Ausgabe 168, Oktober 2020 - Saison 2020/2021
Heimisch geworden
Dass es ein Kulturschock war, als er im Sommer 2014 in Hasle-Rüegsau ankam, kann Robin Markström nicht abstreiten. Er wuchs in Schwedens Hauptstadt Stockholm auf und wohnte dort bis zu seinem 24. Lebensjahr. Der Sprung war gross - hier der mit 2,1 Millionen Einwohnern dicht besiedeltste Raum Skandinaviens, da das 3000-Seelen-Dorf Hasle-Rüegsau im Westen des beschaulichen und ruhigen Emmentals. Obwohl die Umstellung vom Stadt- ins Landleben ziemlich gross war, hatte er sich den Unterschied sogar noch krasser vorgestellt. «Wenn in Schweden jemand vom 'Countryside' spricht, ist damit wirklich die Pampa gemeint», sagt er lachend, „das heisst mitten auf dem Land, kein Haus weit und breit." In Hasle-Rüegsau - den Unihockeyexperten ist dieses Dorf aufgrund der legendären «Brünnli-Playoff-Finalserie» 2009 zwischen den Tigers und Wiler-Ersigen ein Begriff - ist nicht ganz so drastisch. In zehn Minuten wird mit Burgdorf das «Tor zum Emmental» erreicht. 35 Minuten Fahrtzeit dauert es bis in die Hauptstadt. Für einen Schweden ein Klacks. Markström nahm die Reise in die Schweiz nicht auf sich, weil er genug vom Rummel in Stockholm und Lust auf die malerische Landschaft im Emmental hatte. Viel mehr wollte er beim UHC Grünenmatt Unihockey spielen. In seiner Kindheit übte er - wie viele seiner Landsleute - mehrere Sportarten gleichzeitig aus, bis er sich fürs Unihockey und gegen Fussball sowie Eishockey entschied, «weil es mir zu diesem Zeitpunkt schlicht am meisten Spass machte». Spass ist ein Wort das Markström im Verlauf des Gesprächs immer wieder benutzt und ihm wichtig zu sein scheint. «Spass kommt aber meistens nur mit Erfolg», wird er später sagen. In Sarnen ist die Lage derzeit bekanntlich nicht ganz so rosig.
Artikel lesen
Leseproben zu dieser Ausgabe
Existenz-Kempf
Nach zwei souveränen Playoff-Qualifikationen könnte es für Laupen in der dritten NLA-Saison eng werden. Cheftrainer Yves Kempf weiss um den Qualitätsverlust im Sommer.
Artikel lesen
Alberne Staffel
Ein spätsommerliches Tagebuch zur Silly Season in Zeiten von Corona und Instagram - und eine Lobeshymne an die gute alte Pressemitteilung.
Artikel lesenEin spätsommerliches Tagebuch zur Silly Season in Zeiten von Corona und Instagram - und eine Lobeshymne an die gute alte Pressemitteilung
Der „Transfermarkt" im Unihockey hat seine Besonderheiten. Im Gegensatz zu gewissen Profisportarten ist es unmöglich, eine Liste von „Free Agents" für die kommende Saison zu führen. Irgendwann wird einfach kommuniziert, wer nächste Saison wo spielt. Mit der Verbreitung von neuen Medien ist die Herausforderung, eine einheitliche Kommunikationsstrategie aufzubauen, nicht zu unterschätzen. Dank Corona und Instagram hat sich im Jahr 2020 ein Grossteil der „Silly Season" auf dieser sozialen Plattform abgespielt - mit teilweise kuriosen Auswüchsen.
Die Salami-Taktik
Eine beliebte Vorgehensweise der Klubs im Sommer war es, in kleinen Häppchen die Namen der Spielerinnen und Spieler zu veröffentlichen, die nächstes Jahr im Kader stehen. Diese Salami-Taktik ist zwar für die eigenen Fans unterhaltsam und sorgt für Verkehr auf den klubeigenen Kanälen. Auch die Tatsache, dass sich Vereine nicht mehr nur als Pflichtübung einmal pro Jahr mit dem finalen Kader zu Worte melden, ist lobenswert. Oft fehlt aber das Fleisch am Knochen für eine Newsmeldung in den Medien. Die Schlagzeile „Done Deal!" alleine reicht nicht aus.
Ein weiteres Problem der Salami-Takik ist das Ausbleiben von News zu einem bestimmten Spieler. So präsentierte der UHC Uster im April eine ganze Reihe von Akteuren, die 2020/21 für die Zürcher Oberländer auf Punktejagd gehen. Die Rücktritte und Abgänge wurden hingegen erst Anfang Juli bekanntgegeben - dass Joel Kanebjörk nicht mehr für Uster auflaufen würde, hing somit monatelang als unbestätigtes Gerücht, offenes Geheimnis oder schlicht als „No-News" in der Luft. In eine ähnliche Kategorie fällt der Abgang von ausländischem Personal, wenn die Quote des Ausländer-Agreements erreicht wurde. So vermeldeten die Red Ants Ende Mai nach Hana Konickova und Evelina Garbare mit Magdalena Plaskova den Zuzug einer weiteren Ausländerin. Dass mit Malin Brolund nicht verlängert wird, musste sich der Leser selber ausrechnen - erst zehn Tage später wurde der Wechsel der Schwedin zu Frauenfeld bekannt.
Die Frage nach dem Timing
Die Zeitliche Planung ist ein Thema für sich. Piranha Chur etwa war in der letzten April-Woche in der Öffentlichkeit omnipräsent, hatte dabei aber die Kommunikation zweier Transfers nicht wunschgemäss im Griff. Von der Ankunft der beiden tschechischen Nati-Spielerinnen Martina Repkova und Nela Jirakova erfuhr der aufmerksame Unihockeyfan an einem späten Freitagnachmittag durch einen Instagram-Post des tschechischen Verbandes, der die Spielerinnen bei der Vertragsunterschrift mit den Bündnerinnen zeigte - einen Tag nach Bekanntgabe des Rücktritts von Katrin Zwinggi. Eine offizielle Mitteilung auf der Piranha-Homepage zu den prominenten Verpflichtungen aus Osteuropa folgte erst zehn Tage später.
Auch der Transfer von Luca Graf zu Zug war mehrere Tage lang ein offenes Geheimnis, da die Zentralschweizer ein Foto mit Nationalspielern postete, auf dem ein Gesicht unkenntlich gemacht worden war und so eine Transferbombe ankündigten. Der Wechsel konnte also vorerst nicht offiziell mit einer Newsmeldung bestätigt werden, war aber im Voraus bekannt. Die Zuger hatten die mediale Aufmerksamkeit dabei - gewollt oder ungewollt - tagelang auf sicher.
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Spezielle EFT in St. Gallen, erste Runde mit Verletzungen, geehrte Gämperli, Nick Pfisters Tor-Premiere. Dazu wird gut gebrüllt.
Heimisch geworden
Vor sechs Jahren verliess Robin Markström die Millionenstadt Stockholm und zog ins ländliche Emmental. Inzwischen ist der Verteidiger in Obwalden sesshaft und Sarnens wichtigster Spieler geworden.
Robin Markström zeigt sein Obwalden-Tattoo. (Bild: Simon Abächerli)
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Tanja Stella (Jets) und Dario Dolder (Lions Konolfingen) kurz persönlich.
Die Schnellstarter
Die Liga-Neulinge im Fokus. Wer schlägt auf Anhieb ein, wer braucht Anlaufzeit?
Wechsel der Fronten
Neben Matthias Hofbauer beendete mit Michael Zürcher ein weiterer grosser Name seine Aktivkarriere, der eine ganze Generation an Spielern prägte. Neu amtet «Züri» als Sportchef bei GC.
Michael Zürcher beim Meistertitel 2016. (Bild: Michael Peter)
Existenz-Kempf
Nach zwei Playoff-Qualifikationen könnte es für Laupen in der dritten NLA-Saison eng werden. Cheftrainer Yves Kempf weiss um den Qualitätsverlust im Sommer. Hat er die Kraft, um das Team nach den Abgängen neu zu formieren?
Plötzlicher Rücktritt
Ein Schlag ins Gesicht beendete die lange Karriere Margrit Scheideggers, die eigentlich weitermachen wollte. Die Energie der 30-jährigen Stürmerin wird den Red Ants fehlen.
Margrit Scheidegger in ihrem letzten Spiel. (Bild: Damian Keller)
Alberne Staffel
Ein spätsommerliches Tagebuch zur Silly Season in Zeiten von Corona und Instagram - und eine Lobeshymne an die gute alte Pressemitteilung.
Offenes Rennen
Die 1. Liga der Männer im Fokus - wenn Aussenseiter die aufstiegshungrigen Favoriten ärgern. Was die Liga zu bieten hat, zeigten zuletzt auch die Siege im Cup gegen A-Ligisten.
Selten allein
Faluns Frauen sammeln Zwillinge und streben den Titel an. Künftig sollen nicht nur die Männer des Vereins Gold hamstern.
Faluns Zwillinge auf einen Blick.
Falke hebt in Pandemie ab
Finnlands F-liiga startete mitten im Covid-19-Unwetter. Und nicht nur deshalb mit Problemen, die nichts mit Sport zu tun haben.
Kolumne
Was bleibt hängen? Von Tipp-Kick-Schlachten auf dem Stubentisch und glühenden Spielkonsolen.