10.
Schnelles Comeback der schnellen Stürmerin
Kurz vor dem Superfinal hat sich Leonie Wieland das Kreuzband gerissen, keine fünf Monate später feierte sie bereits ihr Comeback, steht im Nati-Aufgebot für die EFT in Chur und hofft auf ein Weiterkommen ihrer Teams im Rückspiel des Champions-Cup-Viertelfinals am Samstag.
Es geschah am Donnerstag, den 24. April, im letzten Training vor dem Superfinal in Fribourg. Bei einem ganz normalen Zweikampf mit einer Teamkollegin fiel Leonie Wieland aufs Knie und konnte nicht weiterspielen. Beim ersten MRI wurde ein Bänderriss noch ausgeschlossen, es sei eher eine Zerrung. Dank "Physiotherapie, Tape, Schmerzmitteln und viel Adrenalin" konnte Wieland den Superfinal spielen. Nach einer Woche folgte die klare Diagnose: Bänderriss im linken Knie.
Wieland entschied sich gegen eine Operation, und tatsächlich stand sie Mitte September im Cupspiel gegen das Team Aarau schon wieder auf dem Feld. Am 28. September feierte sie nicht nur ihren 23. Geburtstag, sondern auch das Comeback in der UPL. Zu Beginn noch auf der Ersatzbank, konnte sie in der letzten Minute das 8:3 für die Jets erzielen. Wenige Tage nach diesem Spiel konnten wir uns mit der Nationalstürmerin unterhalten.
Du hast bereits Mitte September im Cup gespielt und dann letztes Wochenende gegen Uri in der UPL. Wie hast du dieses Comeback persönlich erlebt? Wann zeichnete sich ab, dass es tatsächlich so schnell funktionieren könnte?
Leonie Wieland: Einerseits war ich echt überwältigt und sehr sehr froh, dass es im September bereits geklappt hat und bin extrem stolz, was ich und mein ganzes Team an Leuten, die mich so stark unterstützt haben, in dieser Zeit hingekriegt haben. Es bedeutet mir unglaublich viel! Abgezeichnet hat es sich ungefähr in den letzten drei Wochen vor dem Spiel, es herrschte aber lange keine hundertprozentige Gewissheit und wir spürten allmählich den Zeitdruck, da im Oktober der OP-Termin gewesen wäre. Wir wussten: Wir müssen alles machen und ausprobieren, ob das Knie unter Wettkampfbedingungen hält. Ich bin dann ziemlich schnell wieder ins Teamtraining eingestiegen und die 20 Minuten im Cup kamen nach gerade mal einem einzigen Training mit voller Belastung. Ich bin sehr dankbar, dass alles so gut geklappt hat.
Es geht Schlag auf Schlag weiter - am Wochenende habt ihr zwei Spiele mit den Jets, noch ein Ligaspiel am Mittwochabend, Mitte Oktober ist EFT und im Dezember WM. Wie weit ist der Weg noch, um dein bestes Niveau wieder zu erreichen und wie dosierst du deine Einsätze in diesem extrem dichten Terminplan?
Genau, der Terminplan ist eng. Dadurch waren wir auch so unter Zeitdruck - ich wusste, wenn es bis Oktober nicht möglich ist, 5 gegen 5 mit allen Zweikämpfen zu spielen, hätte ich diesen OP-Termin wahrnehmen müssen. Nun haben wir ihn verschoben, denn es ist immer noch nicht zu 100% sicher, dass wirklich alles so aufgeht wie ich es mir erhoffe. Ich habe aber extrem hart dafür gearbeitet und bin immer noch dran am Muskelaufbau, um mein Kreuzband so quasi zu "kompensieren". Für die EFT wurde ich als "zusätzliche Spielerin" aufgeboten, damit ich gewisse Trainings und vielleicht auch ein paar Einsätze im Spiel erhalte. Mit Stock und Ball konnte ich in den letzten Monaten nicht sehr viel machen, der Fokus lag vor allem im Bereich Kraft. Ich habe jetzt auch gemerkt, dass die Explosivität und Spritzigkeit noch nicht genau so wie vorher sind. Mein Ziel ist es, im November wieder auf dem gewohnte Niveau zu sein und noch ein paar Wochen für die eigentliche WM-Vorbereitung zu haben.
Wer oder was hat dir am meisten geholfen in diesen ca. 5 Monaten seit der Verletzung? Und, im Gegensatz dazu, was war am schwersten zu ertragen?
Mir hat sehr, sehr vieles geholfen: Natürlich meine Familie, die mich nach der Diagnose aufgefangen hat und auch wenn es mal in den Trainings nicht so vorwärts ging, wie erhofft, und mich dann aber auch extrem gepusht hat, wenn es gut lief. Andererseits natürlich mein Team bei den Jets, niemand hat daran gezweifelt dass ich es schaffen kann und das haben sie mir immer wieder gesagt, wie toll ich es mache und das war immer ein sehr schönes Gefühl. Und nicht zuletzt natürlich auch die Physiotherapie, mit Philipp Purkert und dem Z4P und Neuronuss, alle drei Parteien haben sehr stark an mich geglaubt und sehr eng mit mir zusammengearbeitet.
Das schwierigste war der Moment, als das Team nach den Sommerferien wieder aufs Feld zurückkehrte, auch als die World Games in Chengdu waren. Diese Momente, wo das Unihockey langsam wieder den regulären Betrieb aufnahm, waren sehr schwierig. Damals war auch noch überhaupt nicht klar, dass ich es ohne Operation schaffen könnte. Zu merken, dass alle wieder voll zum Unihockey zurückkehrten und ich musste mich nur mit Krafttraining beschäftigen, da schien alles noch sehr weit weg und ich dachte: In zwei Monaten ist die Operation und dann kann ich ein Jahr lang nicht spielen - das war sehr hart.
Am Samstag im Champions Cup müsst ihr in 60 Minuten gewinnen und dann käme eine Verlängerung/Penaltyschiessen. Was sind deine Gedanken zu diesem Spiel? Und wird man dich auf dem Feld sehen?
Mich wird man nicht auf dem Feld sehen, da ich für das Hinspiel als Betreuerin gemeldet war und sich das gemäss dem Reglement für das Rückspiel nicht ändern lässt. Also werde ich das Team hinter der Bande unterstützen. Dafür hoffe ich, am Sonntag gegen die Skorps wieder ein bisschen Einsatzzeit zu haben. Für den Samstag im Champions Cup: Zu diesem Spiel haben wir uns sehr viele Gedanken gemacht. Wir haben die Schlüsse gezogen aus dem letzten Spiel, das wir eigentlich in der Hand hatten. Dann machten wir aber zu viele Eigenfehler, waren vor dem Tor zu wenig konsequent, auch in unserer eigenen Zone. Wir haben viel zu viele Zweikämpfe verloren. Das darf uns nicht mehr passieren und ich bin überzeugt, dass das Team diese Punkte umsetzen kann. Ich weiss, dass wir dieses Team schlagen können.
Lese-Tipp:
Das Portal "aargauersport.ch" hat Leonie Wieland während ihrer Verletzung begleitet. Die drei Artikel sind alle online abrufbar:
Teil 1 vom 6. Juni 2025:
«Die Diagnose war für mich ein Schock»
Teil 2 vom 6. Juli 2025:
«Ich glaube an die kleine Chance, ohne Operation an der WM zu spielen»
Teil 3 vom 19. August 2025:
«Ich habe es nicht geschafft, ein Spiel live anzuschauen»