Ausgabe 193, November 2022 - Saison 2022/2023
Der Lautsprecher
Michael Scholz, in den 90er-Jahren Captain des HC Rychenberg, begrüsste gerne mal einen Rookie, in dem er diesem im ersten Training ins Leibchen schneuzte. Die Message war klar: Du bist neu hier und musst erst einmal unten durch. Legendär ist auch der Matchbericht zu Handen der Lokalzeitung, den Scholz nach einer Heimniederlage gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Opfikon-Glattbrugg verfasste, in dem er seine Mitspieler als „armselige, indifferente Kreaturen" bezeichnete. Harte Sitten, andere Zeiten. So weit wie Scholz will Nicola Bischofberger nicht gehen. Aber weder als neuer Captain der Schweizer Nationalmannschaft noch als Mitglied des Captain-Rats beim HC Rychenberg legt er es darauf an, sich im Training Freunde zu machen. Dass er mit Gegenspielern hart umgeht, ist bekannt. Für ihn muss es aber schon im Training zur Sache gehen. Natürlich auf eine Weise, bei der nach der Übungseinheit alles wieder vergessen ist - aber hart. Das hat er nicht zuletzt in seiner Saison beim schwedischen Serienmeister Falun gelernt. „Wenn du dort nach fünf Minuten Training noch nicht eingestempelt hast, bekommst du das zu hören - und zwar gleich von neun Spielern. Da fliegen richtig die Fetzen", blickt er auf diese prägende Erfahrung zurück.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Späte Premiere
Patrick Mendelin hat in seiner Unihockey-Karriere schon fast alles erlebt. Das Jahr 2022 krönt der 35-Jährige nach dem Aufstieg von Basel Regio in die UPL mit seiner ersten Heim-WM.
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Heiliger Rasen statt Kirchwies
Nach 17 Saisons musste Thiemo Scharfenberger sein Pensum beim 1.-Liga-Team Pfannenstiel Egg. stark zurückschrauben. Aus gutem Grund: der 32-Jährige reist seit letztem Frühling als Coach des Tennis-Profis Marc-Andrea Hüsler um die ganze Welt.
Artikel lesenNach 17 Saisons musste Thiemo Scharfenberger sein Pensum beim 1.-Liga-Team Pfannenstiel Egg. stark zurückschrauben. Aus gutem Grund: der 32-Jährige reist seit letztem Frühling als Coach des Tennis-Profis Marc-Andrea Hüsler um die ganze Welt.
Sport war schon immer seine grosse Leidenschaft. Er versuchte sich in seiner Jugend auf dem Fussballplatz, spielte an der Uni Basketball, begann zu Klettern und trat früh einem Tennisclub bei. Irgendwann im Kindesalter kam Unihockey hinzu. Thiemo Scharfenberger wurde von Kollegen überredet, in ein Training des UHC Pfannenstiel Egg zu kommen. Es gefiel ihm auf Anhieb und er ging nie weg. Mit 320 Partien ist er Rekordspieler des Vereins - und mit 317 Skorerpunkten der zweitbeste Punktesammler aller Zeiten. Auch die 34 bestrittenen Cup-Partien bedeuten eine vereinsinterne Bestmarke.
Dass Scharfenberger einmal in der zweithöchsten Liga der Schweiz aktiv sein würde, hätte er bei seinem Einstieg nicht gedacht. Doch er machte den Dorfverein, gemeinsam mit seinen Freunden, zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Vereine im Regional-Unihockey. Bei seinem Einstieg waren die Zürcher Oberländer noch in der 3. Liga. Fünf Aufstiege feierte er mit dem Team - 2017 erfolgte der Sprung in die NLB, in der sich die Egger zwei Saisons lang hielten. Als «cooles Erlebnis» bezeichnet er diese zwei Spielzeiten. «In der 1. Liga sind wir aber ganz gut aufgehoben», sagt er.
Thiemo Scharfberger im 1.-Liga-Final 2022 gegen Limmattal. (Bild: André Düsel)
Keine Feierabend-Truppe
Pfannenstiel Egg wird oft der Ruf einer «Feierabend-Truppe» nachgesagt. Dieser Unterstellung nimmt Scharfenberger den Wind aus den Segeln: «Wären wir das, hätten wir nie eine solche Entwicklung hingelegt und uns als Dorfverein in der 1. Liga als Spitzenteam etabliert.» Zwar trainiere die Mannschaft nur zweimal pro Woche, dafür aber umso intensiver. Zwar würden die Spieler nicht oder nicht mehr ihr ganzes Leben dem Unihockey unterordnen, dafür nehmen alle die Trainings und Partien umso ernster, lässt Scharfenberger weiter verlauten. In 20 Jahren habe er noch nie eine Trainingseinheit mit nur einem Goalie bestreiten müssen. «Das sagt eigentlich alles darüber aus, dass bei uns professionell gearbeitet wird.»
Die Kollegen, die Scharfenberger damals zu einem Trainingsbesuch überredeten, sind immer noch dabei - oder sie kehrten zu ihrem Herzensverein zurück, nachdem sie sich in einer höheren Liga versucht hatten. Dies ist auch der Grund, warum Scharfenberger in seiner Unihockey-Karriere einzig und allein für Pfanni auf Torejagd ging. «Der Zusammenhalt ist extrem gross und riss über all die Jahre nie ab.» Am Plauschturnier 7ECK in Arosa oder in gemeinsam organisierten Ferien kommen jeweils alle wieder zusammen - auch diejenigen, die den Verein schon lange verlassen haben.
Die Hallen wurden grösser
Thiemo Scharfenberger gehörte in all den Jahren immer zu Pfannenstiels wichtigsten Spielern und führte die Equipe nicht nur mit imposantem Bart, sondern zwischenzeitlich auch mit der Captainbinde aufs Feld. Doch in dieser Saison tauchte er plötzlich nur noch zweimal auf dem Matchblatt auf, weil er seit letztem Frühling einen völlig anderen Tages-Rhythmus lebt und sich statt in halbleeren Turnhallen plötzlich vermehrt in grossen Tennis-Arenen aufhält.
Während seinem Studium - natürlich in Sportwissenschaft - gab Scharfenberger 15 Stunden pro Woche Tennisunterricht.Nach dem Studium setzte er sein Wissen in verschiedenen Partneracademys von Swiss Tennis als Athletiktrainer ein. Durch dieses Engagement lernte er Marc-Andrea Hüsler kennen und im März stellte der inzwischen etablierte Profi den Unihockeyaner als vollamtlichen Headcoach an. So übernahm Scharfenberger für seinen Athleten auch organisatorische Angelegenheiten und gibt ihm auf dem Court Tipps. Während Weltstars mit ihrer Delegation zwei Logen füllen, jubelt Scharfenberger - wie zuletzt beim Turniersieg in Sofia - mit einem kleinen Grüppchen aus der Box Hüsler zu.
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Inhalt
Kurznews
Kurze Reissleinen, schwedischer Krimi, Kesslers Fuss. Dazu wird gut gebrüllt.
Der Lautsprecher
Nicola Bischofberger führt die Schweizer Nati als Captain an die Heim-WM. Der Aggressivleader aus dem Toggenburg soll für den richtigen Ton sorgen.
David Jansson
Nach zweimal Bronze und einmal Leder führt David Jansson die Nati zum vierten Mal an eine WM. Der 42-jährige Schwede im persönlichen Gespräch.
David Jansson führt die Schweiz zum vierten Mal an eine WM. (Bild: swiss unihockey/Tobias Wagen).
Es ist angerichtet
Der grösste Event der Schweizer Unihockeygeschichte steht vor der Tür.
Viel Erfahrung
Elf von 20 Nationalspielern haben bereits drei oder mehr Weltmeisterschaften für die Schweiz bestritten, sieben Akteure sind über 30 Jahre alt. Nur Noël Seiler und Moritz Wock werden in Zürich und Winterthur als Neulinge an den Start gehen.
Späte Premiere
Patrick Mendelin hat in seiner Unihockey-Karriere schon fast alles erlebt. Das Jahr 2022 krönt der 35-Jährige nach dem Aufstieg von Basel Regio in die NLA mit seiner ersten Heim-WM.
Selber Feuer gelegt
Schweden will seinen Weltmeistertitel nicht verteidigen - sondern erneut Gold holen. Der Plan wird ohne den besten Akteur der Helsinki-WM in Angriff genommen.
Das schwedische Nominations-Prozedere stresste Jesper Sankell. (Bild: Dieter Meierhans)
Der Geheimfavorit
Nach zwei speziellen Auftritten auf Schweizer Boden könnten die Tschechen erneut Geschichte schreiben. Die junge Generation um Matej Havlas sieht sich bereit dafür.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Lea Suter (Jets) und Nils Schälin (Zug United) kurz persönlich.
Neuer Stall für die Stiere
Dank viel Aufwand und investiertem Geld konnte Floorball Uri im Sommer die «energieUri Arena» eröffnen. Folgt mit dem neuen Heim auch der sportliche Erfolg?
Bei Floorball Uri geht es im neuen Heim auch sportlich aufwärts.
Heiliger Rasen statt Kirchwies
Nach 17 Saisons musste Thiemo Scharfenberger sein Pensum beim 1.-Liga-Team Pfannenstiel Egg. stark zurückschrauben. Der 32-Jährige reist seit letztem Frühling als Coach des Tennis-Profis Marc-Andrea Hüsler um die ganze Welt.
Kolumne
Sophie A. Mock verbindet Generationen.