Dietlikons Sternstunde
Simone Berner konnte in der Schlussphase des Finals mit dem Ball alles anstellen was sie wollte es gelang ihr auch. Dass sie nicht zu einem Zorromove ansetzte, überraschte gerade noch. Aber solche «Spergamenter» braucht die 26-jährige Abwehrchefin gar nicht. Sie strahlte am ganzen Europacup eine Ruhe aus, die sich wohltuend auf die ganze Dietliker Mannschaft auswirkte. Berner führte mit Taten, nicht mit Worten. Artikel lesen
Dietlikons Sternstunde
Erstmals hat Dietlikon den Europacup gewonnen. Zur richtigen Zeit war Blau-Gelb in Top-Form. Das ganze Team spielte stark Captain Simone Berner gar überragend.
TEXT: RETO VONESCHEN
FOTOS: ERWIN KELLER
Simone Berner konnte in der Schlussphase des Finals mit dem Ball alles anstellen was sie wollte - es gelang ihr auch. Dass sie nicht zu einem Zorromove ansetzte, überraschte gerade noch.
Aber solche «Spergamenter» braucht die 26-jährige Abwehrchefin gar nicht. Sie strahlte am ganzen Europacup eine Ruhe aus, die sich wohltuend auf die ganze Dietliker Mannschaft auswirkte. Berner führte mit Taten, nicht mit Worten. Und anders als an der Weltmeisterschaft zog sie ihre Dominanz bis zum Schluss durch, nein, noch besser, sie steigerte sich im entscheidenden Moment sogar noch.
Nach vier Assists im Halbfinale traf sie zum wichtigen 1:1 Ausgleich gegen IKSU und bediente Ingvild Översveen beim Freistoss zum 4:2. «Es lief alles für uns», fasste sie ihre Gefühle kurz und bündig zusammen. Auch mit wenig Worten kann man viel sagen. Wir sagen nur: zwei Tore, zehn Assists, Rang 3 der Skorerwertung.
FAVORIT IKSU AM DRUCK GESCHEITERT
Dass Dietlikon gegen das favorisierte Team aus Umea gewann, kam für viele überraschend. IKSU hat die letzten drei Finals - zweimal das schwedische Endspiel, einmal den Europacup - für sich entschieden, Dietlikon war nach vier Jahren erstmals wieder an einem internationalen Turnier. Im Halbfinale liessen die Schwedinnen dem nachmaligen Dritten NST Lappeenranta (FIN) keine Chance, Dietlikon hatte lange Zeit Mühe mit den defensiven Crazy Girls aus Liberec (CZE). Aber auch nach der zweimaligen Führung zu Beginn der Partie fanden die Schwedinnen nie ins Spiel, blieben vor allem im zweiten Drittel erstaunlich passiv und im letzten zu wenig gefährlich um die starke Laura Tomatis - nach Berner die beste Dietlikerin - zu gefährden. «Wir haben den Druck gewinnen zu müssen gespürt» musste der erstmals geschlagene IKSU-Coach Curt Söderström eingestehen. Von einem Fiasko wollte er aber nichts wissen. «Dietlikon hat die Tore gemacht, wir nicht.»
INTENSIVE SPIELBEOBACHTUNGEN
Akribisch bereitete sich die Zürcher Trainercrew auf die internationalen Einsätze vor. Selbst der letzte Saison zurückgetretene Urs Gartmann wurde für den Europacup reaktiviert. Vor allem in die Beobachtung der Gegner investierten er und Headcoach Marco Moser viel Zeit. Das Halbfinalspiel IKSU's sahen sie sich zusammen mit Natitrainer Felix Coray an. Eine wichtige Hilfe, wie Moser betont. «Er hat uns einige sehr gute Tipps gegeben. Wir waren ausgezeichnet vorbereitet für das Finalspiel.» Mit zehn Spielerinnen spielten die Zürcherinnen durch - der Erfolg gab Moser/Gartmann Recht. In den Gruppenspielen sowie im letzten Drittel des Halbfinals konnten die Spielerinnen des dritten Blocks zeigen was sie konnten. Ein Niveauunterschied zu den ersten beiden Formationen war deutlich sichtbar.
NUR IN ZWEI SPIELEN GEFORDERT
Im ersten und im letzten Spiel des Turniers wurde Dietlikon richtig gefordert. Kein Ruhmesblatt für das internationale Frauenunihockey. Im Startspiel gegen NST hatte Dietlikon mehr Mühe mit dem kleinen Feld in der Idrottshalle als mit dem hartnäckigen Gegner. Erst im Schlussdrittel stimmte die Justierung. Gegen Rubene/Rants (LAT, 13:0) und Nizhny Novgorod (RUS, 14:2) floss wohl weniger Schweiss als in manchen Trainings. Moser und Gartmann nutzten die Trainingsspiele zur Kadersichtung und setzten jede Spielerin ein.
BERNERS ADJUDANTEN
Neben Berner glänzte wie erwähnt auch Torhüterin Tomatis. Die Tessinerin beginnt Spiele traditionell etwas unkonzentriert, mit jeder Minute, die gespielt ist, wird sie aber stärker. In den wichtigsten Momenten kann sie über sich hinauswachsen und mit sicheren Aktionen für viel Ruhe sorgen. An der Seite Berners spielte auch Verteidigerin Anna Bürgi einen starken Europacup. Sara Schäfer ist zwar noch nicht an der Topform der letzten Saison angelangt, trifft aber in den entscheidenden Momenten immer. Mit sieben Toren hat sich die norwegische Internationale Ingvild Översveen als Torschützin vom Dienst profiliert. Nur Monika Lindqvist (IKSU) traf einmal mehr.