11.
2005
Männer NLB: Krimi gegen Lok Reinach
Gestern boten der Leader aus Reinach und die Bern Capitals beste Unterhaltung, ja gar ein Spektakel. Die Stadtberner unterlagen in einer intensiven Partie in der Verlängerung mit 5:6. Alle Elemente, die den Unihockeysport so sehenswert machen, waren enthalten: Viele Tore, Penaltys, herrliche Spielzüge, eigenartige Entscheidungen und eine beeindruckende Aufholjagd.
Da zwei Mannschaften aufeinander trafen, die spielerisch auf allen Ebenen gute Qualitäten hatten, entstand ein temporeiches und technisch hochstehendes Spiel. In beiden Teams spielen zwei schwedische Ausnahmekönner, die einiges zu bieten haben - deren zwei stachen besonders heraus: Artursson mit vier Toren und Hedlund mit einem Treffer und drei Assists.
Schon von Beginn weg war das Tempo merklich höher, als man es sonst von der NLB gewohnt ist. Beide Teams wussten mit gekonnten Kombinationen zu gefallen und sich Chancen herauszuarbeiten. Reinach gelang es, das Skore zu eröffnen. In der vierten Minute reagierte Allamand schneller als der Berner Verteidiger und verwertete nach einem Freistoss einen missglückten Schussversuch von Hedlund. Kurz darauf hatte Uhlin die Möglichkeit, den Gleichstand wieder herzustellen, als er mustergültig von Artursson vor dem Tor angespielt wurde. Gästetorhüter Cazzato, der später noch von sich reden machen sollte, vereitelte aber diese Chance mit einer Glanztat. In der 10. Minute kam es zum ersten von drei (!) Penaltys. Luginbühl übernahm die Verantwortung und liess Cazzato keine Chance. Das Drittel endete 1:1, dies nur weil beide Torhüter eine ausgezeichnete Leistung boten und etliche Möglichkeiten zunichte machten.
Im Mitteldrittel gelang nur Reinach ein Tor, eigentlich waren es allerdings deren zwei. In der 40. Minute erhielt Dahlgren die Möglichkeit, den zuvor durch Huser erarbeiteten Vorsprung auszubauen. Der Penalty war ziemlich gesucht, genau so gesucht war aber auch der Grund, das geschossene Tor nicht anzuerkennen.
Aufgrund des „verschossenen“ Penaltys wurde allerdings eine Zweiminutenstrafe gegen Buser ausgesprochen. Die Caps begannen darum das Schlussdrittel mit einem Mann weniger auf dem Feld. Lange konnten sie dem Druck stand halten, mussten aber kurz vor Ablauf der Strafe das 1:3 einstecken. Hedlund hatte für einen kurzen Augenblick ein bisschen Raum, den er mit einem satten Schuss zu nutzen wusste. Doch die Caps steckten diesen Treffer gut weg und suchten wieder den Anschluss. Nur 90 Sekunden später erzielte Artursson nach einem Abpraller volley das 2:3. Der Druck auf das Gehäuse der Reinacher nahm weiter zu, doch waren es nicht die Caps, die eine ihrer zahlreichen Chancen ausnutzen konnten. In der 50. Minute war es Verteidiger Schnidrig, der den Zweitore-Vorsprung für die Gäste wieder herstellte. Ein bisschen zu ungestüm verhielten sich nach diesem Treffer die Einheimischen und mussten prompt 30 Sekunden später sogar das 2:5 einstecken.
Wahrlich keine einfache Ausgangslage für die Caps, die nun gegen den Leader mit drei Toren in Rückstand lagen. Doch statt Zerfallserscheinungen zu zeigen versuchten sie noch einmal heranzukommen. Artursson erzielte in der 55. Minute das 3:5, doch die Zeit schien allerdings zu entrinnen. Zwei Minuten vor Spielende war es aber wieder Artursson, dem der Anschlusstreffer gelang. Dies versetzte Reinachs Torhüter Cazzato derart in Rage, dass er eine zwei plus zehn Minuten Strafe erhielt. Das Caps-Powerplay dauerte ganze 18 Sekunden, ehe der kalte Torhüter Baumann hinter sich greifen musste. Der Gleichstand war wieder hergestellt, das Spiel wieder völlig offen. Auch bei diesem Treffer hiess der Schütze wieder Artursson, der seinem lupenreinen Hattrick im Schlussdrittel noch einen vierten Treffer folgen liess. Die Caps besassen in der Folge durch Baumann und Dysli in der 59. und 60. Minute noch zwei grosse Möglichkeiten, sogar den Siegestreffer zu erzielen. Doch beide scheiterten knapp am Torerfolg und als alle schon mit der Verlängerung rechneten, kam es zu einem weiteren Paukenschlag. Bei 59:44 erhielt Reinach nach einem wiederum harmlosen Zweikampf den zweiten Penalty zugesprochen. Hedlund übernahm die Verantwortung und erzielte ein wahrlich sehenswertes Tor. Doch auch hier blieb ihm der Torjubel im Halse stecken, denn die Schiedsrichter anerkannten auch dieses Tor nicht. Wie bereits 20 Spielminuten zuvor nutzte dann aber Reinach die mit dem Penalty ausgesprochene Zweiminutenstrafe kurz nach Beginn der Verlängerung und sicherte sich so den Zusatzpunkt.
Lok Reinach gewann ein Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hätte. Beide Teams hatten ihre dominanten Phasen und die Aufholjagd der Caps hätte kein so gesuchtes Ende verdient gehabt.
Bern Capitals - Lok Reinach 5:6 n.V. (1:1, 0:1, 4:3, 0:1)
Mooshalle, Gümligen - 140 Zuschauer
SR: Wälti / Wälti
Tore: 03:44 Allamand (Hedlund) 0:1, 09:22 Luginbühl (Penalty) 1:1, 33:03 Huser (Dätwyler) 1:2, 41:19 Hedlund (Dätwyler / Ausschluss Buser) 1:3, 42:45 Artursson (Geiser) 2:3, 49:17 Schnidrig (Heiniger) 2:4, 49:45 Allamand (Hedlund) 2:5, 54:13 Artursson (Uhlin) 3:5, 57:31 Artursson (Uhlin) 4:5, 57:49 Artursson (Leuenberger / Ausschluss Cazzato) 5:5, 60:36 De Icco (Hedlund / Ausschluss Geiser) 5:6
Strafen: Bern 3x2, Lok 1x2 1 1x10' (Cazzato, reklamieren)
Bern Capitals: Falk; N. Galli, Buser; Dysli, Geiser; Moesch, S. Galli; Leuenberger, Luginbühl, R. Tröhler; Abbühl, Uhlin, Artursson; Aeschbacher, Gygax, Baumann; Farine
Lok Reinach: Cazzato (58. Baumann); Kaufmann, Binder; Allamand, Hedlund, Dahlgren; De Icco, Schnidrig; Dätwyler, Heiniger, Huser; Leuzinger, Mastropietro
Bemerkungen: 39:44 Dahlgren vergibt Penalty 59:44 Hedlund vergibt Penalty