Ausgabe 180, Oktober 2021 - Saison 2021/2022
Woher nehmen?
Unweigerlich kommen den Vereinen Ende Saison durch Wechsel und Rücktritte jeweils Spielerinnen und Spieler oder Coaches abhanden. Diese gilt es mindestens zu kompensieren, wenn die nächste Saison ein Erfolg werden soll. Aber wie? In manchen Profisportarten stapeln sich von Agenten eingereichte Dossiers mit angebotenen Spielern und Trainern. Selbst im Basketball flattern den Sportchefs regelmässig Bewerbungen ins Haus, Spieler aus aller Welt bieten sich mit Videos und Statistiken selber an. Im Unihockey müssen sich die Vereine weitgehend selber auf die Socken machen und Anfragen starten. Je spezifischer, desto schwieriger. Einen Rechtsausleger für den linken Flügel, der schon etwas älter ist und entsprechend auch Führungsqualitäten mitbringt? Ein rares Gut, so gezielt können nur die Top-Vereine suchen. In anderen Klubs geht es mehr darum, die vorhandenen Kaderplätze irgendwie zu besetzen. Vor allem im Frauenbereich - seien wir ehrlich - kommt das angesichts der schmalen Basis an verfügbaren Spielerinnen nicht selten vor.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Jenna Taivaloja
Ein Wirbelwind namens Jenna Taivaloja zieht durch die NLA. Die quirlige schwedisch-finnische Doppelbürgerin feiert ihre Torerfolge ausgelassen.
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Ente gut alles gut
Tore schoss Andreas Stefansson schon immer, deshalb wurde der 27-Jährige auch von Storvreta verpflichtet. Dass sein Instagram-Kanal explodierte, hat jedoch einen anderen Grund. Er heisst Ivan.
Artikel lesenTore schoss Andreas Stefansson schon immer, deshalb wurde der 27-Jährige auch von Storvreta verpflichtet. Dass sein Instagram-Kanal explodierte, hat jedoch einen anderen Grund. Er heisst Ivan.
Schwedische Märchenstunde. Es war einmal ein kleines Entlein, das von seiner Mutter verstossen wurde. Doch der kleine Federball hatte Glück und wurde von der richtigen Person gerettet - SSL-Star Andreas Stefansson. Dieser taufte das Entlein Ivan, zog es auf und eroberte gemeinsam mit seinem neuen Freund die Herzen des ganzen schwedischen Königreichs. Heute ist der Stürmer der Unihockeyaner mit den meisten Instagram-Followern.
Die bestellten Tore
Wir kommen auf das Märchen zurück. Zunächst kümmern wir uns um Andreas Stefansson, den Scharfschützen, der neu für Storvreta aufläuft. Eigentlich hätte er nach 199 Toren in fünf SSL-Saisons in der Schweiz landen können. Es bestanden Pläne, gemeinsam mit seinen besten Freunden Johannes Wilhemsson und Pontus Karlsson Martell die NLA zu rocken. Doch „JW" blieb bei Höllviken und das missratene Abenteuer Karlsson Martells in Chur ist bekannt, er ist bereits wieder weg. Somit ist die Schweiz aktuell kein Thema.
Stattdessen wechselte Stefansson von Pixbo zum Liga-Giganten Storvreta nach Uppsala. „Wie immer wird es etwas Zeit brauchen, um sich nach einem Wechsel an die neuen Umstände zu gewöhnen", sagt er, „aber es fühlt sich grossartig an, in so einen grossen, erfolgreichen und professionellen Verein zu kommen. Deshalb wagte ich diesen Schritt." Was der Vizemeister von ihm erwartet, ist allen klar - Tore. Die Tore, die bisher die im Mai zurückgetretene Vereinsikone Henrik Stenberg erzielte, und es dürfen auch noch ein paar mehr sein.
„Andreas wird bei uns zu vielen Torchancen kommen. Und wir wissen aus den letzten Jahren, was in solchen Momenten passiert", formuliert es Storvreta-Coach Oscar Lundin. Der ehemalige Trainer von Alligator Malans hatte entscheidenden Anteil am Wechsel. „Wenn Lundin anruft, nimmst du ab", sagt Stefansson. Aber was bekam er zu hören? „Lundin sagte die richtigen Dinge, die jeder Spieler gerne hört. Nicht nur, dass ich ein interessanter Spieler sei - er präsentierte auch einen präzisen Plan, was er mit mir vorhat und ich wie ich mich ins Spiel von Storvreta einbringen kann. Das klang für mich alles sehr durchdacht und schlüssig."
Storvreta-Stürmer Andreas Stefansson erzielte Anfang Saison seinen 200. SSL-Skorerpunkt. (Bild: Adam Troy)
Neue Ausgangslage in Uppsala
Schon Stefansson SSL-Rookie-Saison 2016/17 hatte es in sich. Nach 50 Toren für Järfälla in der Allsvenskan wiederholte er diesen Wert für AIK in der höchsten Liga. Mit 50 Toren und 10 Assists war er der Rookie des Jahres. In den vier folgenden Spielzeiten lieferte er auch für Pixbo nie weniger als 34 Tore ab. Er legt die Messlatte hoch und will seine Punktewerte weiter steigern. Mehr als 60 Punkte in einer Saison schaffen jedoch nur den allerwenigsten Stürmern - ob ihm das nun bei Storvreta gelingt?
Kurz vor dem ersten Saisonspiel gegen Dalen war er im Studio von „SportExpressen" zu Gast und wurde um eine Punkteprognose gebeten. Stefansson hat es sich zur Gewohnheit gemacht, seine Skorerwerte vor der Saison anzukündigen und zeigte sich entsprechend vorbereitet. „Ich dachte mir schon, dass diese Frage kommt. Also, ich werde 59 Tore schiessen", versprach er lachend. Mit AIK und Pixbo spielte Stefansson bisher in Teams, die mit den Spitzenplätzen der Liga nichts zu tun hatten. Bei Storvreta wird er die Unterstützung von besseren Mitspielern geniessen - gleichzeitig drängen aber auch mehr Stars auf Einsatzzeit. Ein Vor- oder Nachteil? „Es ist eine neue Ausgangslage für mich, das stimmt - aber ich wäre ja verrückt, wenn ich sagen würde, dass mehr Konkurrenz im Team schlecht sei", so Stefansson. „Ich bin überzeugt davon, dass Oscar Lundin die richtige Mischung finden wird."
Gefeierter Ersatzpapi
Die grösste Aufmerksamkeit gewann Stefansson bisher aber nicht für seine Leistungen auf dem Platz. Es ging um etwas völlig Unsportliches. Im Sommer 2020 wurde der 27-Jährige Ziehvater einer kleinen Ente. Er genoss ein paar ruhige Tage im Sommerhaus eines Freundes in Strängnäs, einem kleinen Städtchen, eine Fahrstunde von Stockholm entfernt. Die Freunde entdeckten ein Entennest mit acht frischgeschlüpften Küken. Als die Entenmutter ihren Nachwuchs zum Wasser führte, blieb ein Entlein alleine zurück. Stefansson und seine Freunde brachten das Kleine zum Wasser, damit es Anschluss zur Familie findet, aber es war zu spät, die Gruppe war bereits zu weit weg. „Wir mussten etwas tun. In der Gegend gibt es viele Raubvögel und wir wollten nicht, dass das Entlein im Magen eines solchen Angreifers landet", erzählte Stefansson später.
Er taufte das Entlein Ivan, um einen verstorbenen Torhüter seines Lieblings-Fussballvereins AIK zu ehren. Er kontaktierte einen Vogelexperten, um sich Informationen zu beschaffen und fütterte das Kleine mit aufgeweichten Haferflocken. „Die erste Nacht verbrachte Ivan auf meinem Schoss, danach schlief er in einem Korb neben meinem Bett", sagt Stefansson. Nach einigen Tagen des Zusammenlebens begann er, Videos seines neuen besten Freundes auf Instagram zu posten. Andreas und Ivan beim gemeinsamen Putzen, Autofahren oder Kuscheln.
Innerhalb von 24 Stunden wurden die beiden ein virales Power-Duo. Der SSL-Star wurde von den grössten Tageszeitungen interviewt und von diversen TV-Stationen als Gast eingeladen. Quasi über Nacht stieg die Anzahl seiner Instagram-Follower auf über 30'000, kein Unihockeyaner hat mehr. Alle liebten die Geschichte und Ivan. „Eine verrückte Sache. Ich hätte mir natürlich nie träumen lassen, dass das solche Dimensionen annimmt. Ich wollte einfach für meine Unihockey-Fans eine lustige Geschichte posten", so der „Ersatzpapi".
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Inhalt
Kurznews
So geht Jurytisch, Martis Jubiläum, gespaltene Gesellschaft, spezielle Botschaften, Maurers neue Rolle. Dazu wird gut gebrüllt.
Woher nehmen
Wenn NLA-Sportchefs auf Trainer- oder Spielersuche gehen, brauchen sie Zeit, Geduld und etwas Glück. Das Transferwesen ist kein Wunschkonzert.
Heimkehr mit Ansage
Nach sechs Jahren beim SV Wiler-Ersigen wechselte Marco Rentsch im Sommer zu den Tigers Langnau. Ein sportlicher Rückschritt? Der 24-Jährige betrachtet den Wechsel als logische Rückkehr in die Heimat.
Marco Rentsch stellt sich wieder in den Dienst der Tigers. (Bild: Wilä Hinz)
Urgestein und Taktikfuchs
Zug United reagierte auf den Abgang von Cheftrainer Nicklas Hedstal mit der Verpflichtung von Antti Ruokonen. Der 57-jährige Finne ist seit Urzeiten im Geschäft.
Routine aus dem Norden
Linn Mikaelsson soll im jungen Team der Red Ants eine Führungsrolle übernehmen. Die 27-jährige Verteidigerin bringt viel Erfahrung aus der höchsten schwedischen Liga nach Winterthur.
Auf mit Api
In vier Schritten zum Cheftrainerposten beim Schweizer Meister. Viel steiler als bei Thomas Appenzeller kann eine Trainerkarriere nicht verlaufen.
Jets-Coach Thomas Appenzeller hat einen steilen Aufstieg hinter sich. (Bild: Fabrice Duc)
Ein Tänzchen in Ehren
Ein Wirbelwind namens Jenna Taivaloja zieht durch die NLA. Die quirlige schwedisch-finnische Doppelbürgerin der Jets feiert ihre Torerfolge ausgelassen.
Auf los gehts los
Die ersten Neuerwerbungen der Nationalliga-Vereine sind gut aus den Startblöcken gekommen. Schon in der ersten Runde hinterliessen sie erste statistische Spuren, auch wenn es nicht immer zum Sieg reichte.
Stockübergabe
Per Juli 2022 kommt der traditionsreiche floorballshop.ch in neue Hände. Der in Pension gehende Geri Conrad ist froh, mit unihockeycenter.ch-Geschäftsführer Christoph Gut einen passionierten Nachfolger gefunden zu haben.
Heiss auf die Saison
Nach zwei abgebrochenen Saisons hoffen die Teams aus der 1. Liga wieder eine komplette Spielzeit durchziehen zu können. In beiden Gruppen tummeln sich mehrere Kandidaten, die sich um einen Aufstieg bewerben.
Pfanni-Stürmer Simon Suter gilt als Königstransfer der 1. Liga. (Bild: Dieter Meierhans)
Kolumne
Wo gehobelt wird. Fehler gilt es einzugestehen.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Nathalie Spichiger (Skorpion Emmental) und Michel Wöcke (IBK Dalen) kurz persönlich.
Grund zur Sorge
Beide Schweizer U19-Auswahlen verpassten im August und September eine WM-Medaille. Es ist bereits das fünfte Mal in Folge, dass der Schweizer Nachwuchs mit Leder nach Hause kommt. Eine Ursachenforschung.
Trauer bei der U19-Nati der Girls nach der WM in Uppsala. (Bild: IFF)
Ente gut, alles gut
Tore schoss Andreas Stefansson schon immer, deshalb wurde der 27-Jährige auch von Storvreta verpflichtet. Dass sein Instagram-Kanal explodierte, hat jedoch einen anderen Grund. Er heisst Ivan.