04.
2013
Bündner Partykiller in Chur
Verliert Piranha Chur am Samstag die Finalissima im Frauen-Unihockey, jubeln zwei Bündnerinnen und ein Bündner. Ramona Gabathuler und Andrea Streiff verteidigen beim Finalgegner Dietlikon. Benjamin Cernela gibt dabei die Anweisungen.
Die Sympathien sind am Samstagabend in der Churer GBC klar verteilt. Wenn Piranha die Frauen vom UHC Dietlikon zum entscheidenden fünften Spiel des Play-off-Finals empfängt, drücken aber nicht alle dem Heimteam die Daumen. In den Reihen von Piranhas Finalgegner tragen nämlich drei Bündner wesentlich dazu bei, dass Piranha vielleicht als Verlierer aus der Best-of-5-Finalserie gehen wird: die Verteidigerinnen Ramona Gabathuler und Andrea Streiff und Trainer Benjamin Cernela.
So ist es durchaus denkbar, dass bei Churer Gegentreffern Jubelschreie in Bündner Dialekt durch die Halle tönen. Zum Beispiel von den Angehörigen von Ramona Gabathuler. Oder von Gabathuler selbst. Die 27-jährige Churerin wechselte auf diese Saison hin nach zehn NLA-Saisons und zwei Meistertiteln mit Piranha zum Rivalen Dietlikon. Dass sie gewillt ist, den ehemaligen Teamkolleginnen die Party zu vermiesen, liegt auf der Hand. «Natürlich wollen wir das», sagt sie.
Gabathuler gibt aber zu, dass in ihrer Brust zwei Herzen schlagen. «Ich habs mir einfacher vorgestellt, gegen meine ehemaligen Teamkolleginnen zu spielen», sagt sie, nachdem sie in der Qualifikation die Partie in Chur wegen eines angerissenen Kreuzbandes verpasst hatte und ihr das erste Finalspiel in der GBC «ziemlich eingefahren» sei. Sich mit der besonderen Affiche zu arrangieren, bereitet ihr trotzdem keine Probleme: «Jetzt zählt nur Dietlikon, und ich gebe Vollgas, damit wir gewinnen.» Umso mehr, weil es für die 63-fache Nationalverteidigerin zugleich das letzte SML-Spiel ist.
Streiffs Schwestern-Duell
Bei der Entourage von Andrea Streiff ist die Situation mit den zwei Herzen noch komplizierter. Auf der einen Seite verhindert Andrea Streiff (26) als Verteidigerin Tore, auf der anderen, jener von Piranha, deren jüngere Schwester Simona (25). «Es ist jedes Mal etwas Spezielles, gegen Piranha zu spielen. Ich kenne alle gut, viele sind gute Freunde, und dann ist da noch die Schwester. Die Gefühle gehen manchmal mit mir durch», sagt Andrea Streiff.
Für Gefühle ist auf dem Feld aber kein Platz. «Wir haben ein klares Ziel vor Augen, und das heisst Meister», sagt Andrea Streiff und fügt mit einem Lachen an: «Ich mag sowieso langsam nicht mehr zuschauen, wie die Churerinnen jubeln.» Im Falle eines Erfolgs dürfte sie sich auch bei den Neckereien unter Schwestern in eine bessere Position bringen: Für die studierte Betriebswirtschafterin wäre es im zweiten Jahr mit Dietlikon nach drei Jahren in Bern nämlich der erste Titelgewinn, während ihre Schwester mit Piranha schon zwei Meistertitel feierte.
Cernelas letzter Streich?
Unter den Zuschauern befinden sich auch Verwandte und Bekannte von Benjamin Cernela. Den gebürtigen Jenazer zog es vor zwölf Jahren Richtung Zürich. Seit fünf Jahren mischt er nunmehr am Kommandopult von Dietlikon mit, die letzten drei als Cheftrainer - mit durchschlagendem Erfolg angesichts des erfolgreich vollzogenen Umbruchs, der morgen früher als erwartet in den Gewinn des Meistertitels münden könnte.
In der Finalissima coacht er die Dietlikerinnen indes zum allerletzten Mal. Der 33-Jährige hatte unlängst seinen Abschied per Ende Saison angekündigt, um mehr Zeit für seine Frau und die einjährige Tochter Elina zu haben. Auch er dürfte deshalb morgen besonders gewillt sein, sich für die Finalniederlage im Vorjahr zu revanchieren und den Churerinnen den Titel zu entreissen.
Zeitungsbericht "Die Südostschweiz"