Ausgabe 205, November 2023 - Saison 2023/2024

Legende und Mentor

Martin Östholm wechselte nach 16 SSL-Saisons bei Pixbo erstmals ins Ausland. Der 35-jährige zweifacher Weltmeister möchte in Chur einem jungen Team helfen, zurück in die Playoffränge zu kommen.

Bereits vor neun Jahren wurde ein Wechsel Martin Östholms in die Schweiz verkündet - am 1. April 2014 hiess es auf unihockey.ch: «Martin Östholm zu Floorball Köniz». Wer auf das Datum schaute, merkte rasch, dass es sich um einen Scherz handelte. Doch es gab immer wieder Gerüchte, 2016 bemühte sich etwa Wiler intensiv um eine Verpflichtung des «Bombers», wie er aufgrund seiner gewaltigen Schusskraft genannt wurde. «Eines Tages möchte ich bestimmt in der Schweiz spielen», sagte er damals in einem Interview, die Frage sei nur, wann und wo. Beide Fragen wurden Mitte März 2023 beantwortet, als der Wechsel zu Chur Unihockey publik wurde.

_{Die Bündner Berge haben es Martin Östholm angetan. (Bild: Erwin Keller)}

Von Ost nach West
Martin Östholm ist im Nordosten Schwedens am Meer aufgewachsen, in Sundsvall. Als Neunjähriger - also im letzten Jahrtausend - versuchte er sich mit Freunden aus der Nachbarschaft erstmals im Unihockey. «Wir spielten Fussball, doch es fehlte eine Sportart für die kalten Wintermonate», erzählt der zweifache Weltmeister. So ging das rund sieben Jahre lang: Im Sommer Fussball, im Winter Unihockey. Wenn Martin Östholm nach Tipps gefragt wird, die er jungen Spielerinnen und Spielern auf den Weg geben würde, kommt ohne langes Nachdenken: «Versucht, so lange wie möglich mehrere Sportarten zu betreiben.»

Als 16-Jähriger war die Zeit reif, die Stollenschuhe definitiv im Keller zu lassen und sich aufs Unihockey zu konzentrieren. 2005 wurde Östholm mit Schweden U19-Weltmeister - frisch umfunktioniert vom Center zum Verteidiger. Schon damals beeindruckte er mit seinem harten Schuss. «Die Trainer setzten vermehrt auf Distanzschüsse, also sollte ich hinten spielen - das blieb dann über zehn Jahre so», sagt er schmunzelnd. Tatsächlich versetzten Östholms Schüsse bald alle Torhüter der SSL in Angst und Schrecken. Im Frühling 2007 war es soweit, der Teenager konnte sich zwischen zahlreichen Angeboten aus der höchsten Liga entscheiden - Sundsvall spielte in der Division 1 (dritthöchste Liga), Östholm kam 2006/07 in 21 Spielen auf 21 Tore und 20 Assists. Mit seinem Vater besuchte er verschiedene Orte - nicht nur der sportliche Aspekt, auch das neue Zuhause mussten überzeugen. Von der Ostküste zog es den 19-Jährigen 600 Kilometer nach Südwesten, an die Nordsee. «Es kam der Moment, als ich mich in Göteborg mehr zuhause fühlte als jemals zuvor in Sundsvall», erzählt Östholm. Eine schöne Stadt, freundliche Menschen, nicht zu weit im Norden, viele Freizeitaktivitäten. Ganze 16 Jahre lang waren Göteborg und Pixbo Östholms Heimat.

_{Nach 16 Jahren bei Pixbo läuft Östholm für Chur Unihockey auf. (Bild: Dieter Meierhans)}

Unvollendeter Weltmeister
Die ersten Jahre waren nicht ganz einfach für Östholm, der sich mit Blessuren herumschlagen musste. 2009 schaffte er aber den Sprung ins A-Nationalteam und lief ab 2010 als Captain von Pixbo auf - immer mit der legendären Nummer 11, die in Chur schon besetzt war und ihn zum Wechsel auf die 7 bewog. 2012/13 wurde er definitiv zu einem der Weltbesten seines Fachs: 24 Tore in 25 SSL-Spielen, erster Weltmeistertitel mit Schweden im Zürcher Hallenstadion. Das unbestrittene Karrierehighlight folgte 2014 mit dem Weltmeistertitel in seiner neuen Heimat Göteborg. «Etwas Schöneres ist gar nicht vorstellbar», muss er auch neun Jahre später nicht überlegen.

Es folgten zwei Silbermedaillen 2016 und 2018, danach war die Aktivzeit im Nationalteam nach «nur» vier Weltmeisterschaften vorbei. Zwar stand er im Rahmen der verschobenen WM 2020 noch einige Male im Aufgebot, seit der Nicht-Nomination für das schliesslich 2021 in Helsinki ausgetragene Turnier hat er aber mit dem Thema Nationalteam abgeschlossen. «Es war auch eine Frage der Spielerposition - bei Pixbo hatte ich zurück auf den Center gewechselt, in der Nationalmannschaft wurde mir gesagt, dass andere Spieler auf dieser Position der Spielidee des Trainerstaffs besser entsprächen.»

Als Center dominierte Östholm dafür die SSL beinahe nach Belieben, 2020/21 erreichte er die persönliche Bestmarke von 64 Punkten in 24 Qualifikationsspielen. «Es war für mich nach über zehn Jahren eine neue Herausforderung - ich wollte mir noch einmal etwas beweisen», blickt er zurück. Nur eines blieb ihm in all den Jahren bei Pixbo verwehrt - der Gewinn der Meisterschaft. «Wenn ich die Geschichte meiner Karriere an einem Punkt umschreiben könnte, wäre dies tatsächlich nicht in einem der verlorenen WM-Finals gegen Finnland.» Vielmehr trauert Östholm dem siebten Spiel der diesjährigen Halbfinalserie zwischen Pixbo und Falun nach. «Es wäre mein erster SSL-Final gewesen und wir hatten mit einem sehr jungen Team bei Pixbo eine unglaubliche Saison», blickt er zurück.

Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.

_{Martin Östholm hat im jungen Churer Team eine schwierige Aufgabe als Mentor übernommen. (Bild: Erwin Keller)}