04.
05.
2021
NLA Männer | Autor: Güngerich Etienne

Am Boden, aber nicht zerstört

Der SV Wiler-Ersigen ist erst zum zweiten Mal in einem Superfinal an seinem Gegner gescheitert. Das knappe Resultat und der enge Spielverlauf machen die Niederlage für die Oberemmentaler speziell bitter. Trotz einigen weiteren Abgängen wird der Rekordmeister aber weiterhin zu den Top-Teams der Liga gehören.

Am Boden, aber nicht zerstört Krister Savonen kehrt nach zwei Jahren in der Schweiz ohne Titel nach Finnland zurück. (Bild: Dieter Meierhans)

Riesengross war die Enttäuschung bei den Akteuren des SV Wiler-Ersigens nach dem verlorenen Superfinal gegen Floorball Köniz. Krister Savonen, der nach einer siebenwöchigen Verletzungspause (Gehirnerschütterung) für das letzte Spiel der Saison wieder einsatzfähig war, sass vor der Medaillenübergabe am Boden und starrte ins Leere. Bei Martin Menetrey flossen die Tränen nur so runter, der Goalie musste von seinen Mitspielern getröstet werden. Später wurde bekannt, warum sein emotionaler Ausbruch so heftig ausfiel: für den Goalie war es das letzte Spiel seiner Karriere. Er kann Leistungssport künftig nicht mehr mit seinem Beruf vereinbaren.

Zu wenig Durchsetzungsvermögen
Die Enttäuschung war bei den SVWE-Beteiligten wahrscheinlich so gross, weil sie im Superfinal sehr nahe am Meistertitel waren - aber irgendwie eben doch auch sehr weit weg. Das erste Drittel ging von den Spielanteilen her und den klareren Chancen an Köniz. Die 3:1-Führung der Berner Vorstädter war, auch wenn zwei Tore eher glücklich entstanden, verdient. Patrick Mendelin meinte im Nachhinein, «dass wir vor allem dort zu wenig aggressiv und zwingend auftraten.» Nach der ersten Pausen verschärfte Wiler-Ersigen jedoch das Tempo. Thomas Berger erkannte, dass Köniz das Defensiv-System immer wieder mit überlegten Auslösungen überspielte und relativ einfach in die gefährliche Zone kam. Deshalb liess er die Flügelspieler mehr Druck machen, was dem SVWE mehr Ballbesitz erbrachte.

Den Ersigern gelang es ab da, das Spiel besser zu kontrollieren. Aber Köniz stärkte mit der Führung im Rücken seine Defensive und machte die Räume sehr eng. Berger sprach nach der Partie sogar von «den Bus vor das eigene Tor parkieren». Dass dies passieren würde, war allerdings schon zum Vornerein bekannt. «Ja nicht gegen Köniz in Rückstand geraten», war vielleicht ein Satz, der in SVWE-Kreisen zu oft herumgereicht wurde und sich in den Köpfen der Akteure festgesetzt hat. Nach nur 39 Sekunden war nämlich dieses Ziel (das eigentlich keines sein sollte) schon unerreichbar. Wilers Angriffsbemühungen wirkten gegen Aussen denn auch so: es wurde unermüdlich probiert, aber irgendwie nicht richtig an die Wende geglaubt. Der mentale Vorteil des Glaubens an die eigenen Fähigkeiten, der zuvor jahrelang bei den Oberemmentalern lag, schwappte nach den drei Siegen in Supercup und Qualifikation zu den Berner Vorstädtern über. Das Vertrauen, irgendwie den Weg in den gegnerischen Slot zu finden, fehlte. Gezwungenermassen resultierten viele Abschlüsse aus der Distanz. Dabei hätte nur ein Treffer gereicht, um alles ändern zu können. «Wenn du nur zwei Tore schiesst, gewinnst du im Unihockey selten ein Spiel», fasste Tatu Väänänen schlussendlich das Geschehene treffend zusammen.

Baustelle Defensive
Das Verpassen des Meistertitels ist für Wiler-Ersigen natürlich eine Enttäuschung, aber bei weitem kein Untergang. Genauso wenig wie der Einzug in den Superfinal mit drei Weltmeistern (Väänänen, Pylsy, Savonen), dem WM-Topskorer (Dudovic) und dem momentan wohl besten Schweizer Verteidiger (Bürki) keine Überraschung war. Kurz vor und einen kleinen Teil während den Playoffs zog Wiler schlicht seine Baisse ein, die Köniz zuvor und Malans sowie GC später auch hatten. Die Abgänge der Leistungsträger Känzig, Bischofberger und Hofbauer konnten auf diese Saison hin gut kompensiert werden. Nun sieht sich der SVWE aber mit einem erneuten leichten Umbruch konfrontiert. Savonen geht zurück zu Classic, Mendelin zurück zu Basel, Bürki in die SSL zu Kalmarsund und neben Claudio Mutter (Sirius) wird es auch sein Bruder Nico in Schweden probieren. Wie bereits erwähnt, wird auch Menetrey nicht mehr dabei sein. Der erst 23-jährige Keeper ging schon in dieser Saison zeitlich am Limit, blühte aber in den Playoffs nochmals so richtig auf und überzeugte mit seiner ruhigen Ausstrahlung und beeindruckenden Postur. Sein Rücktritt wird nicht nur bei seinem Verein bereut, wäre ihm doch die einstige Nachfolge von Pascal Meier als Nati-Goalie zugetraut worden.

Ausser der Rückkehr von Deny Känzig hat der SVWE bis jetzt noch keine Zuzüge kommuniziert. Aufrüstungsbedarf besteht vor allem in der Abwehr, weshalb die letzte Ausländerposition mit einem Verteidiger besetzt werden könnte. Über Nicola Bischofbergers Zukunft ist noch nicht mehr bekannt. Seine Rückkehr würde dem Team aber gut tun, weil er in der Spielauslösung und dem Powerplay eine wichtige Rolle einnehmen kann und Wiler diesbezüglich bei den Titelgewinnen von 2019 und 2017 überaus gut vertreten war. Ohne jegliche Spekulationen wird der SVWE erneut mit einer eher jungen Mannschaft in die neue Saison gehen. Junge Akteure wie Sikora, Ziehli, Tambini oder Persici erhalten eine weitere Spielzeit, um sich weiterzuentwickeln. Entscheidend wird sein, ob der Mittel-Generation um Rentsch, Louis, Hollenstein und Affolter im Windschatten der Ausländer der nächste Schritt zu Führungsspielern gelingen wird.

Doch auch mit dieser Mannschaft wird der gescheiterte Meister auch in der nächsten Saison ganz vorne mitmischen. Auch wenn das nicht mehr so dominant wie zu Zeiten der "Ära Hofbauer" sein wird. Dies hat aber nichts mit Missmanagement, schlechter Juniorenausbildung oder Selbstverschulden zu tun. Viel mehr liegt es darin, dass Köniz, Malans und GC in den letzten Jahren gut und vor allem nachhaltig gearbeitet haben. Anders als noch vor zehn Jahren haben diese drei Vereine dem Rekordmeister in den letzten Saisons alles abverlangt.

 

Jhonan Meier und Loris Murer haben bei Uster jeweils einen Zweijahresvertrag bis zur Saison 2026/27 unterschrieben. Zudem haben die Zürcher Oberländer mit Timo Renner und... Uster setzt auf Nachwuchsspieler
Gianluca Persici, kürzlich zum beliebtesten Spieler der Liga (MPP) gewählt, verlängert bei Wiler-Ersigen um mehrere Jahre. Ebenfalls weiter läuft Marc-André Vogt für den... Zwei Vertragsverlängerungen und zwei Rückkehrer
Ein ganz besonderes Fest durfte die Thurgauer Unihockey Schule Erlen am vergangenen Samstag feiern: Ihr 20-jähriges Bestehen wurde gebührend zelebriert - mit zahlreichen... Jubiläum der Sportschule Erlen
Der 28-jährige Schwede Filip Kalentun wird anders als angekündigt nicht in die Schweiz wechseln. Anstatt bei Floorball Chur United spielt er 2025/26 weiter für Pixbo in der... Kalentun-Zuzug geplatzt

Community Updates

Tabellen

1.UHC Thun+9756.000
2.Kloten-Dietlikon Jets+4349.000
3.Floorball Fribourg+2946.000
4.Pfannenstiel Egg+138.000
5.Ticino Unihockey+1235.000
6.UHC Grünenmatt+133.000
7.Unihockey Langenthal Aarwangen-1133.000
8.Ad Astra Obwalden-229.000
9.I. M. Davos-Klosters-4323.000
10.Regazzi Verbano UH Gordola-5619.000
11.UHC Lok Reinach-2418.000
12.Unihockey Limmattal-4717.000
1.Floorball Uri+5946.000
2.Aergera Giffers+836.000
3.Nesslau Sharks+1533.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+1333.000
5.UH Appenzell+1230.000
6.UH Lejon Zäziwil+323.000
7.Unihockey Basel Regio-2222.000
8.UHC Bremgarten-3820.000
9.Visper Lions-2217.000
10.Red Lions Frauenfeld-2810.000

Quicklinks