Ausgabe 177/178, Juli/August 2021 - Saison 2021/2022
Auf den Geschmack gekommen
Lara Kipf stürmte im Frühling mit Skorpion Emmental Zollbrück erstmals in den Superfinal. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis sich die Schweizer Unihockey-Gemeinde bei den Frauen über eine neue Finalpaarung freuen konnte. Seit 2012 bestritten ausschliesslich die Kloten-Dietlikon Jets (oder deren Vorgängerverein UHC Dietlikon) und Piranha Chur den Playoff- oder Superfinal. Die beiden Klubs liefen der Konkurrenz meilenweit davon. Langeweile machte sich breit, die Fans lechzten richtiggehend nach einem neuen Finalduell. Skorpion Emmental hatte in den letzten Jahren schon mehrmals sein Potential angedeutet. Der endgültige Durchbruch bis in einen Final gelang aber nie - bis zum letzten Frühling. Obwohl der Saisonstart noch etwas harzig verlief und sich auch eine Niederlage gegen Aufsteiger Floorball Riders einschlich, beendeten die «Skorps» die Qualifikation auf dem zweiten Rang. Der eigentliche Steigerungslauf erfolgte in den Playoffs. Ohne Probleme und ohne Niederlage setzten sich die Emmentalerinnen im Viertelfinal gegen BEO durch. Im Halbfinal waren die Voraussetzungen so gut wie noch nie, scheiterte Piranha doch bereits im Viertelfinal an den Red Ants. Für einmal stand den Skorps also vor dem letzten Schritt in das Endspiel nicht ein mehrfacher Meister gegenüber. Und siehe da: die Aufgabe Wizards wurde ebenfalls souverän mit 3:0 gelöst. Ein starkes Zeichen, hegten doch beide Kantonsrivalen seit mehreren Jahren Ambitionen auf einen Finaleinzug. Greifen die Skorps und Lara Kipf nächste Saison nun gar zum Meisterkübel?
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Wöcke in Umea
Michel Wöcke nimmt die kommende Saison bei IBK Dalen in der SSL in Angriff. Den Wechsel fädelte der 25-Jährige mit viel Eigeninitiative selber ein.
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Dramatische Auswirkungen
Alle zwei Jahre werden die Schweizer A- und U19-Nationalspieler medizinisch untersucht – damit es keinen Fall Eriksen gibt. Aber es müsste noch viel mehr getan werden, findet Sportarzt Fabian Schaller.
Artikel lesenAlle zwei Jahre werden die Schweizer A- und U19-Nationalspieler medizinisch untersucht - damit es keinen Fall Eriksen gibt. Aber es müsste noch viel mehr getan werden, findet Sportarzt Fabian Schaller.
Fabian Schaller sitzt vor dem Fernseher, wie viele andere auch. Es läuft das Fussballspiel zwischen Dänemark und Finnland, eine Partie der Endrunde der Europameisterschaft. Da passiert es. Kurz vor der Pause sackt der 29-jährige Christian Eriksen nahe der Seitenlinie zu Boden. «Ich habe sofort gedacht: Das ist ein plötzlicher Herztod», erinnert sich Sportarzt Schaller.
Eriksen hat Glück im Unglück. «Es passierte im für ihn besten Moment, denn die Fussballer sind nie so gut betreut wie an einem EM-Spiel», sagt Fabian Schaller. «Und in so einem Fall zählt jede Sekunde.» Der rasche Einsatz eines Defibrillators noch auf dem Rasen hat am 12. Juni 2021 den Tod des dänischen Fussballers verhindert. Wäre der Vorfall im Training passiert, hätte Eriksen vielleicht nicht überlebt.
So wie Cyrill Pedolin. Vor zweieinhalb Jahren verstirbt der Stürmer von GC Unihockey unerwartet. Der ehemalige U19-Nationalspieler wird nur 20 Jahre alt.
«Ich war Cyrills Clubarzt», erzählt Fabian Schaller. «Ich sage, sein Tod hätte auch heute nicht zu 100 Prozent verhindert werden können.» Aber der Tod Pedolins hat etwas ausgelöst. «Vorher steckte Unihockey sportmedizinisch noch in den Kinderschuhen», so Schaller.
Wer bezahlt die Abklärungen?
Mittlerweile werden sämtliche Schweizer A- und U19-Nationalspieler vom Sportarzt untersucht, gewöhnlich alle zwei Jahre vor der Weltmeisterschaft. «Das ist aber nicht genug», bemängelt Fabian Schaller. Er ist der Meinung, dass viel mehr Spieler untersucht werden müssten. «Leider braucht es auch nach einem solchen Zwischenfall enorm viel Aufklärungsarbeit. Und die Untersuchungen kosten Geld.»
Beim Check wird eine Blutprobe genommen, ein Ruhe-EKG angefertigt, der Athlet ausgedehnt klinisch untersucht und ein Gespräch mit dem Arzt findet ebenfalls statt. Diese sportärztliche Untersuchung schlägt mit rund 400 Franken zu Buche. «Die Frage stellt sich, wer das bezahlt», spricht Schaller den wunden Punkt an. Der Betrag scheint klein, wenn durch die Untersuchung eine gefährliche, gar lebensbedrohliche Situation verhindert werden kann. «Den NLA-Spielern und Leistungs-Junioren empfehle ich deshalb, regelmässig eine sportärztliche Untersuchung zu machen», sagt Schaller. Er betreut nicht nur die Unihockeyaner von GC, sondern auch die des HC Rychenberg. Die Fussballer und Eishockeyspieler aus Winterthur schauen ebenfalls regelmässig beim Leiter des Medbase Sports Medical Center WIN4 vorbei.
Es gibt eine billigere Variante. Ein Ruhe-EKG koste bloss 30 bis 40 Franken, erklärt Schaller. «Damit könnte man schon die wichtigsten Dinge abdecken.» Nämlich die meisten angeborenen Herzfehler erkennen, die zu einem plötzlichen Herztod führen können. «Es wäre darum sinnvoll, dass alle Spieler in der höchsten Liga zumindest diese Abklärung machen würden.»
Denn bedenkliche Befunde gebe es immer wieder, «vielleicht bei jeder 200. bis 300. Untersuchung». Das scheine selten, «aber wenn man diesen einen Fall nicht findet, können die Auswirkungen dramatisch sein». Bei GC und Rychenberg dürfe darum «niemand mehr spielen, der kein EKG gemacht hat».
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Zauggs Traum-Comeback, Supercup mit Publikum, Trachsels Rücktritt. Dazu wird gut gebrüllt.
Auf den Geschmack gekommen
Lara Kipf stürmte im Frühling mit Skorpion Emmental Zollbrück erstmals in den Superfinal. Für die Nati will die 27-jährige Centerin aber nicht auflaufen.
Lara Kipf will mit den Skorps Titel holen. (Bild: Fabian Meierhans)
Zorro-König
Michel Wöcke nimmt die kommende Saison bei IBK Dalen in der SSL in Angriff. Den Wechsel fädelte der 25-jährige Rychenberg-Techniker mit viel Eigenitiative selber ein.
Mobiliar Unihockey Trophy
Vom 20. bis 22. August 2021 findet in Winterthur die zweite Mobiliar Unihockey Trophy statt. Das NLA-Vorbereitungsturnier für Frauen und Männer wird mit Nachwuchsturnieren und einem spannenden Rahmenprogramm für Trainer und Funktionäre ausgebaut.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Sina Hofmann (Laupen) und Martin Kisugite (Köniz) kurz persönlich.
Traum nach der Karriere
Dominik Albrecht bestritt zehn NLA-Saisons für Floorball Köniz. Nach seinem Rücktritt vor sieben Jahren wechselte er ins Fussballgeschäft und wirkt nun als Sportchef des FC Thun.
Dominik Albrecht (r.) mit FC-Thun-Präsident Gerber und Transfer Gerndt.
Wechselhaft
Manche A-Ligisten haben die Kaderplanung offiziell abgeschlossen, bei anderen warten die Fans noch sehnsüchtig auf letzte Transfernews. Eine erste Bilanz des sommerlichen Treibens der Sportchefs.
NL-Aderlass
Wenn die halbe Frauen-Nati ins Ausland wechselt. Aus den Spielerinnen, welche die NLA verlassen haben, liessen sich zwei absolute Topteams kreieren.
Dramatische Auswirkungen
Alle zwei Jahre werden die Schweizer A- und U19-Nationalspieler medizinisch untersucht - damit es keinen Fall Eriksen gibt. Aber es müsste noch viel mehr getan werden, findet Sportarzt Fabian Schaller.
Sommercamps
Die Juniorinnen und Junioren kamen in den unihockey.ch-Camps ins Schwitzen.
Das Sommercamp in Widnau war ausgebucht. (Bild: Constantin Streiter)
U19-WM der Männer
Ohne Stars, aber mit viel Teamgeist reist die Schweizer Junioren-Nati nach Brno.
U19-WM der Frauen
Aller guten Dinge sind vier. Die U19-WM, die dreimal verschoben wurde, geht in Uppsala endlich über die Bühne.
Tschechien
Die längste Saison der Geschichte mit den normalen Siegern. Oder wenn ein Superfinaltag vor Publikum stattfindet und die Geduld belohnt wird.
Viel Betrieb
Die schwedische Silly Season hatte es in sich. Storvreta braucht Ersatz für die zurücktretenden Routiniers - und zwei SSL-Stars wechseln freiwillig in die zweithöchste Liga.
Pixbo-Skorer Andreas Stefansson wechselt zu Storvreta. (Bild: Per Wiklund)