Das Kunstwerk
Wenn einer sagt, er höre gerne Mani Matter, Züri West und Patent Ochsner, denkt man dabei nicht direkt an einen Schweden. Aber Jens Frejd hat sich nach seiner Ankunft beim UHC Grünenmatt vor fünf Jahren schnell akklimatisiert. Einerseits war er dazu gezwungen - nur wenige Mitspieler sprachen gut Englisch, auch die Kommunikation mit den damaligen Trainern Tomas Trnavsky und Hanspeter Hiltbrunner hatte auf Deutsch zu erfolgen. Also brachte sich Frejd die Sprache selber bei - unglücklicherweise hatte er in Schweden an der Schule Spanisch gelernt, nicht Deutsch. Vorerst war er mit einem bunten Mix aus Hochdeutsch und Dialekt unterwegs, bis daraus ein zumindest für Zürcher Ohren beeindruckend lupenreines Berndeutsch wurde. „Ich hatte fünf Stunden bei einer Privatlehrerin - aber ich stellte fest, dass ich die Sprache am besten selber lerne. Schliesslich wollte ich schneller als die Tschechen im Team sein", blickt Frejd schmunzelnd zurück. Seine WG-Kollegen Marcel Arm und Dominik Wüthrich halfen ihm dabei. „Chani no eis ha", war der erste Satz, den ihm die beiden im Pub beibrachten.
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Das Kunstwerk
Jens Frejd gehört zu den farbigen Typen der Unihockeyszene. Nach fünf Jahren im Emmental wollte der Schwede wieder in eine Stadt und klopfte von sich aus beim HC Rychenberg an.
Wenn einer sagt, er höre gerne Mani Matter, Züri West und Patent Ochsner, denkt man dabei nicht direkt an einen Schweden. Aber Jens Frejd hat sich nach seiner Ankunft beim UHC Grünenmatt vor fünf Jahren schnell akklimatisiert. Einerseits war er dazu gezwungen - nur wenige Mitspieler sprachen gut Englisch, auch die Kommunikation mit den damaligen Trainern Tomas Trnavsky und Hanspeter Hiltbrunner hatte auf Deutsch zu erfolgen. Also brachte sich Frejd die Sprache selber bei - unglücklicherweise hatte er in Schweden an der Schule Spanisch gelernt, nicht Deutsch. Vorerst war er mit einem bunten Mix aus Hochdeutsch und Dialekt unterwegs, bis daraus ein zumindest für Zürcher Ohren beeindruckend lupenreines Berndeutsch wurde. „Ich hatte fünf Stunden bei einer Privatlehrerin - aber ich stellte fest, dass ich die Sprache am besten selber lerne. Schliesslich wollte ich schneller als die Tschechen im Team sein", blickt Frejd schmunzelnd zurück. Seine WG-Kollegen Marcel Arm und Dominik Wüthrich halfen ihm dabei. „Chani no eis ha", war der erste Satz, den ihm die beiden im Pub beibrachten.
Über 40 Punkte im Schnitt
Mit Ach und Krach in die Playoffs, in den Viertelfinals war gegen Qualifikationssieger Tigers Langnau auf direktestem Weg Schluss - die letzte Saison verlief für den HC Rychenberg nicht wunschgemäss. Das soll sich in dieser Spielzeit ändern. Einerseits ist „Tormonster" Mikko Hautaniemi aus Finnland zurückgekommen. Viel zu einer effizienteren Offensive soll aber auch Jens Frejd beitragen. Der 28-jährige Schwede nimmt seine sechste Saison in der Schweiz in Angriff und erzielte bei seinen bisherigen Stationen Grünenmatt und Tigers im Schnitt über 40 Punkte pro Saison. Der Spielplan wollte es, dass die Winterthurer schon in den ersten Runden auf Frejds alte Teamkollegen trafen. Gegen die Tigers schoss er drei Tore, trotzdem gingen beide Partien verloren. Nach drei Partien noch keinen Punkt auf dem Konto - so hatte man sich den Saisonauftakt nicht vorgestellt.
Frejd selber war mit der Vorbereitung nur mässig zufrieden. „Ich muss noch egoistischer werden, mehr den Abschluss als nur den Pass suchen - aber ich komme seit Jahren erst gegen Weihnachten in Topform, wenn die Saison in die entscheidene Phase geht", sagt er. Weitere Tore können trotzdem schon in den kommenden Wochen nicht schaden, wenn der HCR ohne erneutes grosses Zittern in die Playoffs will.

Jens Frejd holt Mika Hautaniemis Glückwunsch ab. (Bild: Damian Keller)
Freiwillig ohne Zorro
Jens Frejd hat sich in der Szene längst einen Namen gemacht. Nicht zuletzt mit seinen „Zorro-Moves" - auch gegen die Tigers erzielte er einen Treffer auf diese Art. „Für mich ist es ein tolles Element, um beim Abschluss bessere Winkel zu bekommen. Ich mache den Trick nicht zum plagieren in der eigenen Platzhälfte", erklärt Frejd, der als junger Spieler durch Youtube-Videos von Zorro-Treffern in Schweden in die Schlagzeilen geriet. „Heute kann den Trick mit der richtigen Schaufel ja jedes Kind - die Kunst ist es, ihn im Spiel richtig anzuwenden." Als Rechtshänder und Rechtsausleger hatte er beim Üben das Problem, in der linken Hand wenig Gefühl zu haben. Es brauchte viel Training, bis der Move zum reinen Reflex wurde, den er heute gar nicht mehr trainieren muss.
In seiner dritten Saison bei Grünenmatt hatte er es aber satt, auf diesen Trick reduziert zu werden und verzichtete komplett darauf. Er wollte zeigen, dass er auch auf „normale Art" erfolgreich sein kann - und legte mit 51 Skorerpunkten seine bis dahin beste Saison hin. Nur letzte Saison bei den Tigers war er noch erfolgreicher, als er mit den Emmentalern die Qualifikation gewann und den Playoff-Final erreichte. „Ich werde versuchen, einen Teil der letzte Saison erlebten Winner-Mentalität in den HCR hineinzutragen", sagt er dazu.
Bunter Hund
Während Frejds sportlichen Vorbilder wie die Fussballer Stefan Schwarz oder Sinisa Mihajlovic eher nüchterne Arbeiter sind, präsentiert er sich selber auf dem Platz als Künstler mit herausragenden technischen Fähigkeiten. Dazu passt, dass er selber ein wandelndes Kunstwerk geworden ist. Die Tattoos auf seinem Körper sind nicht zu übersehen. In der ersten Woche nach seinem 18. Geburtstag - in Schweden sind Tattoos nur für Volljährige legal - liess er sich auf dem Rücken ein Tribal mit den Initialen „JF" stechen, die für ihn und seinen früh verstorbenen Vater Jonas gelten. Zwei Jahre später kamen an einer Tattoo-Messe die „Bärenkratzer" an der Wade dazu. „Von der Idee bis zur Umsetzung ging es knapp zehn Minuten", verrät Frejd. Wieder an einer Messe, diesmal mit etwas mehr Planungszeit, kam das Familienporträt auf die Brust - um die Familie, weit weg von daheim, nahe am Herzen zu haben. Die zwei Schwalben in der Bauchregion stehen für die Unberechenbarkeit des Lebens, das von Freiheit und Lebensfreude bis Tod alles zu bieten hat.
Das bisher letzte und grösste Tattoo ziert seinen linken Arm. Dabei liess er einem Künstler völlig freie Hand. Drei Sitzungen und insgesamt 20 Stunden dauerte es, bis das Kunstwerk vollendet war. „Ohne Schmerzen geht das nicht. Ein paar Mal wurde ich fast ohnmächtig", gibt Frejd zu. Und bekanntlich sind Tattoos eine Sucht - weiterer Körperschmuck wird folgen.
Den ganzen Text, das persöniche Interview und alle farbeigen Bilder finden Sie in der gedruckten Ausgabe.