Hubers Tenüwechsel
Nach sieben Meistertiteln in Serie war in der letzten Saison für Liga-Dominator Wiler-Ersigen schon im Playoff-Viertelfinal Schluss. Verantwortlich dafür war der HC Rychenberg, der auf den Punkt genau zu Hochform auflief und spielerisch brillierte. „So gut waren wir noch nie", bringt es auch Marc „Sunshine" Huber auf den Punkt, wenn er auf die Playoffs der letzten Spielzeit zurück blickt. Und er ist einer, der das beurteilen kann, hat er doch gerade die sechste Saison für den HCR in Angriff genommen. „Sunshine" wird er übrigens in Unihockeykreisen genannt, da er früher mit längerer Haarpracht unterwegs war, was seine Teamkollegen an einen so genannten Exponenten aus dem Football-Film „Remember the Titans" erinnerte. Auf „Hubi" hört er auch, Marc nennt ihn eigentlich niemand. Für Huber ist in dieser Saison vieles neu. Eine kleine Korrektur brachte er gleich selber an: Er wechselte nach vier Jahren seine Rückennummer (neu 55 statt 95), was er im Verlauf seiner Karriere immer dann tat, wenn er mit seiner persönlichen Saison nicht zufrieden war. „Bis zu den Playoffs zeigte ich nicht das, was ich von mir erwartet hätte", bekennt er. Er trug sich gar mit Rücktrittsgedanken, ehe durch die starke Vorstellung in den Playoffs das Feuer wieder aufloderte. Bei der Wahl der neuen Nummer orientierte sich an seinem Lieblings-NHL-Spieler Niklas Kronwall - der Schwede der Detroit Red Wings gilt als stahlharter und technisch äusserst beschlagener Verteidiger. Was Sunshine da noch nicht wissen konnte - Cheftrainer Rolf Kern sollte beschliessen, Verteidiger Huber im Herbst als Stürmer einzusetzen.
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Hubers Tenüwechsel
Der HC Rychenberg ist mit einem neuen Söldner-Kleeblatt in die neue Saison gestiegen - und mit Marc Huber auf einer ungewohnten Position. Aus dem Verteidiger-Haudegen ist plötzlich ein Stürmer geworden.
Nach sieben Meistertiteln in Serie war in der letzten Saison für Liga-Dominator Wiler-Ersigen schon im Playoff-Viertelfinal Schluss. Verantwortlich dafür war der HC Rychenberg, der auf den Punkt genau zu Hochform auflief und spielerisch brillierte. „So gut waren wir noch nie", bringt es auch Marc „Sunshine" Huber auf den Punkt, wenn er auf die Playoffs der letzten Spielzeit zurück blickt. Und er ist einer, der das beurteilen kann, hat er doch gerade die sechste Saison für den HCR in Angriff genommen. „Sunshine" wird er übrigens in Unihockeykreisen genannt, da er früher mit längerer Haarpracht unterwegs war, was seine Teamkollegen an einen so genannten Exponenten aus dem Football-Film „Remember the Titans" erinnerte. Auf „Hubi" hört er auch, Marc nennt ihn eigentlich niemand.
Für Huber ist in dieser Saison vieles neu. Eine kleine Korrektur brachte er gleich selber an: Er wechselte nach vier Jahren seine Rückennummer (neu 55 statt 95), was er im Verlauf seiner Karriere immer dann tat, wenn er mit seiner persönlichen Saison nicht zufrieden war. „Bis zu den Playoffs zeigte ich nicht das, was ich von mir erwartet hätte", bekennt er. Er trug sich gar mit Rücktrittsgedanken, ehe durch die starke Vorstellung in den Playoffs das Feuer wieder aufloderte. Bei der Wahl der neuen Nummer orientierte sich an seinem Lieblings-NHL-Spieler Niklas Kronwall - der Schwede der Detroit Red Wings gilt als stahlharter und technisch äusserst beschlagener Verteidiger.
Taktik missverstanden
Was Huber da noch nicht wissen konnte - Cheftrainer Rolf Kern sollte beschliessen, Verteidiger Huber im Herbst als Stürmer einzusetzen. „Kern fragte mich im Sommertraining während eines Berglaufs einmal, ob ich mir das vorstellen könne. Ich sagte nein", erinnert sich Huber. Er glaubte die Sache damit vom Tisch. Er spielte zwar zu Beginn seiner Karriere im Sturm, richtete sich aber im Verlauf der letzten acht Jahre in der Defensivzone ein. Beim von GC organisierten Test-Turnier in Zürich Anfang September sah er seinen Namen beim Betreten der Garderobe auf der Taktiktafel dann aber trotzdem im Sturm. „Kern sagte mir, er brauche einen zusätzlichen Stürmer, der die Bälle gut halten könne", sagt Huber. Offenbar hat er dabei etwas missverstanden, denn er erzielte an diesem Tag an der Seite von Nik Gassmann und Pascal Kern gleich die Hälfte aller acht Treffer des HCR. Nichts mit Ball halten. Lieber gleich rein damit.
„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich wohl die Rückennummer von Damien Brunner oder Henrik Zetterberg gewählt", seufzt Huber, um dann anzufügen: „Im modernen Unihockey sollte ja jeder Spieler jede Position besetzen können. So werde ich in meinem Alter halt noch modern." Mit 28 Jahren gehört Huber nicht nur in seinem Team schon zu den Älteren auf dem Platz.
Der Schwede kocht
Mitverantwortlich für den starken Abschluss der letzten HCR-Saison waren Nati-Goalie Pascal Meier sowie die drei Finnen Mikael Lax, Jukka Kinnunen und Mikko Hautaniemi. Diese Teamstützen sind alle weg, spielen in dieser Saison in Schweden (Meier und Kinnunen) oder Finnland. Neue Söldner mussten also her. Die Finnen Teemu Kortelainen (Torhüter) und Niklas Niiranen (Verteidiger) sowie der tschechische Internationale Petr Kolos (Verteidiger) wurden geholt, um die Lücke zu schliessen. Dass mit Mikael Lundin auch noch ein abschlussstarker Schwede den Weg nach Winterthur fand, hat Huber gleich selber miteingefädelt. „Ich spielte mit Lundin vor bald zehn Jahren in Uster zusammen. Er sprach kein Deutsch, ich nur wenig Englisch - wir verstanden uns auf Anhieb wunderbar", erinnert er sich schmunzelnd. Die beiden hielten über all die Jahre den Kontakt aufrecht.
Er bot dem Schweden, der dann Deutsch lernte und die Sprache bis heute ausgezeichnet beherrscht, auch gleich eine Unterkunft in seiner Wohnung an. Nach der Trennung von seiner Partnerin im Sommer hatte sich spontan Platz für einen WG-Kollegen ergeben. Und weil mit der Partnerin auch gleich der Fernseher verschwand, hatten die beiden sofort viel Zeit, sich wieder neu kennenzulernen. Da Lundin momentan noch keinen Job gefunden hat, obliegt diesem das Kochen in der Unihockey-WG. „Am besten gefallen mir bisher die italienischen Abende mit Pizza und Rotwein", sagt Huber lachend. Er steht dazu, auch während der Saison nicht asketisch leben zu wollen. „Ich muss mich in meiner Haut wohl fühlen, sonst stimmt auch die Leistung nicht."

Marc Huber beim Covershooting für die Oktoberausgabe. (Bild: Erwin Gahr)
Süsses in Schubladen
Ihren Lauf genommen hat Hubers Karriere in Dübendorf. Mit Schulkollege Jan Binggeli (heute Chur Unihockey) und den Jungs aus dem Quartier wurden an Mittwochnachmittagen ganze Siedlungsmeisterschaften ausgetragen. Im Winter auch auf Schnee mit einem schwarzen Ball. „Ihr bringt ein Tor mit, wir eines, dann gehts los", schildert Huber diese Anfänge. Von den D-Junioren bis zur ersten Mannschaft (1. Liga) spielte er für Jump Dübendorf, ehe er als 17-Jähriger zu Uster wechselte. Dort stieg er gemeinsam mit Lundin und Binggeli in die NLA auf, kehrte nach der Rekrutenschule aber trotzdem wieder zu Jump zurück. Nach einem halben Jahr bei Dietlikon (NLB) nahm er bei Uster einen ersten Anlauf in der NLA, wurde jedoch durch ein gegen Rychenberg erlittenes Schleudertrauma zurückgeworfen. „Ich brauchte fast zwei Jahre, bis ich mich endgültig davon erholt hatte", schildert Huber die Phase des Leidens. Diese Zeit verbrachte er unter Radim Cepek bei Dietlikon in der 1. Liga, ohne jedoch auf die weltlichen Genüsse abseits des Platzes zu verzichten.
Gleichzeitig wechselte der Haustechnikplaner von der körperlich anspruchsvollen Arbeit auf dem Bau ins Büro. „In den Schubladen des Schreibtisches hatte es prima Platz für Chips und andere Leckereien", sagt er. Das Resultat dieser Prioritätensetzung waren ein paar Kilo Übergewicht, als er in der Saison 2008/09 zum HCR stiess. „In dieser Saison musste ich wirklich unten durch. Aber ich trainierte mehr als vorher und achtete wieder auf die Ernährung - so war ich mit der Zeit wieder in Form", sagt Huber. Nach der ersten Saison in Winterthur wechselte er dennoch die Rückennummer von 91 auf 95. Es sollte für vier Jahre der letzte Wechsel sein.
Lehrmeister Tom Weber
Huber stiess in der gleichen Saison wie die Thurgauer Marc Schadegg und Thomas Wolfer zum Team. Die drei kannten sich aus giftigen 1.-Liga-Duellen zwischen Jump Dübendorf und Floorball Thurgau und mochten sich folglich nicht auf Anhieb. Erst nach ein paar Trainings sagte Schadegg zu Huber: „Hey, du bist ja gar nicht so ein Arsch, wie ich immer dachte." Er hatte erkannt, dass zwischen dem verbal und physischen austeilenden Spieler Huber und dem angenehmen Menschen „Sunshine" ein Unterschied besteht.
Angesichts der sportlichen Herkunft fragten sich hingegen alle drei gegenseitig, was man denn wohl in der NLA verloren habe. Nun, aus dem „Doppelmeter" Wolfer wurde ein Nationalspieler, aus Schadegg ein anständiger Stürmer - und Marc Huber entwickelte sich an der Seite von Lehrmeister Tom Weber nicht nur zu einem soliden NLA-Verteidiger, sondern im Verlauf der nächsten Jahre gar zur unverzichtbaren HCR-Teamstütze. „Von Tom konnte ich enorm profitieren. Ich schaute ihm Auslösungen und sein Verhalten in vielen Situationen ab", so Huber. Als es noch modern war, dass sich die beiden Verteidiger vor der Angriffsauslösung unzählige Querpässe hin- und herspielen, produzierten Huber und Weber fast Furchen in die Hallenböden. Auch heute noch ist Tom Weber einmal pro Woche im HCR-Training anzutreffen.
Auswahl vorhanden
Die Winterthurer haben nach den gewichtigen Abgängen ihr Kader um das zusammenbleibende Gerüst an Schweizer Spielern mit genug Qualität ergänzt, um ein sicherer Kandidat für die besten acht Teams der NLA zu sein. „Wir haben in der letzten Saison gesehen, dass wir - anders als in Vorjahren - nicht nur über einen starken Block verfügten. Das stimmt mich für diese Saison zuversichtlich", zeigt sich Huber optimistisch. Nach dem 5:0 in Kloten folgte mit dem 2:6 gegen Uster aber auch bereits der erste Dämpfer. „Gameplan nicht umgesetzt, eine verdiente Niederlage", analysiert Huber, der bei der Reduktion auf zwei Blöcke wieder in der Verteidigung zum Einsatz kam. Wie ein moderner Spieler eben, der überall eingesetzt werden kann. Bei drei Linien kämpft er aber weiter an vorderster Front. Und ans Aufhören sollte er Ende Saison nicht wieder denken. Sollte die Saison nicht ganz nach Wunsch verlaufen, stehen immer noch ein paar Trikotnummern zwischen 1 und 99 zur Verfügung, die noch nicht gebraucht wurden.
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