Il Capitano
Wer Erfolg will, braucht gute Spieler. Wenn die guten Schweizer Spieler nicht angelockt werden können, verpflichtet man eben Ausländer. Ausländer kosten den Verein zwar Geld Geld, von dem die Schweizer nur träumen können aber solange sie sportlich besser sind als die verfügbaren Schweizer und der Verein die Finanzierung gewähleisten kann, ist das in Ordnung. So sieht das Fabio Mutti, Captain bei Basel Magic. Artikel lesen
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Fabio Mutti gehört trotz seines italienischen Passes nicht zur Ausländerfraktion bei Basel Magic. Ein Portrait des Captains der Bebbi.
TEXT: DAMIAN KELLER
FOTOS: Daniel Zannantonio / Damian Keller
Wer Erfolg will, braucht gute Spieler. Wenn die guten Schweizer Spieler nicht angelockt werden können, verpflichtet man eben Ausländer. Ausländer kosten den Verein zwar Geld - Geld, von dem die Schweizer nur träumen können - aber solange sie sportlich besser sind als die verfügbaren Schweizer und der Verein die Finanzierung gewähleisten kann, ist das in Ordnung. So sieht das Fabio Mutti, Captain bei Basel Magic.
Basler Kern
Es ist kein Basler Sonderfall, dass die Ausländer im Team Entschädigungen und Vergünstigungen erhalten, die den Schweizern vorenthalten bleiben. Bei Basel ist aber die Menge speziell. Nur Kristian Talme verfügt über einen «normalen» Job - Kalle Berglund, Jacob Ericson und Christoffer Lindberg sind, abgesehen von Gelegenheits-Jobs, als Profis vom Verein angestellt. Für eine handvoll Spiele kam auch noch Alexander Wallberg hinzu, was den zu Wiler-Ersigen wechselnden Patrick Mendelin promt phasenweise auf die Bank beförderte. «Natürlich kommt man sich manchmal etwas komisch vor, wenn man als Schweizer nichts erhält» gibt Fabio Mutti zu. «Aber wir haben begriffen, dass es zumindest im Moment ohne die Ausländer einfach nicht geht». Mit «wir» meint er unter anderem den Basler Kern, der schon einige Jahre zusammen spielt. Kaspar Mosimann etwa, wobei dieser Ende Saison wohl aufhören wird. Oder Patrick Schneider, der mit ähnlichen Gedanken spielt. Aber auch Stefan Renggli, Christoph Hofer und Torhüter Pascal Nieth. Dieser Kern ist zum grossen Teil verantwortlich für die gute Stimmung, die im Team herrscht. Mutti kommt als Captain eine besondere Rolle zu. «Wir sind noch zu schnell zufrieden mit uns» bedauert er. «Seit der Finalrunden-Qualifikation haben wir schon nachgelassen, das ist schade. Es braucht viel Energie, um als Captain die Jungs immer wieder anzutreiben». Die vielen Ausländer und die meistens englische Sprache in den Trainings machen es nicht einfacher. «Menschlich sind aber alle Ausländer diese Saison top - da haben wir in den letzten Jahren schon ganz anderes erlebt» urteilt Mutti.
Führungspersönlichkeit
Mutti pendelt zwischen dem Wohnort Mümliswil im Solothurnischen, den Trainings in Basel und dem Job in Rothrist. Dazu drückt er zweimal pro Woche die Schulbank, um sich zum Bankfachmann weiterzubilden. «Bis Basel Magic als Blue Chip angesehen werden kann, dauert es wohl noch eine Weile» witzelt er. Die grosse zeitliche Belastung kommentiert er mit einem Schulterzucken. «Ich habe Verständnis für Spieler, die voll auf den Beruf setzen und ihre Karriere beenden oder in einer tieferen Liga weiter spielen. Ich will das aber nicht, dafür ist mein Wille und Ehrgeiz zu gross. Und im Moment bekomme ich alles unter einen Hut, auch wenn es manchmal schon ein Mammut-Programm ist». Bis 30 ganz auf die Karte Unihockey zu setzen und sich erst dann ums berufliche Fortkommen zu kümmern ist nicht seine Sache. Dafür ist er auch neben dem Platz zu ehrgeizig.
Als er vor vier Jahren von Lok Reinach zu Magic kam, war er ein Nobody. Mit Einsatz und Toren hat er sich an die Spitze der Team-Hierarchie empor gearbeitet. «Mein Einsatz liegt immer bei mindestens 100 Prozent - ich will mir nie vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben. Vom Talent her bin ich vielleicht weniger gesegnet als andere, aber meine Einstellung stimmt immer». Er bewundert Spieler wie Matthias Hofbauer, bei denen beides zur Genüge vorhanden ist.
Sonderfall Nati
Den italienischen Pass besorgte sich Mutti erst, als das Thema Nationalmannschaft aktuell wurde. Italienisch spricht er nicht - sein Vater hatte es vermieden, ihn und Schwester Manuela zweisprachig aufwachsen zu lassen. «Das ist schade. Irgendwann werde ich das Versäumte nachholen». Immerhin die Nationalhymne kann er - das war quasi die Aufnahmebedingung für die Squadra Azzurra. An der WM in Schweden wird Mutti mit seinem Team um den Verbleib in der A-Gruppe kämpfen - den Platz, den man an der WM in Kloten erobert hatte. Bei einer Überraschung gegen eine Nation aus dem Osten (Russland oder Lettland) könnte das auf direktem Weg gelingen. Falls nicht, ist Mutti für das Abstiegsduell gegen Deutschland zuversichtlich. «Die Deutschen packen wir. In den Partien gegen die Grossen geht es nur um Schadensbegrenzung, da ist für uns nichts zu holen» weiss er. Auch wenn er in der Schweiz geboren und Schweizer ist, kommt beim Überstreifen des blauen Trikots dennoch italienischer Nationalstolz auf. Wetten, dass Mutti seine Teamkollegen auch in Schweden über den Strich, sprich zum Klassenerhalt treiben wird?