Ausgabe 195, Januar 2023 - Saison 2022/2023
Grounding
Lange lautete im Schweizer Unihockey das Ziel, den Rückstand auf Schweden und Finnland zu reduzieren. Das gelang an Weltmeisterschaften mal mehr (knappe Halbfinalniederlagen), mal weniger. Dann tauchten die Tschechen im Rückspiegel auf. Erst galten verlorene Bronzespiele gegen diese noch als Unfall, doch spätestens seit der Heim-WM dürfte auch den Letzten klar geworden sein, dass die Tschechen mit Vollgas an der Schweiz vorbeigerast sind. Die Schweiz - bisher ist die A-Nati der Frauen noch davon ausgenommen - schiesst an den WM Finalwochenenden kaum noch Tore und gewinnt keine Medaillen mehr. Die A-Nati der Männer sowie die beiden U19-Auswahlen blieben zusammen an den letzten acht Titelkämpfen in Folge ohne Edelmetall, das sind 16 frustrierende Niederlagen am Stück, als es zählte. Die Liste der Gründe ist lang. Individualtaktische und physische Unterlegenheit, fehlende Intensität, fehlende Schussqualität und vieles mehr wird ins Feld geführt. Picken wir ein paar Punkte heraus und sagen, was besser werden muss, damit die Schweiz künftig wieder erfolgreich wird.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Tigers auf Höhenflug
In den letzten vier Jahren verpassten die Unihockey Tigers dreimal die Playoffs. Als Playout-Kandidat in die Saison gestartet, befinden sich die Emmentaler nun auf einem Höhenflug, der mit dem neuen Trainer Yannick Rubini zusammenhängt.
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Wibrons Goldrausch
Die sechsfache Weltmeisterin und schwedische Meisterin Emelie Wibron strebt mit Thorengruppen die perfekte Saison an. Mit dreieinhalb Punkten pro SSL-Spiel trägt sie ihren Teil dazu bei.
Artikel lesenDie sechsfache Weltmeisterin und schwedische Meisterin Emelie Wibron strebt mit Thorengruppen die perfekte Saison an. Mit dreieinhalb Punkten pro SSL-Spiel trägt sie ihren Teil dazu bei.
Das Comeback war mehr als bemerkenswert. Im August 2020 verkündete Emelie Wibron, dass sie schwanger sei. Im Januar 2021 kam Töchterchen Alice zur Welt, was William zu einem älteren Bruder machte. Weniger als drei Monate später stand „Mama Wibron" wieder im Kader von Thorengruppen, gerade rechtzeitig für das erste Playoff-Halbfinalspiel gegen KAIS Mora.
„Es gab nicht viele, die daran glaubten, dass ich in dieser Saison auf dem Platz stehen würde. Das Team sah mich als mögliche Bonus-Spielerin. Es war ein enger Zeitplan, aber ich unternahm alles, um in den Playoffs auflaufen zu können. Natürlich hatte ich auch Glück, da Schwangerschaft und Geburt ohne jegliche Komplikationen verliefen", äusserte sich Wibron damals kurz vor ihrer Rückkehr ins Spielgeschehen.
Alles abgeräumt
Auf dem Feld benötigt Emelie Wibron kein Glück. Die 30-jährige Stürmerin dominiert die SSL. Sie führte Thorengruppen im Frühling 2021 direkt zu Meisterschaftsgold. Ab der nächsten Saison lief sie immer mit Sofia Joelsson auf und das Duo harmonierte perfekt. In 26 Qualifikations-Partien skorte Wibron 85 Punkte, nur sechs Punkte weniger als Teamkollegin Veera Kauppi bei deren Allzeit-Rekord. In den Playoffs legte sie 28 Punkte in acht Spielen nach - ein Rekordwert für die Post-Season. Mit dem Cup eingerechnet buchte Wibron letzte Saison im Thorengruppen-Trikot 147 Punkte. Eine unglaubliche Zahl.
Sie gewann alle Trophäen und Auszeichnungen, die es zu holen gab. Den Meistertitel, den Cuptitel. Topskorerin der Regular-Season und der Playoffs. Stümerin des Jahres, Spielerin des Jahres. Dazu war sie in der Verlängerung des WM-Finals in Uppsala für den entscheidenden Treffer besorgt. Als erste Spielerin überschritt sie die Marke von 200 Skorerpunkten für das schwedische Nationalteam. Eine weitere unglaubliche Zahl. „Es kommt mir nichts in den Sinn, worüber ich mich beklagen könnte - das Jahr 2022 verlief perfekt", fasst die 30-Jährige die letzten Monate zusammen.
Verrückte Zahlen
Und in der aktuellen Saison? Wibron wurde noch besser, wenn das überhaupt geht. In den ersten 15 Partien der Saison schoss sie 28 Tore und buchte 24 Assists. Das sind dreieinhalb Punkte pro Spiel. Trotzdem ist sie nie zufrieden, findet immer Dinge, die noch besser hätten laufen können. „Es gibt tatsächlich nur sehr wenige Spiele, nach denen ich restlos glücklich bin. Ich will immer so nahe am Maximum sein wie möglich", sagt sie über ihre Einstellung, sich auch mit 30 weiterhin verbessern zu wollen.
Für die Konkurrenz ist das nicht gut. Letztes Jahr skorte Wibron als einzige Spielerin über 100 Punkte, 27 mehr als Linienkollegin Joelsson. Doppelt so viele wie die Megastars Veera Kauppi und Falun-Stürmerin Moa Gustafsson zusammen. „Das ist schon verrück, fast schon krank", meinte Wibron, als sie mit diesen Zahlen konfrontiert wurde. „Das sind wirklich viele Punkte", musste sie dann selber lachen. Weitere verrückte Zahlen des Jahres 2022: Wibron lieferte gleich oft sechs oder gar sieben Punkte in einem Spiel ab wie nur einen Punkt oder keinen. „Während des Jahres gab ich mir selber nur selten Bestnoten. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich sagen, dass es ein Top-Jahr war", sagt die aus Sundsvall stammende Stürmerin.
Seit ihrem Comeback nach der Geburt der Tochter hat Emelie Wibron noch kein Spiel verpasst. Mit zwei kleinen Kindern zu Hause fast ein Wunder. „Die Phase über Weihnachten war schwierig, als beide mit Erkältungen und Grippe zu kämpfen hatten. Im Moment mache ich mich mehr Sorgen, mit einer Krankheit als mit einer Verletzung auszufallen. Mein Körper fühlt sich grossartig an, aber Erkältungen aus dem Weg zu gehen, ist nicht so leicht."
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Inhalt
Kurznews
Von der WM in den Garten, Frauenpower im Cupfinal, Full House bei BEO, gut besuchte Training Days, Panne am Champions Cup.
Der grosse Ball der WM-Eröffnungszeremonie liegt jetzt in Andelfingen. (Bild: Andelfinger Zeitung)
Die Baustelle
Die Schweiz ist international auf den vierten Rang zurückgefallen. Wo gilt es die Hebel anzusetzen, damit es wieder aufwärts geht?
Die nächste Ernüchterung
Vier Spiele, vier Niederlagen, nur neun Tore geschossen. Die beiden Schweizer Vertreter müssen sich am Champions Cup in Finnland deutlich geschlagen geben.
Höhenflug der Tigers
In den letzten vier Jahren verpassten die Unihockey Tigers dreimal die Playoffs. Als Playout-Kandidat in die Saison gestartet, befinden sich die Emmentaler nun auf einem Höhenflug, der mit dem neuen Trainer Yannick Rubini zusammenhängt.
Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Jeanne Sollberger (BEO) und Mario Bardill (Alligator Malans) kurz persönlich.
Ausländerin wider Willen
Malin Brolund kam vor acht Jahren als Au-Pair in die Schweiz und wurde hier sesshaft. Der schwedische Pass verkompliziert die Karriere der 27-jährigen Stürmerin.
Rasante Aufwärtsfahrt
Vor drei Jahren verlor Sarganserland fast jedes Spiel, nun sind die St. Galler eine der besten NLB-Truppen. Mit der Rückkehr von Simon Gugelmann als Trainer und dem Wechsel von Samuel Pfiffner in die sportliche Leitung wurden Weichen gestellt, die das Team steil nach oben führten.
Fabian Beeler bringt bei Sarganserland viel Erfahrung ein. (Bild: Erwin Keller)
Ungefiltert
Im Kosovo gibt es kein Wort für Unihockey. Luan Misini über seine Wurzeln.
Erlaubter Nachschlag
Die Heim-WM im Dezember 2022 bot auf und nebem dem Platz zu viel Stoff, um alles in einer Ausgabe verarbeiten zu können. Ein Supplement in Wort und Bild.
Die schönen Künste
Eine Gastkolumne.
Der tolle Trolle
2014 ging an der WM in Stockholm der Stern von Mike Trolle auf. Der Däne ist der wohl meistunterschätzteste Goalie der Welt, weil ihm durch die Liebe zu seiner Familie eine grosse Klub-Karriere verwehrt blieb.
Der dänische Goalie Mike Trolle wirkte im WM-Allstar-Team 2014 etwas verloren. (Bild: Erwin Keller)
Goldene Karriere
Die sechsfache Weltmeisterin und schwedische Meisterin Emelie Wibron strebt mit Thorengruppen die perfekte Saison an. Mit dreieinhalb Punkten pro SSL-Spiel trägt sie ihren Teil dazu bei.
Kolumne
Sophie A. Mock über feurige Junioreneltern.