11.
2018
Lieber Natispieler als keine
Letzte Woche machte unihockey.ch einen Abstecher in die tschechische Superliga und besuchte das Prager Derby zwischen Chodov und Bohemians. Nach dem Spiel unterhielten wir uns mit dem ehemaligen Zuger Jiri Koutny.
Etwas mehr als 250 Zuschauer finden sich in der Sporthalle Jizni Mesto ein. Die Schalensitze auf der Längsseite sind begrenzt, die Zuschauer finden zusätzlich auf mobilen Tribünenelementen hinter den beiden Toren Platz. Einen Moment lang denken wir: Vielleicht wäre das exakt gleichzeitig angesetzte Prager Stadtderby im Fussball zwischen Sparta und Slavia (über 17'000 Fans verfolgten das 2:2 im 290. Derby) doch die bessere Wahl gewesen. Aber dann geht die Partie auch schon los.
Chodov, hinter dem überraschenden Tabellenführer Sparta (im Fussball führt Slavia) und Meister Mlada Boleslav auf Rang 3 liegend, hat mit dem schlecht gestarteten Bohemians (12.) zunächst seine liebe Mühe. Der ehemalige Nati-Goalie Jan Barak muss mehrmals eingreifen. Und doch ist nach dem ersten Drittel die Entscheidung schon fast gefallen, da Chodovs WM-Teilnehmer Tom Ondrusek und Martin Prazan brutal effizient für ein 3:0 bei der ersten Sirene sorgen. Dann ist die Reihe am ehemaligen Zuger Jiri Koutny, der auf 4:0 erhöht, Ondrusek sorgt mit seinem dritten Treffer für das 5:0. Das letzte Drittel hätten sich alle Beteiligten schenken können, immerhin kommt Bohemians noch zu seinem verdienten Ehrentreffer zum 6:1.
Nach dem Spiel stellt sich die Frage: Interview mit dem ehemaligen Rychenberg-Verteidiger Michal Podhrasky oder dem ehemaligen Zuger Jiri Koutny? Wir entscheiden uns für den Torschützen.
Jiri, können wir...
Jiri Koutny: Gerne, aber auf Englisch bitte.
Wie laufen die Dinge mit Chodov?
Wir sind gut in die Saison gestartet und schlugen Meister Mlada Boleslav, zogen dann aber auch unnötige Niederlagen ein. Gegen Liberec zum Beispiel dürften wir nie verlieren. Jetzt sind wir wieder auf Kurs.
Gegen Bohemians lief es zu Beginn aber noch nicht so wirklich.
Es brauchte einige Paraden von Barak, aber grundsätzlich waren wir immer nahe am Gameplan. Ab dem zweiten Drittel hatten wir alles im Griff.
Verfolgst du deinen ehemaligen Verein Zug United noch?
Mit einigen Jungs tausche ich mich noch aus und ich freute mich, sie am Czech Open und in Schweden in der Vorbereitung zu sehen. Aber mit der Zeit nimmt der Kontakt natürlich ab.
Wo stünden Chodov in der NLA bzw. Zug in der tschechischen Superliga?
Das ist angesichts der komplett unterschiedlichen Spielweisen in den beiden Ligen schwierig zu beantworten. In der Schweiz wird mehr gelaufen und gekämpft, hier geht es mehr um Taktik und den Gameplan - wobei wir manchmal noch zu viel denken. Chodov wäre aber in der Schweiz sicher in den Top 4.
Vor allem, wenn es zusätzlich noch Ausländer wie Billy Nilsson verpflichten könnte?
Ah, Billy... Ein unglaublicher Spieler. Für mich einer der talentiertesten der Welt.
Schon bald steigt in Prag die WM. Spüren das auch die Spieler oder zählt im Moment nur die Liga?
Bis jetzt merken wir es vor allem durch unsere Internationalen Tom Ondrusek, Martin Prazan und Ondrej Mikes. Für sie geht ein gewaltiger Traum in Erfüllung.
Achtet Ihr euch im Training speziell darauf, sie nicht zu verletzen?
Nein, aber für sie waren der Sommer und Herbst mit all den Sondertrainings sehr hart - und gleichzeitig sollten sie sich ja auch auf den Verein konzentrieren. Sie kamen oft von kräfteraubenden Wochenend-Camps zurück und waren bei uns zu Beginn der Woche dann noch nicht voll belastbar.
Für das Team keine einfache Situation?
Wir konnten einfach oft nicht in den ordentlichen Formationen trainieren. Aber ich sage mir: Lieber solche Nationalspieler im Team haben als keine.
Dein Tipp bezüglich WM?
Für mich sind die Schweden Favorit. Wenn es eng wird, verfügen sie über die meisten Möglichkeiten. Aber auch Finnland ist stark und mit dem grossen Block an Classic-Akteuren sehr eingespielt. Doch alles ist möglich. Auch für die Schweiz und Tschechien. Ich werde in der Halle sein, meinen Teamkollegen die Daumen drücken und hoffen, dass sie eine Medaille holen.