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Zwissler: Vor vollendeten Tatsachen
Nach zwei Jahren in der SSL bei Falun ist Sereina Zwissler zurück bei den Jets, für die sie bereits von 2016 bis 2023 in der höchsten Liga spielte. Wir blicken mit der Verteidigerin zurück auf zwei spannende Jahre in Schweden mit einem abrupten Ende und die Rückkehr zu den Fliegerinnen.
Erstmal herzliche Gratulation zum Gewinn des Supercups - du wurdest sogar Bestplayerin, was für eine Verteidigerin nicht unbedingt Alltag ist. Wie hast du die 60 Minuten gegen Chur erlebt?
Sereina Zwissler: Ich wusste nicht genau, was mich erwartet, nach zwei Jahren Abwesenheit. Die Churerinnen fanden ab dem zweiten Drittel ganz gut ins Spiel, worauf wir wiederum reagieren konnten. Es gab zwischendurch eine etwas harzige Phase, aber wir brachten den Sieg und den Titel heim. Zudem haben wir viele Spielerinnen, die einfach eiskalt sind, wenn der Gegner einen Fehler macht. Wir wollten auch physisch das Spiel bestimmen, das ist eines unserer Ziele: über 60 Minuten aggressiv und laufintensiv spielen zu können.
Es ist für dich eine Rückkehr - ist überhaupt noch jemand im Team, der bei deinem ersten Wechsel zu den Jets schon da war?
Nein, die sind alle weg (lacht). Ein Jahr nach mir kam dann Nina Metzger, aber sonst ist niemand mehr von dieser "Dietlikon-Generation" da.
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Du sprichst es an, verglichen mit der Ära einer Michelle Wiki zum Beispiel ist eine andere Generation am Werk. Jetzt warst du zwei Jahre weg, doch du hast das Geschehen bei den Jets sicher speziell verfolgt aus der Distanz?
Es gab jedes Jahr einige Wechsel, aber die absolute Gewinnermentalität blieb erhalten. Es hat sich von Jahr zu Jahr etabliert, dass hier immer alles gegeben wird, um zu gewinnen. Das haben Dietlikon und jetzt die Jets immer gut hingekriegt, auch von der Coaching-Seite her.
Erzähl uns doch bitte ein wenig von deinen zwei Jahren in Schweden. Wie und wo hast du gewohnt, gearbeitet usw.?
Es war in Falun alles sehr zentral gelegen. Ich wohnte zehn Minuten von der Halle entfernt und arbeitete ebenfalls nur rund zehn Minuten entfernt, bei einem Sponsor, was für die Work-Life-Balance sehr gut war. Es war eine tolle Erfahrung, in der SSL zu spielen, da es sehr intensive Trainings und Spiele gab, das Niveau ist unglaublich gut. Es hat sehr viel Spass gemacht.
Und was hast du gearbeitet - im gelernten Job? Der da wäre?
Also, ich bin Physiotherapeutin. Im ersten Jahr arbeitete ich noch bei einem Sponsor im Büro, das ist so eine "Medical Base". Im zweiten Jahr durfte ich dann auch als Physio arbeiten, da ich die dafür notwendige Legitimation erhielt.
Sportlich gab es eine gute erste Saison und eine etwas weniger erfolgreich zweite Saison für das Team. Wie sieht deine Bilanz aus?
Im ersten Jahr hatten wir ein sehr gutes Kader, auch mit Nationalspielerinnen. Die Qualität und die Breite stimmten und wir kamen in den Viertelfinal, wo wir gegen das drittplatzierte Västeras Rönnby (mit der langjährigen Jets-Torhüterin Monika Schmid, die Redaktion) ausgeschieden sind. Auf die zweite Saison hin gab es nur wenig Transfers, das Niveau der Abgänge konnte nicht kompensiert werden. Die Trainersituation war lange offen, bis schliesslich ein Trainer aus dem Nachwuchs das SSL-Team übernahm. Die Saison lief dann einfach irgendwie vor sich hin, ohne dass wir jemals wirklich in Schwung gekommen sind.
Um Haaresbreite habt ihr den Ligaerhalt geschafft...
... genau, wir haben uns sportlich den Platz in der SSL gesichert. Eine Woche später zog Falun das Frauenteam dann zurück. Ohne, dass uns der Vorstand vorgängig irgendwie darüber informiert hätte. Wir wurden vor die vollendeten Tatsachen gestellt.
War da schon klar, dass du zu den Jets zurückkehren wirst?
Nein, zu diesem Zeitpunkt war meine sportliche Zukunft noch offen - aber es spielte dann natürlich eine Rolle bei dem Entscheid, zurück in die Schweiz zu wechseln.
Für das A-Nationalteam warst du zuletzt an der WM-Qualifikation Anfang Jahr aufgeboten. Die WM im Dezember und die EFT Mitte Oktober bleiben ein Ziel, nehme ich an?
Auf jeden Fall. Das Ziel ist es, dabei zu sein. Es wurde auch klar kommuniziert, was es spielerisch dafür braucht. Diesbezüglich stehe ich noch nicht ganz dort, wo ich gerne wäre. Für die Aufgebote im Sommer waren die Playoffs der letzten Saison auch entscheidend - und wir spielten mit Falun nunmal keine Playoffs.