04.
2003
Damen NLA: Dietlikon stürzt den Thron des Meisters
Vor der Partie war man gespannt wie ein Flitzebogen – wie tief sass die Demütigung des Vorabends in den Knochen der Dietlikerinnen? Würden sie sich von der 8:0
Klatsche erholen können? Die Antwort gaben Elvira Schmidlin und Daniela Morf in den 22 Sekunden, die zwischen dem
frühen 1:0 und 2:0 lagen. Diesem Rückstand rannten die Red Ants nun hinterher. Sie versuchten es mit Kombinationen, mit viel Kampf und Tempo. Ab der 30. Minute hatte man sogar als beide Teams im Vollbestand spielten das Gefühl, es handle sich um ein Powerplay der Winterthurerinnen. Dietlikon liess sich sehr weit zurückfallen und kam kaum zu Konterchancen. Doch der Ball wollte einfach nichts Tor, bzw. Nicole Giezendanner hielt einfach alles, was auf ihren Kasten kam. In der 36. Minute schöpfte der Meister zusätzlich Kraft, als Simone Berner einen Penalty nicht an Sabine Forster vorbei brachte – aber noch immer fehlten die Tore.
Der Anschlusstreffer viel dann doch, in der 49. Minute, und zwar auf herrliche Art und Weise. Gäbe es Stilnoten für die Schönheit eines Treffers, hätte die Kombination Kundert-Benz-Kristiansen sicher die Höchstnote verdient. Und als erneut Linda Kristiansen in der 52. Minute den Ausgleich bewerkstelligte, schien der Albtraum Dietlikons – das regelmässige Scheitern an den Red Ants in wichtigen Spielen – seine Fortsetzung zu erfahren. Die Zürcherinnen machten jetzt zwar gezwungenermassen wieder etwas mehr fürs Spiel, doch die Red Ants hatten immer noch Oberwasser.
Verrückte Schlussminuten
Was dann folgte, hat man hierzulande im Damenunihockey wohl noch selten gesehen. 58.31 war gespielt, als Anne Suomalainen per „Zorro-Move“ von hinter dem Tor ihr Team wieder in Führung brachte. 24 Sekunden später wuselte sich Petra Kundert am rechten Flügel durch und traf genau in die entfernte obere Torecke zum 3:3. Die Halle kochte und freute sich auf eine Verlängerung zwischen diesen beiden Teams, die sich nichts schenkten. Aber niemand hätte sich vorstellen können, was dann geschah. Eine halbe Minute vor dem Ende landete ein Auswurf von Sabine Forster direkt auf der Schaufel von Daniela Morf, welche sich nicht zweimal bitten liess und zum Endresultat von 4:3 einschoss. Grenzenloser Jubel auf der Seite Dietlikons, "Finale"-Sprechchöre der Fans, bittere Tränen bei den Red Ants, welche sich grandios ins Spiel zurück gekämpft hatten. Der Thron des Meisters muss nach mehr als einem Jahrzehnt neu besetzt werden.
Dietlikon – Red Ants 4:3 (2:0, 0:0, 2:3)
Hüenerweid, 190 Zuschauer
SR: Brändle/Ziegler
Dietlikon: Giezendanner; Berner, Gut; Walder, Bürgi; Morf, Viridén, Suomalainen; Vetter, Schmidlin, Schäfer
Red Ants: Forster; Trachsel, Siegenthaler; Eberle, Kocher; Rieser, Breitenstein, Stadelmann; Kundert, Kristiansen, Benz; Füllemann.
Tore: 4. Schmidlin (Schäfer) 1:0; 5. Morf (Suomalainen) 2:0; 49. Kristiansen (Benz, Kundert) 2:1; 52. Kristiansen (Kundert) 2:2; 59. (58.31) Suomalainen 3:2; 59. (58.55) Kundert (Stadelmann) 3:3; 60. (59.34) Morf 4:3.
Strafen: je 2x2
Bemerkungen: 36. Forster hält Penalty von Berner; 52. Time-Out Dietlikon; 59. Time-Out Red Ants.