09.
2014
Finnen-WG im Thurgau
Seit kurzem leben in einem alten Bauernhaus in Mauren sechs Finnen. Es sind Spieler und Coaches des Weinfelder Unihockey-Teams Floorball Thurgau. Auch ohne Sauna fühlen sich die Nordländer wohl in ihrem neuen Zuhause.

Im Gang stehen noch einige Kartons, die Stube mit den Sofas ist karg, nirgends ein blaues Kreuz auf weissem Grund. "Wir hatten Glück, dass das Haus leer stand und der Besitzer es uns zu einem guten Zins vermietet", sagt Markus Wiedmer, Präsident von Floorball Thurgau. "Hier leben vier Spieler, einer mit seiner Freundin, und ein Coach. Sie sind für diese Saison aus Finnland zu uns gestossen."
Dank eines finnischen Spielers von Floorball Thurgau, der schon seit zwei Jahren im Team mitspielt, sei der Kontakt zu seinen Landsmännern hergestellt worden. "Bislang hatten wir jeweils Gastfamilien für unsere ausländischen Spieler, aber da gab es auch schon Probleme. Ich hoffe, dass es mit dieser WG nun gut funktioniert", sagt Wiedmer. Im Haus hat auch Geschäftsstellenleiter Marco Diem sein Büro eingerichtet. "Es ist der neue Begegnungsort für unsere Unihockeyaner", sagt Wiedmer.
Teamstützen für den Aufstieg
Zwei der Spieler, Tatu Eronen und Tommi Puustinen, sollen dieses Jahr die erste Mannschaft von der Nati-B von Floorball Thurgau unterstützen mit dem Ziel: Aufstieg in die Nati-A. Erste Trainings und ein Vorbereitungsturnier in Prag haben sie bereits absolviert. "Ich wollte mal etwas Neues machen, und da ich in Finnland gerade mein Studium beendet habe, passt der Zeitpunkt gut", sagt Tatu Eronen. Der 28jährige Angreifer spielte in der höchsten finnischen Liga beim Club Joensuu. Er kennt die Schweiz bereits dank seines Bruders, der schon in Sarnen gespielt hat. "Ich wusste, was mich hier erwartet - die Distanzen sind viel kleiner als in Finnland. Mir fehlt einzig eine Sauna", sagt er und lächelt.
Auch der erst 18jährige Topias Ojala hat sich mittlerweile in der Schweiz eingelebt. Er wird in der U21 und dem Fanionteam des Unihockeyclubs zum Einsatz kommen. "Ich denke, es ist eine grossartige Erfahrung, die ich hier in der Schweiz machen kann", sagt der junge Mann aus Turku. "In meiner Heimat wurde mir etwas langweilig, nachdem ich elf Jahre beim gleichen Verein gespielt habe.» Es gebe schon Unterschiede zwischen dem finnischen und dem Schweizer Unihockey. "Die Finnen sind technisch besser, die Schweizer dafür fitter." Einige Brocken Deutsch spricht Ojala bereits. "Ich habe es einfacher als die Kollegen. Meine zweite Muttersprache ist Schwedisch, und das ist Deutsch relativ ähnlich." Er und der zweite Junior, Emil Eklund, besuchen während acht Wochen einen Deutschkurs in Weinfelden. Wie die anderen sollen sie nebst den Trainings auch arbeiten. "Ilkka Lehtinen hat bereits einen Job, für die anderen sind wir noch auf der Suche", sagt Markus Wiedmer.
Ein akribischer Analyst
Ilkka Lehtinen ist der älteste der sechs WG-Bewohner. Der 38-Jährige ist auch schon am längsten in der Schweiz, seit Juni. "Am Anfang war ich ganz allein im Haus, jetzt ist es natürlich lustiger dank der Mitbewohner", sagt er. Lehtinen ist Coach der U21 bei Floorball Thurgau und berät auch die Coaches des Fanionteams. Wiedmer beschreibt ihn als akribischen Analysten. "Unihockey ist meine Leidenschaft, mein Leben", sagt Lehtinen. "In Finnland haben wir viel mehr Zeit, diese Leidenschaft auszuleben. Die Schulen und der Staat unterstützen die Sportler gut. In Weinfelden wird es meine Aufgabe sein, die Spieler individueller zu betreuen."
Quelle: Thurgauer Zeitung