03.
2006
Frauen NLA: Caps stossen Tür zu den Playoffs weit auf!
Latours Motivationskünste
Die Ausgangslage vor der Partie war aus Sicht der Caps brisant: Wollte man
einen Showdown am letzten Spieltag vermeiden, musste gegen die Zuger Highlands
unbedingt ein Sieg her. Keine einfache Aufgabe, verlor man doch gegen denselben
Gegner im Cup 1:4 und in der Meisterschaft 12 Sekunden vor Schluss weitere zwei
Punkte. Besondere Spiele erfordern besondere Massnahmen, weshalb sich der
Trainerstab vor dem Spiel einer doch eher ungewöhnlichen Motivationsquelle
bediente: Das MP3-File der flammenden Motivationsrede des Fussballlehrers
Hanspeter Latour vor einem Spiel seines FC Thun gegen Servette verfehlte seine
Wirkung nicht.
Tatsächlich waren es die Caps, die in der von gegenseitigem Abtasten geprägten Startphase die ersten Chancen erspielten. Zug kreuzte erst in der 9. Minute erstmals gefährlich vor Berns Schlussfrau Koller auf – dies dafür sehr erfolgreich in Form des Führungstreffers. Die Gäste liessen sich jedoch nicht entmutigen und konnten noch vor der Pause dank einer feinen Leistung von Daniela Stettler ausgleichen.
Verpasster erster KO-Schlag
Angespornt vom Ausgleich nahmen die Hauptstädterinnen das Szepter anfangs des
Mittelabschnittes in die Hand. Aus dem Chancenplus resultierten „nur“ zwei Tore
und ein klares Chancenplus. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Abend sein,
dass die Caps den Todesstoss verpassten. „Nach dem doch eher zerfahrenen
Startdrittel gelang es uns, die „Rücksäcke“ mehr und mehr abzuschütteln“ gab
Caps-Spielerin Andrea Spycher nach dem Spiel zu Protokoll und sprach dabei die
aufsässige „Fraudeckung“ der Zugerinnen an. Es waren dennoch die
Innerschweizerinnen, die etwas überraschend zum 2:3 verkürzen konnten. Besonders
ärgerlich aus der Sicht des Tabellendritten war allerdings, dass genau mit der
Pausensirene (zumindest der Meinung der nie unwiderstehlich wirkenden
Schiedsrichter) das 2:4 hingenommen werden musste. Die Caps, in dieser Saison
wahrlich nicht oft besucht von Göttin Fortuna, nahmen dieses Geschenk dankend
an.
Unnötiges Nervenspiel
Als Juker gleich nach Wiederbeginn mit ihrem zweiten Treffer das 5:2 schoss,
schien der Mist geführt zu sein. Dies umso mehr, als die Highlands stehend KO zu
sein schienen. Pech (Lattenschuss Stettler) und eklantantes Unvermögen vor dem
gegnerischen Tor verhinderten den KO-Schlag in Form des 6:2. „In diesen
Situationen fehlt einfach der Killerinstinkt“, brachte es Trainer Huber auf den
Punkt und führte schmunzelnd an, dass das Team es wohl liebe, die Nerven der
Trainer zu strapazieren. Tatsächlich fanden die Zugerinnen nahezu aus dem Nichts
ins Spiel zurück. Zwei unnötige Ballverluste führten zu Gegentoren, 12 Minuten
vor Schluss war das Spiel neu lanciert. „Nach dem 3:5 sind wir unsicher
geworden, die Angst vor dem entscheidenden Fehler kehrte ins Spiel zurück“
beschreibt Spycher die heisse Phase des Spiels und dachte dabei wohl auch an die
zahlreichen Spiele, in denen die Caps in der Schlussphase noch eine Führung aus
der Hand gaben. Trotz dieses Rückschlages fiel das Team nicht auseinander.
„Heute kämpften alle füreinander, 15 Spielerinnen und 3 Trainer wollten diesen
Sieg unbedingt“, beschreibt Huber die Schlussphase, in der Zug zwar eine dicke
Chance hatte, die Bernerinnen aber nach einem Pfostenschuss Jukers einem Tor am
Nächsten kamen. Sehr zur Erleichterung der Beteiligten auf Berner Seite fielen
keine Treffer mehr, sodass letztlich die Caps den dritten Sieg mit einem Tor
Differenz in Folge (!) einfahren konnten.
Noch nicht am Ziel
Nach diesem wichtigen Sieg beträgt der Vorsprung auf Piranha Chur zwei Runden
vor Schluss nun vier Punkte. Ein Sieg gegen Gurmels würde demnach für die
angestrebte Playoff-Quali reichen. „Wir haben die Tür zu den Playoffs weit
aufgestossen, aber den Schritt über die Türschwelle ist noch nicht gemacht“ gibt
Huber zu bedenken und erinnert dabei an das Hinspiel, als man das Spiel zwar
10:4 gewann, nach 28 Minuten aber noch 0:3 in Rückstand lag. „Auch ein Gurmels
ist ernst zu nehmen, aber es besteht kein Anlass, Angst zu haben. Wir müssen
einfach konzentriert ans Werk gehen und die sich bietenden Chancen nutzen“, fügt
Caps-Spielerin Spycher treffend hinzu.
Wer die Caps beim letzten Heimspiel der regular season unterstützen will, ist herzlich eingeladen, sich am Sonntag um 19:30 Uhr in der Mooshalle Gümligen einzufinden und die Heimmannschaft zum erforderlichen Sieg zu treiben.
Zuger Highlands - Bern Capitals 4:5 (1:1, 1:3, 2:1)
Schönenbüel, Unterägeri - 70 Zuschauer
SR: Chiapparini / Meyer
Tore: 07:26 Bursova (Kiser) 1:0, 18:40 D. Stettler (Juker) 1:1, 22:01 Juker (Siegfried) 1:2, 34:28 K. Stettler (Krähenbühl) 1:3, 36:38 Bursova (Kiser) 2:3, 40:00 Schällibaum (Krähenbühl) 2:4, 40:49 Juker (K. Stettler) 2:5, 44:13 Rüegg (Huber) 3:5, 46:34 Rothenfluh (Bursova) 4:5
Strafen: Zuger Highlands 2x2', Bern Capitals keine
Zuger Highlands: Rust; Limacher, Besmer; Huber, D. Zacheo; M. Nussbaumer, Hämäläinen; Kiser, von Rickenbach, Bursova; C. Nussbaumer, Rittmeyer, Rüegg; N. Zacheo, Rohrer, Rothenfluh
Bern Capitals: Koller; Krähenbühl, K. Stettler; Pfister, Schmid; D. Stettler, Juker, Siegfried; Elsinger, Fahrni, Schällibaum; Müller, Spycher
Bemerkungen: 26. Pfostenschuss Fahrni, 43. Lattenschuss D. Stettler, 54. Pfostenschuss Juker. 46:34 Time-out Bern Capitals, 56:03 Time-out Zuger Highlands. Bern Captials ohne R. Schori, Meyer (verletzt), S. Schori und Roux (nicht eingesetzt)