in dieser Partie erstmals an diesem Turnier als Verteidigerin gespielt, zuvor warst du Flügel.
Offenbar haben unsere Coaches nicht mitbekommen, dass ich bei den Red Ants schon länger in der Verteidigung auflaufe. Vor der Partie gegen Norwegen fragten sie mich, ob ich mir einen Einsatz in der Abwehr vorstellen könne.
Nach dem Sieg habt ihr euch in Singapur in einer Strassenküche verpflegt. Keine Sorge vor Magenproblemen?
Nein, wir vertrauen der asiatischen Küche. Das Essen in unserem Hotel ist relativ teuer, daher weichen wir oft auf den Italiener im Einkaufszentrum aus, wo die Menüs nur halb so viel kosten. Oder auf Strassenküchen, wo es nochmals etwas billiger ist.
Der dänische Verband übernimmt also nicht alle Kosten?
Der Verband merkte letztes Jahr, dass die Kassen leer sind und wollte uns gar von der WM abmelden! Wir wehrten uns und begannen mit den Familien und Freunden Sponsoren zu suchen. Dank diesem Engagement bezahlen wir jetzt ungefähr so viel aus eigener Tasche, wie das im Normalfall gewesen wäre - die Spielerinnen mussten sich schon immer an den Kosten beteiligen.
Lohnt sich der Effort angesichts der sehr mässigen Zuschauerzahlen?
Ehrlich gesagt: Wir hatten als „B-Nation" auch in Schweden nicht viele Zuschauer. Die Bedingungen in der Halle, auch die Transporte zur Arena, sind professionell. Wir werden von vielen mitgereisten Eltern unterstützt und haben uns einen lokalen Fanklub an Volunteers geschaffen.
Weil ihr gross und blond seid?
Nein (lacht). Wir liessen sie am Ende eines Trainings mit uns mitspielen, das „Mitchügelen" hat ihnen sehr gefallen.
Wie geht ihr als „blonde Nordlichter" mit dem Klima um?
Wir haben vor Beginn des Turniers die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgehakt, seither sind wir zwischen den Partien vor allem am Schlafen, im Eisbad oder machen Yoga. Es ist schon so, dass man fast vom Schlag getroffen wird, sobald man die Halle oder das Hotel verlässt. Vor der Klimaanlage haben wir Respekt, seit sich unsere Torhüterin gleich am ersten Tag eine üble Erkältung zugezogen hat. Seither gilt die Regel: Drinnen immer Socken und Langärmliges tragen und die Klimaanlage nie kühler als 24 Grad einstellen.
Mit Dominique Schnetzer (Slowakei) und Evelina Garbare (Lettland) stehen zwei Teamkolleginnen der Red Ants ebenfalls im Viertelfinal. Habt ihr eine Wette am laufen?
Nein, aber ich traf Dominique mehrmals in der Freizeit auf einen Kaffee. Im Gegensatz zu ihr fliege ich am Montag nach der WM in die Schweiz zurück - ab der Ankunft um 6.50 Uhr am Dienstagmorgen gehts dann mit dem Gepäck direkt ins Büro. Die Stöcke werde ich Evelina mitgeben - die Lettinnen haben da als Team einen Deal, ich müsste für meine Stocktasche einen Sperrgut-Zuschlag zahlen.