04.
2016
«Angestrebte Entwicklung war da»
Noch leckt der HC Rychenberg Winterthur die Wunden vom schmerzhaften Aus im Playoff-Halbfinal. Gleichzeitig realisieren Spieler wie Verantwortliche immer mehr, dass sie vieles richtig gemacht haben.

Als der HC Rychenberg Winterthur vor der nunmehr in den letzten Zügen liegenden Saison 2015/16 als Ziel formuliert hatte, ein ernsthaftes Wort bei der Vergabe der Titel mitreden zu wollen, mochte dies für Aussenstehende als reichlich vollmundig taxiert worden sein. Schliesslich war der Winterthurer Traditionsklub im Vorjahr in der Meisterschaft ein weiteres Mal im Viertel- und im Cup im Achtelfinal ausgeschieden.
Doch das Team von Rolf Kern liess in dessen viertem Jahr als Cheftrainer Worten Taten folgen. Auch wenn es am Ende nichts mit dem ersten Titel seit dem vierten Cupsieg von 1996 wurde, wurde der HCR den selber geschürten deutlich höhe-ren Erwartung durchaus gerecht. In der Meisterschaft qualifizierte er sich als Vierter mühelos für die Playoffs und in diesen rang er zuerst im Viertelfinal das gefährliche Langnau nieder, ehe er in einer epischen, jederzeit auf Messers Schneide stehenden Halbfinalserie gegen den Grasshopper-Club Zürich ausschied. Und auch im Cup-Wettbewerb gelang der Aufstieg in die Vorschlussrunde, wo wiederum der Kantonsrivale Endstation bedeutete.
Der Sogeffekt von Holtz und Koskelainen
So sehr es ihn schmerzte, die beiden Finals verpasst zu haben, kommt der Trainer nicht umhin, die Saison als eine gelungene einzustufen: «Die angestrebte Entwicklung war auf jeden Fall da. Wir haben zweifellos einen Schritt nach vorne getan.» Will heissen: Hatte die Mannschaft bis dato an einem guten Tag jedem Gegner gefährlich werden können, ist dies 2015/16 schon fast zum Normalfall geworden. Sie ist in ihren Leistungen entschieden konstanter geworden.
In Zahlen ausgedrückt heisst dies: Elf Punkte mehr auf dem Konto und um zwei Ränge besser abgeschlossen in der Quali-fikation sowie eine respektive zwei Runden weiter gekommen in Meisterschaft und Cup. Das Publikum honorierte die Fortschritte und liess die Zuschauerzahlen schon im Grunddurchgang markant ansteigen sowie im Playoff-Halbfinal in fürs Schweizer Unihockey bemerkenswerte Höhen von durchschnittlich 1'900 Zuschauern gipfeln.
Wesentlich zur Steigerung beigetragen haben die auf diese Saison hinzugeholten Spieler. Nils Conrad, Fredrik Holtz, Kari Koskelainen und Michal Podhráský erwiesen sich mit ihren ganz unterschiedlichen Qualitäten als die erhofften Verstärkungen und fügten sich auch auf Anhieb ins bestehende Mannschaftsgefüge ein. Die erfahrenen Holtz und Koskelainen wurden überdies ihrer Rolle als Führungsfiguren gerecht, was ganz in Kerns Sinne war und zweierlei positive Effekte hatte. Zum einen gewannen die Trainings durch ihr Vorangehen an Intensität und zum anderen, dies war die zentrale Absicht hinter den Transfers, konnten Einheimische wie Felix Buff, Conrad, Sämi Gutknecht, Pascal Kern und Michel Schwerz-mann an ihrer Seite unübersehbar aufleben.
Den Rucksack gefüllt
Die Quintessenz daraus war, dass der HCR über die nötige Kadertiefe verfügte und, anders etwa als seine beiden Playoff-gegner, drei Linien aufs Parkett brachte, die allesamt konkurrenzfähig waren und für die Entscheidung sorgen konnten. Die Verantwortung war gleichmässiger verteilt als in früheren Jahren. Dass es letztlich doch nicht für den Vorstoss in den Superfinal reichte, lag an den viel zitierten Details. So entpuppte sich GC mit seinen ersten beiden Linien als spielerisch eine Spur fortgeschrittener. Nicht zuletzt in Sachen vorausschauendes Handeln und kollektiver Flexibiltät hat der HCR noch Aufholbedarf.
Alles in allem das Zünglein an der Waage spielte freilich, dass die Stadtzürcher bei nummerischem Ungleichgewicht über Vorteile verfügte. Aus lediglich je neun Strafen in sechs Begegnungen machte GC sieben, der HCR hingegen nur drei Tore. Nicht nur in Bezug auf Power- und Boxplay, sondern ganz generell war Kern aufgefallen, dass «wir in den Playoffs, anders als in der Qualifikation, beträchtlich mehr Mühe bekundeten, Chancen zu generieren.» Zu ergründen, wo des Pudels Kern lag, und geeignete Massnahmen zu treffen, wird eine der Hausaufgaben des Trainerduos für die nächste Saison sein.
Was immer die Zukunft bringen mag, Kern ist davon über-zeugt, dass seine Spieler von den Halbfinalspielen profitieren werden: «Erfahrungen aus solchen Partien vor so vielen Zuschauern hatten viele Spieler noch nicht. Sie wandern nun in den Rucksack jedes einzelnen. Davon werden sie künftig pro-fitieren.» Diese Zukunft hat nicht erst nach dem knappen Aus im Halbfinal begonnen. Bereits seit Längerem sind Kern und Sportchef Patrick Albrecht daran, den Kader für die Saison 2016/17 zusammenzustellen.
Mit einem halben Dutzend Titularen wurden neue Verträge ausgehandelt und mit dem früheren U19-Internationalen Ru-ven Gruber ein junger Realersatz für den abwandernden Torhüter Patrick Eder geholt. Des Weiteren dazustossen werden mit Patrick Kapp und Michel Wöcke zwei vielversprechende Talente aus dem eigenen Nachwuchs sowie von Kantonsrivale Uster der junge Verteidiger Marco Klauenbösch hinzu. Weitere Zuzüge sind zu erwarten.
soso 193.247.240.74
19. 04. 2016