07.
2018
Die Freundschaft wird zelebriert
Der zweite Tag an den Prague Games stand ganz unter dem Zeichen der Freundschaft. Als Highlight wartete die Ankunft des ukrainischen Partnerteams Skala Melitopol auf. Am Mittwoch ging es dann sportlich so richtig los - wobei die Stärke der Zuger Girls bei tschechischen Trainer für unkonventionelle Massnahmen sorgte.
Bereits am Morgen um 7:33 Uhr stand David Rühle im Office der Delegation Zentralschweiz. Er, der seit letztem April den ukrainischen Unihockeyverband in weiter Ferne unterstützt und so die Verbindung herstellte zu Skala Melitopol. Skala Melitopol, welche heuer dank der finanziellen Unterstützung von floorball4all, Zug United und weiteren Schweizer Gönnern mit fünf Mannschaften, also rund 100 Jugendlichen, an den Prague Games 2018 vertreten ist.
Um ziemlich genau 12 Uhr mittags war es dann so weit. Die ukrainische Delegation kam in der Halle Kotlarka im Nordwesten Prags an. Nach 40 Stunden Reise, zu Beginn per Zug, anschliessend noch per Car, hatten sie es geschafft. Endlich Zeit, sich auszuruhen? Fehlanzeige! Sofort ging es los mit den Freundschaftsspielen - jedes der fünf Melitopoler Teams nacheinander.
Wenig kann viel bewirken
Während sich die Spieler der B12-B von Skala einwärmten für das Spiel gegen die Zuger G12, wurde draussen vor der Halle von der Zentralschweizer Delegation ein kleines Willkommensgeschenk überreicht. Neben drei Zuger Prague-Games-Shirts, beschriftet auf kyrillisch mit Skala Melitopol, durften sie originale Schweizer Taschenmesser in Empfang nehmen, welche von einem grosszügigen Sponsor zur Verfügung gestellt wurden. Die Szene war ein perfektes Vorzeigebeispiel, mit wie wenig man jemandem eine enorme Freude bereiten kann!
Der Spass leidet nicht
Der Spielnachmittag verlief durchzogen für die Ukrainer. In sämtlichen Spielen gegen die Zentralschweizer Delegation mussten sie hohe Niederlagen einstecken. Die Freude, mit welcher die Osteuropäer angereist sind, ging dabei aber nicht verloren - im Gegenteil. Nach der 0:15-Niederlage gegen das G14 red wurde nach Abpfiff gar stolz für ein gemeinsames Foto posiert.
Der erste Prague-Games-Tag endete aber doch noch versöhnlich für Melitopol. Im fünften und letzten Testspiel des Tages stand die B17 (mit kleiner Overage-Verstärkung) dem B17 vom UHC Thun gegenüber. Lange war das Spiel ausgeglichen, ehe Thun mit 5:3 in Führung ging. Niemand der anwesenden Fans erwartete von den von Reisestrapazen ermüdeten Ukrainern noch eine Aufholjagd. Doch die Osteuropäer gaben nicht auf. Innert 3 Minuten glichen sie zum 5:5 aus und erzwangen so ein Penaltyschiessen, welches sie mit 2:0 für sich entschieden.
Für Hansjörg Kaufmann, Gründer von floorball4all und Schnittstelle zwischen der Schweizer der ukrainischen Delegation, war dieser erste Tag bereits äusserst erfolgreich. «Die Stimmung in den Teams ist grossartig. Nur schon diesen Weg machen zu dürfen, von den anderen aufgenommen und ernst genommen zu werden und hier gemeinsam ihrem Hobby nachgehen zu können, ist für alle ein einmaliges Erlebnis!» Das beste Beispiel also, dass es im Sport um viel mehr geht als nur um Erfolg auf dem Spielfeld.
Mittwoch: Überdurchschnittlich gut - oder einfach alt?
Mit drei Siegen startete das G12 erdenklich gut in die diesjährigen Prague Games. Bereits werden Ambitionen laut, den Titelgewinn vom letzten Jahr zu wiederholen. Auch bilden die jungen Girls niveaumässig einen der Titelaspiranten. Dies passt nicht jedem Gegner.
Im zweiten Spiel warteten beispielsweise die tschechischen Girls von SC Klatovy-Mecin auf. Nach dem 3:0-Sieg des ersten Spiels liefen einige der Zentralschweizer Girls langsam warm und liessen ihre Gegnerinnen zeitweise förmlich im Regen stehen. Dies passte dem gegnerischen Trainer überhaupt nicht. Als nach dem Spiel ein etwas beschämter Schiedsrichter im Auftrag des tschechischen Trainers die Schweizer ID's kontrollieren wollte, staunten die beiden G12-Trainerinnen nicht wenig. Denn der Vorwurf hiess, das G12 habe heimlich Boys spielen lassen. Überraschenderweise entlarvten die Identitätskarten diesen Vorwurf als falsch. Zeit also für den nächsten Versuch. Als letzten Strohhalm klammerte sich der Klatovy-Trainer am Alter unserer Girls. Doch auch diese Angaben stellten keinen Verstoss dar und zwangen die Tschechen, sich mit der verdienten 2:5-Niederlage abzufinden.
Fachgerechte Entsorgung von Schokolade
Nach der bitteren 0:4-Niederlage der Zuger G18 gegen die Favoritinnen aus Chodov brauchte das Team eine Aufmunterung. Und was hilft hier besser als Schokolade?
So wurde aus dem nächsten Supermarkt einige Tafeln Schoggi organisiert. Kaum war die Tafel angebrochen, breitete sich auch schon ein verdächtiger Geruch aus. Kurz reingebissen, Verdacht bestätigt: Die Schokolade wies einen verhältnismässig hohen Gehalt an Alkohol im Gegensatz zu allgemein bekannter Schoggi auf. Die Ladies wussten zwar, dass abends noch ein weiteres Spiel ansteht. Doch freiwillig auf Schokolade verzichten, das schien eine allzu grosse Hürde. So nahm Joëlle, die verletzte Torhüterin, diese eminente Verantwortung auf sich, sammelte sämtliche Schoggi-Stücke ein - und ass sie. Völlig nach dem Motto: Selbst ist die Frau!