Ausgabe 165/166, Juli/August 2020 - Saison 2020/2021
Paolo Riedi greift an
Wir schreiben den 21. September 2019. Die Saison ist erst einen Spieltag alt, als es in der Sporthalle Hardau zum Spitzenkampf zwischen dem Grasshopper Club und dem SV Wiler-Ersigen kommt. Die beiden Teams verlangen sich auf dem Feld alles ab, letztlich sichern sich die Zürcher in der Verlängerung den Zusatzpunkt. Paolo Riedi hat am Sieg einen entscheidenden Anteil. Der Bündner ist an fünf von acht Toren beteiligt und wird als bester Spieler der Partie ausgezeichnet. Damit waren - schneller als erwartet - sogleich allfällige Zweifel beseitigt, ob sich der Stürmer nach dem Transfer von Chur Unihockey nach Zürich bei einem Spitzenteam durchsetzen könne. Es sollte der Startschuss in eine für Riedi herausragende Saison sein. Am Ende hatte er mit 56 Skorerpunkten (20 Tore, 36 Assists) so viele Zähler auf dem Konto wie kein anderer Spieler der NLA. Nach viel Auf und Ab ist Paolo Riedi auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Der Wechsel von Chur zu GC zahlte sich mit dem Topskorer-Titel auf Anhieb aus - und nun ist der 27-Jährige auch fester Bestandteil der Nati.
Artikel lesen
Leseproben zu dieser Ausgabe
Corona-Krise
Die ersten Monate der Corona-Krise haben die Spitzenvereine dank staatlicher Hilfe und Solidarität mit einem blauen Auge überstanden. Was bei einer zweiten Welle im Herbst passieren würde, weiss aber niemand.
Artikel lesen
Bolliger wird ein Elch
Nach drei Jahren bei Floorball Köniz wagt Silvan Bolliger den nächsten Schritt seiner Karriere mit dem Sprung ins Ausland. Beim finnischen Verein Happee Jyväskylä wird der Zürcher Oberländer der erste ausländische Spieler sein.
Artikel lesenNach drei Jahren bei Floorball Köniz wagt Silvan Bolliger den nächsten Schritt seiner Karriere mit dem Sprung ins Ausland. Beim finnischen Verein Happee Jyväskylä wird der Zürcher Oberländer der erste ausländische Spieler sein.
Lange wurde über Silvan Bolligers Zukunft spekuliert. Nach drei Saisons lief sein Vertrag bei Floorball Köniz in diesem Frühling aus. Dank einem starken Jahr weckte der Stürmer die Begehrlichkeiten von verschiedenen Vereinen. Der UHC Uster, wo sein Bruder Florian unter Vertrag steht, wollte seinen «verlorenen Sohn» schon lange zurück in die Heimat lotsen. Zug United sowie weitere NLA-Vereine streckten ihre Fühler ebenfalls aus. Und natürlich stand auch eine Weiterbeschäftigung bei Floorball Köniz im Raum. In der Berner Vorortsgemeinde baute sich Bolliger in den letzten drei Jahren ein neues Standbein auf. Beruflich, privat und auch sportlich.
Als er im Sommer 2017 nach Bern kam, zog er in eine Wohngemeinschaft mit den damaligen Mitspielern Jonas Ledergerber, Yves Pillichody und Stefan Castrischer, die heute alle zu seinem engeren Freundeskreis zählen. Die drei Berner haben mittlerweile in einer anderen Bleibe Unterschlupf gefunden. Bolliger, «der Auswärtige», zieht nun als Letzter aus der WG aus, obwohl zu Beginn noch vieles auf einen weiteren Aufenthalt in der Hauptstadt hingedeutet hatte.
Junkkarinens Tipp
Die Überraschung in der Unihockey-Community war perfekt als Anfang Mai die Meldung hereinflatterte, dass der Stürmer weder in Köniz bleibt, noch zu Uster zurückkehrt, sondern zu Happee Jyväskylä in die F-Liiga wechselt. «Finnland hatte ich schon immer im Hinterkopf. Trotzdem war ich überrascht, als die Anfrage kam», erzählt der 28-Jährige. Dass Happee überhaupt auf Bolliger aufmerksam wurde, hat vor allem mit Jonne Junkkarinen zu tun. Bereits im Februar wurde bekannt, dass der finnische Nationalspieler die Könizer nach zwei Jahren verlassen und zu seinem Stammverein zurückkehren wird. Bei den Vertragsverhandlungen bezüglich seiner Rückkehr teilte der Verteidiger dem Happee-Sportchef Petri Kauko mit, dass es in der NLA den einen oder anderen interessanten Spieler gebe, der für die Finnen eine Verstärkung darstellen könnte. Vor allem Bolliger, mit dem Junkkarinen praktisch die ganze Saison in der gleichen Linie spielte, solle Kauko mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Kauko nahm sich den Ratschlag seines alten und neuen Schützlings zu Herzen. «Heute werde ich mir das Spiel im Livestream anschauen und ein Auge auf Bolliger werfen», schrieb er vor dem ersten Playoff-Spiel der Könizer gegen Zug United in einer Nachricht an Junkkarinen. Beim routinemässigen Fussball-Ausscheidungsspiel rund eine Stunde vor Anpfiff packte sich der Finne seinen Teamkollegen und meinte: «Heute musst gut spielen. Leute von Happee werden dich beobachten.» Bolliger nahm dies zunächst nicht allzu ernst, merkte aber plötzlich, dass Junkkarinen keinen Witz machte. Obwohl Köniz die Partie überraschend mit 7:8 verlor, gelang dem Steuerflügel mit drei Toren ein herausragendes Spiel. Es war so gut, dass er Kauko von seinen Qualitäten überzeugen konnte. Kurz darauf entstand der erste persönliche Kontakt.
Finnen kommunizieren mit GIFs
Es dauerte noch eine Weile bis alles unter Dach und Fach war - wohl auch wegen der angespannten Situation rund um das Corona-Virus. Als der Deal in trockenen Tüchern war, zeigte sich Bolliger überglücklich: «Die Offerte kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Es hat beruflich, privat und sportlich ideal gepasst.» Auch Happee ist stolz auf die Verpflichtung des Schweizers, notabene des ersten Ausländers in der Vereinsgeschichte. «Willkommen» prangte in grossen (deutschen) Lettern auf der Website des Traditionsvereins, fast 300 Mal wurde der Beitrag zum Transfer auf der Facebook-Seite geliked.
Bolliger selber verstand es, sich sofort gut in Szene zu setzen. So sendete er ein paar Tage nach dem Transfer ein Video nach Finnland, in dem er während gut 30 Sekunden einige finnische Sätze an seine neuen Teamkollegen richtete. Bei diesen kamen die Bemühungen des Schweizers gut an. Peter Kotilainen, einer der besten Spieler der Welt, meldete sich im Teamchat mit einem GIF und meinte - auf Bolligers gepflegtes Aussehen anspielend - dass die Frauen in Jyväskyläs Fitnesscentren künftig dahin schmelzen werden. Auch andere Kaderspieler reagierten mit lustigen GIFs auf die unerwartete Grussbotschaft.
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Der rüstige Klempner Kronberg, Elch für Nyh, ewiger Hirschi, Retro. Dazu wird gut gebrüllt.
Paolo Riedi greift an
Nach viel Auf und Ab ist der Bündner auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Bei GC wurde er auf Anhieb NLA-Topskorer.
Corona-Krise
Die ersten Monate haben die Spitzenvereine mit einem blauen Auge überstanden. Die entgangenen Playoff-Einnahmen konnten dank Kurzarbeit und staatlicher Hilfe einigermassen kompensiert werden. Wie es im Herbst weitergeht, weiss noch niemand.
Volle Halle im Superfinal - auf solche Bilder musste die Szene im Frühling verzichten.
Kämpfer bei den Elchen
Silvan Bolliger wagt den nächsten Schritt seiner Laufbahn und wechselt von Floorball Köniz zu Happee nach Finnland. Der Zürcher Oberländer ist der erste Söldner der Finnen.
Neues Format
In Winterthur steigt die erste Mobiliar Unihockey Trophy. Männer und Frauen kommen sich dabei analog zum Hopman-Cup näher.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Tamara Lüthi (Lejon) und Nico Mutter (Wiler-Ersigen) kurz persönlich.
Rote Armee
Die Spitzensportförderung der Armee bringt der Unihockey-Elite ungeahnte neue Möglichkeiten in Richtung Halbprofitum.
Militarisierte Nationalspieler können künftig ihr Arbeitspensum massiv reduzieren.
Tschüss Champs
Mit IKSU ging der dominierende Verein des letzten Jahrzehnts Konkurs, in Prag fusionieren die Tigers - zwei grosse Champions des Frauen-Unihockeysports treten ab.
Linksrutsch mit Ansage
Gleich 14 Tschechinnen werden nächste Saison die NLA der Frauen bevölkern. Auch qualitativ beginnt eine neue Zeitrechnung. Was früher Ergänzungsspielerinnen und Zungenbrecher waren, sind jetzt echte Verstärkungen.
Ladina Töndury
Die junge Torhüterin der Wizards geht Schritt für Schritt Richtung Spitze und wurde auch schon für die Nati aufgeboten.
Ladina Töndury ist der ruhende Pol bei den Wizards.
Sharks tauchen auf
Das Toggenburg in der NLB. Die Nesslau Sharks erhielten im Mai genau einen Tag Bedenkzeit, ob sie den frei gewordenen Platz in der NLB übernehmen wollen.
Kohle und Süppchen
Asien bleibt aufgrund eines ausgeprägten Gärtchendenkens wohl noch lange eine Baustelle, obwohl Geld durchaus vorhanden wäre.
Die F-Liiga
Die Finnen wollen ihre höchste Liga besser und auch international vermarkten. Dahinter steht der Erfinder des Video-Spiel-Klassikers "Angry Birds".
Lara in Göteborg
Lara Heini kämpft weiter mit den Folgen ihrer Schulter-Operation und geniesst den Sommer in den Schweizer Bergen.
Silly Season
Die schwedischen Sportchefs waren fleissig. Unter den Top-Transfers des Sommers sind auch vier Zuzüge aus der Schweizer NLA zu finden.
Der Transfer des schwedischen Nati-Centers Jonas Svahn überraschte alle.