Ausgabe 159, Januar 2020 - Saison 2019/2020

An eine U19-WM mit Finnland reichte es Kim Hyrkkönen nicht ganz. Bei Chur Unihockey ist das 19-jährige Mitbringsel von Trainer Iivo Pantzar aber bereits beeindruckender Leader und Antreiber.

Bei Saisonbeginn war Kim Hyrkkönen noch 18 Jahr jung. Bald feierte er den 19. Geburtstag bei bester Stimmung, denn der Saisonstart gelang den stark verjüngten Bündnern über Erwarten gut - aus den ersten sechs Partien resultierten fünf Siege, vier davon in Folge gegen die vermutete Konkurrenz am Playoffstrich (Tigers, Rychenberg, WaSa und Uster). Die Liga lernte den mit einer Juniorenlizenz ausgestatteten Finnen sofort kennen. Er setzte seine auf 186 Zentimeter verteilten 85 Kilogramm Muskelmasse resolut ein und präsentierte sich im Churer Team als stimmgewaltiger Center und Leader, auch wenn seine Flügel gerne mal über zehn Jahre älter sind. Für Churs Headcoach Iivo Pantzar ist Hyrkkönen gar „der ambitionierteste Spieler, den ich je trainiert habe." Mittlerweile sind die Punktgewinne der Bündner etwas rarer geworden, der Strich ist entsprechend bedrohlich nahe gerückt. Auch zum Auftakt ins neue Jahr setzte es gegen WaSa eine empfindliche 1:6-Heimniederlage ab. Churs einziger Torschütze und erster Skorer des Jahres 2020: Kim Hyrkkönen. Am Youngster wird es nicht liegen, falls aus den Playoffs doch nichts werden sollte.

Für uns gehörte Chur Unihockey lange zu den positiven Überraschungen der Saison - trotz der Abgänge zahlreicher Routiniers schien das Team souverän auf Playoffkurs zu sein.
Kim Hyrkkönen: Der Start war wirklich ausgezeichnet, wir machten als Team einen guten Job. Dann wurde es etwas härter - aber ich bin immer noch der Meinung, dass unsere Arbeit stimmt und wir oft gutes Unihockey zeigen, wenn auch nicht immer über die ganzen 60 Minuten.

Als 19-jähriger Center führst du jeweils deinen Block, deine Flügel Dennis Blomberg und Miro Lehtinen sind um die 30 Jahre alt. Fällt es dir leicht, diese „alten Männer" lautstark zu dirigieren?
Sie sind wirklich einiges älter (lacht). Aber das macht nichts, unsere Kommunikation funktioniert bestens.

Du bist gross, sprichst mit einem dröhnenden Bass und wirkst einiges älter als 19 - warst du schon früh ein Leader?
Meine Mitspieler merken immer schnell, dass ich keine Sekunde ruhig sein kann. Manche würden mich wahrscheinlich sogar als etwas zu sozial beschreiben (lacht laut). Jedenfalls bin ich definitiv kein introvertierter Finne und entspreche diesem Klischee in keiner Weise.

Wie kam es zu deinem Transfer in die Schweiz?
Coach Iivo Pantzar trainierte mich schon einige Jahre bei Koovee in Finnland. Ich hatte gerade das Gymnasium abgeschlossen und erwähnte ihm gegenüber, dass mich ein Wechsel ins Ausland sehr reizen würde. Als seine Rückkehr zu Chur feststand, nahm er mich quasi mit. Wir wohnen aktuell sogar zusammen.

Fühlst du dich mit dem Coach unter dem gleichen Dach nicht total kontrolliert? Der Schweizer Bundesliga-Trainer Urs Fischer zum Beispiel wollte in Berlin in ein Haus ziehen, in dem schon zwei Spieler seines Teams Union Berlin wohnten - er machte seinen Einzug von ihrem Einverständnis abhängig.
Ich habe überhaupt kein Problem damit. Wir teilen den finnischen Humor und sind in den eigenen vier Wänden Freunde - nur in der Halle ist er der Trainer und ich der Spieler.

Du hast für Finnland keine U19-WM bestritten...
... ich habe vier Länderspiele absolviert, für eine WM hat es aber nicht gereicht.

Dann kommst du in die Schweiz und trägst bei Chur Unihockey als 19-jähriger über Wochen das Topskorershirt. Und wir führen hier eine Diskussion, ob Ausländer den Schweizer Talenten in der NLA einen Platz wegnehmen. Wie siehst du das?
Eine gewisse Regulierung dürfte Sinn machen, gleichzeitig kann sie auch verpasste Möglichkeiten mit sich bringen - starke Ausländer sind ja eine Bereicherung für die Liga. Und auch bei vier Ausländern bleiben noch immer elf Plätze pro Team frei.

Du hast letzte Saison bereits deine ersten Einsätze in der höchsten finnischen Liga bestritten. Aufgrund deiner Leistung? Oder bist du einfach nachgerückt, weil ein halbes Dutzend 30-Jähriger den Rücktritt erklärte?
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass in der Schweiz viele am Alter ausgerichtet wird. In Finnland lassen die Coaches auch 16- oder 17-Jährige mit der ersten Mannschaft zumindest mittrainieren, wenn sie über die entsprechende Qualität und Einstellung verfügen. Ich finde das richtig, du kannst dich schneller entwickeln, wenn du mit den Besten auf dem Platz stehst.

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Seine Teamkollegen machen sich über seine Socken und Sandwiches lustig. Auf dem Platz lacht niemand über Gustaf Fritzell. Der 26-jährige Pixbo-Stürmer trifft diese Saison, wie es ihm passt.

Gustaf Fritzell gibt es gleich selber zu. „Niemand, der mich als Junior spielen sah, hätte sich auch nur ansatzweise vorstellen können, dass ich eines Tages dieses Niveau erreichen würde. Ich selber schon gar nicht." Eines der Probleme des jungen Gustaf - er konnte nicht wirklich schiessen. Da er es nicht gut konnte, liess er es lieber bleiben und spielte Pässe. „Ich sagte mir: Wenn du das als 18-Jähriger noch nicht kannst, wirst du es nie mehr lernen. Ich wurde von meinen Trainern förmlich dazu gezwungen, die Abschlüsse zu nehmen", blickt er lachend zurück.

Also gab er nicht auf und forcierte das Schusstraining. „Es kam mir entgegen, dass ich nicht nur die Spiele liebe, sondern - vielleicht mehr als alle anderen - schon die Trainings. Das half mir enorm", sagt Fritzell. Auch diese Saison drillt er sich bezüglich Schusstraining, um noch besser zu werden. Mit Erfolg. Nach zwei Saisons mit über 30 Treffern - 2017/18 schoss er 32 Tore für Linköping, letzte Saison deren 33 für Pixbo - explodierten seine Werte in der aktuellen SSL-Saison förmlich. Die 30er-Marke knackte er bereits vor Weihnachten.

Mit 33 Toren und 25 Assists aus 21 Partien führt Gustaf Fritzell Anfang Januar 2020 die Skorerliste der SSL an. Hält er diesen Schnitt, würde er Ende Saison bei 90 Punkten landen. „Ich fühle mich so stark wie noch nie", sagt Fritzell, um gleich anzufügen: „Dieses Gefühl hatte ich eigentlich bisher jede Saison. Ich freue mich, dass alles so gut läuft." Gustaf Fritzells Leben ist in Ordnung.

Jugendfreund verloren
Am 6. Mai 2017 war es noch ganz anders. Es war ein Samstag. Fritzell, damals bei Linköping unter Vertrag, half seiner Mutter Lotta bei den Vorbereitungen für eine grosse Büro-Party im Haus der Familie in Göteborg. Zu den geladenen Gästen gehörte auch der ehemalige Teamkollege und Pixbo-Spieler Mikael Harryson mit dessen Eltern und zwei Brüdern. Aber die Harryson-Familie tauchte nicht auf. Etwas musste passiert sein.

„Spät am Abend überbrachte mir Mikaels jüngerer Bruder die traurige Nachtricht", erzählt Fritzell. Am folgenden Tag informierte Pixbo auf der Vereinswebsite die Öffentlichkeit - Mikael Harryson war im Sommertraining des Teams mit Herzproblemen zusammengebrochen und gestorben. Er erlebte nicht einmal seinen 26. Geburtstag. „Die grösste Tragödie meines Lebens. Mikael, sein jüngerer Bruder und ich wuchsen gemeinsam auf, ich wohnte fast ihrem Haus", schildert Gustaf Fritzell seine Erinnerungen. „Ich wusste nicht, wie ich über diesen Verlust hinwegkommen sollte, ich war total geschockt. Ich begreife noch heute nicht, was geschehen ist und kann sehr schlecht damit umgehen."

Der Tod des jungen Spielers erschütterte die ganze SSL und natürlich besonders den Verein Pixbo. Als Captain Daniel Calebsson am Ende der Saison am TV auf seine Karriere zurückblicken sollte, brach er in Tränen aus. „Ich sprach mit Calebsson später darüber. Man sagt über Verstorbene ja immer nur Gutes - aber Mikael war wirklich so ein unglaublich netter Mensch mit vielen positiven Eigenschaften. Daran erinnere ich mich immer noch sehr gerne, auch wenn es weh tut", so Fritzell.

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