BORN TO ROCK
Die letzten fünf Monate als Trainer bei Floorball Köniz seien die beste Zeit seiner Trainerkarriere gewesen, sagt René Berliat. Nach der verpfuschten letzten Saison mit dem Verpassen der Masterround hatte Trainer Patrick Pons das Handtuch geworfen, und der Sportchef Berliat musste früher als erwartet wieder an die Bande zurück. «Vielleicht haben die Spieler ja noch ein schlechtes Gewissen von der letzten Saison jedenfalls war die Einstellung bisher sensationell, alle haben voll mitgezogen». Artikel lesen
BORN TO ROCK
Hardrock verleiht René Berliat die Energie, um Floorball Köniz wieder an die Spitze zu bringen.
TEXT: KELLER DAMIAN
FOTOS: Daniel Zannantonio
Die letzten fünf Monate als Trainer bei Floorball Köniz seien die beste Zeit seiner Trainerkarriere gewesen, sagt René Berliat. Nach der verpfuschten letzten Saison mit dem Verpassen der Masterround hatte Trainer Patrick Pons das Handtuch geworfen, und der Sportchef Berliat musste früher als erwartet wieder an die Bande zurück. «Vielleicht haben die Spieler ja noch ein schlechtes Gewissen von der letzten Saison - jedenfalls war die Einstellung bisher sensationell, alle haben voll mitgezogen».
Köniz haftet das Image des Ausbildungsvereins und der brotlosen Schönspielerei an. Talent sei haufenweise vorhanden, aber es fehle an der Härte, um ganz nach oben zu kommen. Berliat widerspricht teilweise. «Was man immer wieder vergisst: Wir haben uns alles selber erarbeitet, haben als B-Ligist den Cup gewonnen, sind aufgestiegen und haben uns in der NLA voll etabliert, mehrfache Playoff-Qualifikation inklusive. Das ist ausser Köniz in den letzten zehn Jahren keinem NLB-Verein gelungen. Aber der Effort hat den Verein viel Kraft und Energie gekostet - und was uns sicher gefehlt hat, waren die starken Zuzüge von aussen».
In der Tat hat beispielsweise Wiler-Ersigen neben dem ausgezeichneten Nachwuchs jedes Jahr auch Klasse von anderen Vereinen importieren können. Köniz ist das nicht gelungen, wirtschaftlich hat man mit anderen Organisationen - wohl auch wegen der suboptimalen Heimhalle Lerbermatt - nicht mithalten können. «Wir haben es auch nie geschafft, einen echten Knaller als Ausländer zu holen. Man sieht bei GC, was das ausmachen kann» stellt Berliat fest.
Chance packen
Samuel Dunkel und Greg Cantin sind nicht mehr da, dafür ist Peter Bigler nach seiner langen Verletzungspause mit starker Aufwärtstendenz zurück im Team und Daniel Bill wie in alten Zeiten der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld. «Jedes Team braucht eine gewisse Hierarchie» weiss Berliat. «Die Jungen wie etwa Philipp Wanner dürfen ruhig nochmals ein Jahr unbeschwert und wild sein, aber von Routiniers wie Bill erwarte ich, dass sie Verantwortung übernehmen». Für die Kreativ-Abteilung wurde Matthias Lindberg von Falun geholt, er soll Dunkel ersetzen. Wie weit Köniz in dieser Saison schon kommen wird, will Berliat nicht voraussagen. «Sportliches Ziel ist primär die Masterround. Aber in erster Linie wollen wir unsere Arbeit an ihrer Qualität messen, nicht an Resultaten». Klingt das nicht nach der typischen Schönspielerei, die man Köniz vorwirft? «Schönspielen klingt für mich nach einem Kompliment, die Fans wollen doch ein technisch schönes und attraktives Unihockey sehen» gibt Berliat zurück. «Aber auch Winnermentalität und Kampfkraft lassen sich qualitativ messen. Daran müssen wir sicher noch arbeiten. Wir müssen so weit kommen, dass wir die Chance auf einen Titel packen können, wenn sie sich uns bietet». Im bisherigen Saisonverlauf ist Berliat mit letzteren Eigenschaften durchaus zufrieden. Mit Rychenberg habe man ein Team geschlagen, das eigentlich besser gewesen sei und mit Basel einen unangenehmen Gegner in einem engen Spiel. In diesem Bereich hatte Köniz bisher oft Probleme. «Viele Spieler bei uns sind mit eigentlichen Siegesserien durch die Juniorenabteilungen marschiert. Die Erfahrung, in engen Partien das Richtige machen zu müssen, fehlt weitgehend. Das müssen wir korrigieren».
Hardrocker Berliat
«Hardrock-Sound gibt mir Kraft, ich kann mich aufladen, ausdrücken. Seit 30 Jahren habe ich diesen Sound im Blut». Aus diesem Satz lassen sich verschiedene Eigenschaften Berliats ableiten. Da ist zunächst die Konstanz. Wer während 30 Jahren seinen Musikgeschmack nicht gross verändert, ist bodenständig und eine treue Seele.
Mit Ausnahme von den zwei Jahren bei IBK Alba hat René Berliat Floorball Köniz die Stange gehalten, Nationalspieler geformt, den Verein in diverser Hinsicht weitergebracht. Auch privat sind drei der engsten Freunde seit Schulzeiten die gleichen. Der Rock'n'Roller war sich auch nicht zu schade, in Schweden morgens um zwei Uhr Zeitungen auszutragen oder Hotelzimmer zu reinigen. Wo andere auf ein Top-Angebot warten und zögern, hat Berliat zugeschlagen. Es war eine Grenzerfahrung, die er in der Schweiz nicht hätte machen können - er hätte auch Trainer in Chur werden können, hatte aber abgelehnt. «Ich wäre nicht weit genug weg gewesen. Ich wollte mich im Ausland als Mensch und Trainer durchbeissen und bin stolz darauf, das geschafft zu haben». Das Land Schweden hat es ihm angetan - wenn sich die Möglichkeit eines Trainerjobs in der Elitserien ergibt, würde er nicht lange überlegen. Bezüglich Sound wäre Berliat in Skandinavien sowieso im Paradies, bei Alba war Hardrock allgegenwärtig. In Köniz muss er diesbezüglich Kompromisse eingehen - in der Garderobe bestimmt das Team die Playlist.