05.
2012
Nitra-Splitter Teil 4
Eine Reise von Finnland, über Schweden, nach Ungarn und Norwegen sowie Deutschland und Österreich bis hin zu den einstigen CSSR-Zeiten unternehmen wir in den heutigen Splittern.
Grosses Kino war das zweite Halbfinale zwischen Finnland und Schweden. Die beiden Erzrivalinnen lieferten sich einen erbitterten Fight. Erst gingen die Schwedinnen in Führung, dann legte Finnland zweimal vor. Fast das ganze letzte Drittel lief Schweden gegen den 2:3-Rückstand an. Erst in der 59. Minute, als die stark verbesserte Torhüterin Beverly Smedenäs Platz für eine sechste Feldspielerin machte, traf Adina Augustsson mit einem Weitschusshammer zum Ausgleich. In der Verlängerung waren knapp fünf Minuten gespielt, als die tschechischen Schiedsrichter nach einer turbulenten Szene vor dem schwedischen Tor auf Penalty für Finnland entschieden. Alisa Pöllänen, die junge Classic-Stürmerin mit der Vokuhila-Frisur, liess sich die Chance nicht entgehen und traf souverän zum 4:3.
Schwedische Tränen
Das 3:4 war eine historische Niederlage für die schwedische Frauen-U19. Erstmals an einer U19-WM steht das schwedische Team nicht im Finale. Kein Wunder kullerten da die Tränen in Sturzbächen. Noch weit über eine halbe Stunde nach Spielschluss sassen die schwedischen Spielerinnen konsterniert auf der Tribüne und liessen sich von ihren Angehörigen trösten. Mittendrin IKSU-Stürmerin Iza Rydfjäll, welche ihre Schwester Frida in den Arm nahm. Erst zum zweiten Mal nach der Frauen WM 2005 spielt keine schwedische Auswahl im Finale. Derweil steht Finnland auch vor einem historischen Triumph. „Wenn wir das Finale gewinnen, haben wir drei von vier möglichen WM-Titeln", analysierte unser finnischer Kollege Mika Hilska nüchtern. Noch ist es nicht so weit.
Norwegen steigt ab
Bereits ein paar Stunden zuvor war eine erste Entscheidung gefallen. Im Abstiegsspiel gewann Ungarn gegen Norwegen mit 3:2. Damit müssen die Norwegerinnen ohne einen Punkt zurück in die B-Gruppe. Am Samstag um 12 Uhr steht das Spiel um Rang 5 zwischen Polen und der Slowakei an. Fast um die gleiche Zeit steht in der B-Gruppe das Finale zwischen Dänemark und Lettland an. Beide haben bislang fünf Punkte geholt, da beide gegen die überraschenden Kanadierinnen 4:4 spielten.
Reise in die Vergangenheit
Am Freitag begab sich auch unihockey.ch für einmal in die Olympia-Halle, wo die B-Gruppenspiele ausgetragen werden. Wie von unseren deutschen Kolleginnen angekündigt, war alles im Vergleich zur A-Halle noch eine Stufe niedriger angesetzt. Tritt der Besucher in die Halle ein, läuft er zuerst an einem Boxring, danach an strampelnden Hometrainer-Fahrern vorbei, ehe er durch eine dunkle Turnhalle laufen muss, welche wohl seit den 40er-Jahren nicht mehr restauriert wurde. Auch die Spielhalle erinnert schwer an die Zeiten, als die Slowakei noch der kommunistischen CSSR angeschlossen war. Der Boden holprig, die Beleuchtung spärlich, der Verputz an den Wänden abbröckelnd. Und die Zuschauertribüne steht nur gut einen Meter hinter der Spielerbank.
Erster deutscher Erfolg
Die deutschen Tickerfrauen hatten sich derweil im Obergeschoss in einem wackligen Provisorium eingerichtet. „Das Internet funktioniert nicht, wir greifen auf ein Wireless aus der Nachbarschaft zurück", erzählt Lena Suhren von Floorball Deutschland lächelnd. Wenn sich die Boxer des angrenzenden Gyms auf der Tribüne aufwärmten, war an Tickern nicht mehr zu denken. Heute gabs viel zu tickern. Deutschland gewann endlich sein erstes Spiel gegen die überforderten Österreicherinnen. 13:1 stands am Schluss, der österreichische Jubel über das erste und einzige Tor an dieser WM war fast so gross, wie die deutsche Freude über den lang ersehnten Erfolg. Auch die Schweizer Trainer Oliver Bachofen und Simon Brechbühler durften strahlen.