04.
2003
Stimmen zum entscheidenden Spiel Dietlikon - Red Ants
Marco, wie geht es dir nach dieser Partie? Giovi (Giovanni Marti) hätte wohl fast einen Herzinfarkt gekriegt im Finale, wie hast du das (über-)lebt?
Wir haben die Winterthurer geschlagen – das muss man erst mal verdauen. Endlich haben wir es geschafft. Die Schlussminuten waren wirklich brutal – als Spieler habe solche Situationen schon erlebt, aber als Trainer ist es viel schlimmer. Man steht da draussen und kann nicht helfen. Ich bin auch jetzt noch so richtig am vibrieren, noch mitten im Spiel.
Wie wäre das Spiel wohl ausgegangen, wenn ihr nicht so früh schon in Führung gegangen wärt – hätten die Nerven gehalten?
Das kann man natürlich nicht sagen. Wir sind nach dem gestrigen Spiel noch zusammen essen gegangen und konnten da teilweise schon wieder über das 8:0 lachen. Aber natürlich ist uns die Führung sehr entgegen gekommen.
Ihr habt euch nach dem 2:0 sehr stark zurück gezogen. War das Absicht oder haben die Red Ants einfach so viel Druck gemacht?
Eine 2:0-Führung ist so eine Sache – eigentlich müsste man das dritte Tor suchen, im Unterbewusstsein ist man aber mehr auf das Verteidigen des Vorsprunges ausgerichtet. Es hat mir jedenfalls nicht gefallen, dass wir so weit hinten standen. Wir haben zwar den Spielerinnen immer wieder gesagt, dass sie das nicht tun sollen, aber scheinbar ging es nicht anders.
Was ist dir beim Ausgleich zum 2:2 durch den Kopf gegangen?
Zum einen natürlich ein „nicht schon wieder“... Aber dann auch die Hoffnung, dass die Euphorie des Ausgleichs bei den Red Ants zu Fehlern führen würde. Und das 3:2 durch Anne kam prompt. Die Schluss-Sekunden waren dann einfach unglaublich.
Noch letztes Jahr hätten wir dieses Spiel wohl nicht über die Runden gebracht. Wir sind als Team besser geworden, auch wenn das in dieser Partie nicht immer offensichtlich war.
Mark, wie gross ist die Enttäuschung nach dem Ausscheiden?
Natürlich riesig. In den letzten zwei Wochen ist eine tolle Dynamik im Team entstanden, umso trauriger sind wir jetzt alle, dass die Saison zu Ende ist.
Noch vor einem Jahr hätte man wohl sofort unterschrieben, wenn euch jemand die Silbermedaille im Europacup und ein knappes Scheitern in den Playoff-Halbfinals angeboten hätte...
Wir können hier jedenfalls hocherhobenen Hauptes die Halle verlassen. Wir hatten eine schwache Phase, und hätten wir gestern die Serie 2:0 verloren, hätte man wohl von einem mehr als verkorksten Ende der Saison sprechen müssen. Aber wir haben Charakter gezeigt, Dietlikon zu Hause weggefegt und heute sehr unglücklich verloren. Ich denke, dass wir auf das Geleistete durchaus stolz sein können. Wir waren auf keinen Fall schlechter als Dietlikon.
War das frühe 2:0 eine zu grosse Hypothek?
Offensichtlich schon. Wir haben uns aber grossartig ins Spiel zurück gekämpft, haben mehr und mehr zulegen können. Wir haben heute alles gebracht, was wir können und haben uns nichts vorzuwerfen. Die letzten Minuten waren vielleicht sinnbildlich für die Schwankungen in der ganzen Saison – im positiven wie im negativen Sinne.
Das letzte und entscheidende Tor geht klar auf die Kappe von Sabine Forster...
Sabine weiss das selber und wird von allen Spielerinnen noch am längsten und meisten traurig sein. Sie hätte mit dem gehaltenen Penalty, der uns im Spiel gehalten hat, zur grossen Matchwinnerin werden können. Es hat halt nicht sollen sein.
Daniela, wie ist das Gefühl, den letzten und entscheidenden Treffer erzielt zu haben?
Natürlich toll. Ich wusste nach dem Tor sofort, dass es das jetzt endgültig gewesen sein musste. Es war eine riesige Erlösung.
Wie gross war die nervliche Belastung vor dem Spiel bzw. die Angst, wieder zu versagen?
Ich kann nur von mir reden. Ich bin zwar durch einen gestern umgeknickten Knöchel lädiert gewesen, ansonsten aber sicher, dass wir das Spiel gewinnen würden. Angst hatte ich keine, und die frühe Führung hat uns natürlich zusätzlich Sicherheit gegeben.
Nach diesen Toren spielten aber nur noch die Red Ants, Dietlikon verteidigte das eigene Tor und kam kaum zu Kontern.
Ja, wir haben uns zu weit zurückdrängen lassen. Erst im letzten Drittel kamen wir wieder etwas besser in Fahrt und konnten den Ball auch im gegnerischen Drittel mal wieder laufen lassen.
Und nach dem Ausgleich flatterten die Nerven wieder? Einige Schussversuche zum Beispiel missrieten ziemlich...
Das hatte wohl vor allem mit der Müdigkeit nach diesem intensiven Spiel zu tun. Ich habe keine Nervosität verspürt. Alle haben heute das gespielt, was sie können – und das hat zum Glück fürs Finale gereicht.