Teamplayer mit Kultstatus
Nur wenige Spieler, die es im Unihockeysport so weit gebracht haben wie Reto Luginbühl, haben ihre Karriere in der vierten Liga bei einem Dorfklub (SC Laupen) lanciert. Und wohl nicht einmal der Protagonist selbst hätte damals von einer derart erfolgreichen, einzigartigen Laufbahn geträumt. Trotz all diesen Erfolgen ist Luginbühl in all den Jahren ein bescheidener bodenständiger und vorbildlicher Teamspieler geblieben. Und dies, obwohl er massgeblich am Aufstieg Wilers zur Nummer Eins im Schweizer Unihockey beigetragen hat und dabei als Integrationsfigur zum unangefochtenen Publikumsliebling avancierte. Artikel lesen
Teamplayer mit Kultstatus
Während acht Jahren erarbeitete sich Reto Luginbühl bei den Wiler-Fans Kultstatus, seit dieser Saison stellt er sich bei den Unihockey Tigers einer neuen Herausforderung.
TEXT: Emanuel Antener
FOTOS: Ursula Bösch / Damian Keller
Nur wenige Spieler, die es im Unihockeysport so weit gebracht haben wie Reto Luginbühl, haben ihre Karriere in der vierten Liga bei einem Dorfklub (SC Laupen) lanciert. Und wohl nicht einmal der Protagonist selbst hätte damals von einer derart erfolgreichen, einzigartigen Laufbahn geträumt. Trotz all diesen Erfolgen ist Luginbühl in all den Jahren ein bescheidener bodenständiger und vorbildlicher Teamspieler geblieben. Und dies, obwohl er massgeblich am Aufstieg Wilers zur Nummer Eins im Schweizer Unihockey beigetragen hat und dabei als Integrationsfigur zum unangefochtenen Publikumsliebling avancierte.
Nach den ersten Gehversuchen im Unihockey entwickelte sich Luginbühl via Elitejunioren zum NLB-Spieler beim SC Laupen. Aufgrund des Abstiegs in die erste Liga wechselte er zu B-Ligist UHU Bern, das später mit Laupen zu UHU Laupen-Bern fusionierte. Die Mannschaft stieg auf, um sich bereits ein Jahr später wieder aus der obersten Spielklasse zu verabschieden. Dies veranlasste Luginbühl, der bereits erste Einsätze in der Nationalmannschaft erhielt, zu einem Verbleib in der NLA. Der SV Wiler-Ersigen, gerade aufgestiegen, entpuppte sich aus zwei Gründen als der richtige Verein: Erstens spielte Retos jüngerer Bruder Marco (heute Bern Capitals, NLB) bereits bei den Grün-Weissen und zweitens überzeugte ihn das Projekt «Zoom 2000», mit dem ihn der heutige Präsident Andreas Iseli und der damals neue Sportchef Marcel Siegenthaler von einem Transfer überzeugten. Bei «Zoom 2000» ging es darum, durch intensive Nachwuchsförderung mittelfristig an die nationale Spitze zu gelangen.
Ein wesentlicher Bestandteil, der Luginbühl bei Wiler zur «Legende» machte, war die Eigenschaft, dass er als einer von wenigen Spielern die persönlichen Vorlieben bedingungslos dem Teamgedanken unterordnete. Zum Beispiel sprang Reto ein, als bei Wiler Verteidigerknappheit herrschte. Er betrachtete dies als interessante Herausforderung und versuchte, möglichst viel von dieser neuen Erfahrung zu profitieren.
Kontinuierlicher Aufstieg
Bereits in der ersten NLA-Saison qualifizierte sich Wiler für die Playoffs, wo man unglücklich gegen Malans ausschied. Gelang Luginbühl im ersten Spiel nach dem Ausgleich in der Verlängerung gar noch der Siegtreffer, fand im legendären dritten Spiel, das erst nach 139 Minuten entschieden wurde, der entscheidende Schuss Michael Gfellers den Weg ins Tor ausgerechnet durch die Beine von Reto Luginbühl. In der Folge erreichte Wiler stets die Playoffs, und scheiterte 2002 und 2003 jeweils erst im Final. Der erste Meistertitel im folgenden Jahr bezeichnet er als den grössten Erfolg seiner Karriere. «Er entschädigte für den ganzen Aufwand, den ich in den sechs Jahren bei Wiler investiert hatte», beschreibt Reto diesen Erfolg. Es folgte die Saison mit dem «Triple», in der Luginbühl zwar nicht mehr so viel eingesetzt wurde wie in den Jahren zuvor, er aber für die Mannschaft neben dem Feld unheimlich wertvolle und unersetzliche Arbeit leistete.
Für die Nationalmannschaft spielte Luginbühl zwischen 1997 und 2000, wobei er an zwei Weltmeisterschaften teilnehmen durfte und dabei zwei Medaillen gewann. Danach gab er seinen Rücktritt, um die wenigen freien Weekends privat zu geniessen.
Die produktivste Saison gelang Luginbühl 01/02, als er 51 Skorerpunkte erzielte. Tore bedeuten Luginbühl vor allem insofern etwas, «als sie der Mannschaft helfen, Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein». Nach dem «Triple» mit Wiler-Ersigen wechselte er zu den Unihockey Tigers, wo die Mannschaft bisher hinter den Erwartungen zurückblieb und auf dem mageren sechsten Rang liegt.
Rückkehr nach Zuchwil
In der fünften Runde kehrte Luginbühl mit den Tigers gegen seinen Exclub an die Erfolgsstätte zurück. Er stellt fest: «Während dem Spiel hatte ich Gänsehaut, zudem war ich ziemlich nervös - vergleichbar mit dem ersten NLA-Spiel!»
Nun geht es für ihn darum, nach dem Trainerwechsel bei den Tigers den Fokus auf die Zukunft zu richten und wieder auf die Erfolgsstrasse zu finden. So düster sieht es dabei gar nicht aus. «Die Differenz zum Strich ist noch aufzuholen und im Cup sind wir ja auch bereits im Halbfinal, wo mit dem Heimspiel gegen Rychenberg eine schwierige, aber durchaus lösbare Aufgabe auf uns wartet.»
Time-Out - dann Trainer?
Wie es für ihn nach dieser Saison weitergeht, weiss Luginbühl noch nicht. Denkbar ist vieles: Von weiteren Höhenflügen in der NLA bis zu einem (temporären) Abschied aus dem Unihockeyzirkus. Er kann es sich durchaus vorstellen, später als Trainer zu wirken. Allerdings plant er nach dem Karrierenende eine Auszeit, damit er sich anderen Dingen widmen kann, die bei der grossen Belastung in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind. «Eine allfällige Rückkehr zum Unihockey will reiflich überlegt sein und muss sich mit den privaten und beruflichen Umständen vereinbaren lassen.», wagt Reto eine unsichere Prognose. Sicher ist bis dahin nur eines: In den Herzen der eingefleischten Wilerfans wird Reto Luginbühl mit seiner einmalig vorbildlichen, bescheidenen Art noch lange präsent bleiben.
In der gedruckten Ausgabe:
Luginbühl im Interview über die Wiler-Fans, den Transfer und die Tigers.