01.
2008
Basel Magic: Eine Krise auf drei Ebenen
So verwundert es nicht, dass Präsident Stephan Rickenbacker, der im August die Nachfolge von Jennifer Buser-Ruesch angetreten hat, während der Festtage auf der Homepage des Vereins ein paar hoffungsvolle Worte an die Mitglieder richtete: «So oder so, der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, sich ein paar Gedanken über Vergangenes und Kommendes zu machen.» Die bz hat das getan und mit Rickenbacher über die sportliche und finanzielle Krise geredet.
1. Ebene: Die Führungskrise
In der kurzen Periode, in der das Transferfenster offen war (25. bis 31. Dezember 2007), konnte Basel Magic keine neuen Spieler verpflichten. Als Sportchef ist eigentlich Mario Stoppa dafür zuständig, doch der frühere Trainer des Nationalliga-A-Teams ist laut Rickenbacker «vor einiger Zeit kürzer getreten, da er beruflich einen Wechsel vorgenommen hat und das Amt nicht mehr wahrnehmen kann». Zudem hat die technische Abteilung des Vereins Mitte November mit den beiden Schweden Tommy Nilsson und Robert Bloss zwei nicht spielberechtigte Akteure in der Meisterschaft im Rahmen der Doppelrunde am 17./18. November gegen Alligator Malans und Floorball Köniz eingesetzt.
Den beiden Schweden kam dieses Lizenztheater wohl ein wenig spanisch vor. Deshalb verabschiedeten sich Bloss und Nilsson Ende November auf französisch. Dabei hatten sie noch Vereinsmaterial bei sich, doch dieses blieb - wie Nilsson und Bloss selbst - unauffindbar. «Nach dem Entscheid des Verbandes haben sie gesagt, dass sie ihre Eltern in Schweden besuchen wollen. Zum angegebenen Termin sind sie aber nicht zurückgekehrt. Doch nun sollen die Schweden wieder zurück in der Region sein. Eine Strafe haben die Reisenden gemäss Präsident nicht zu befürchten.
Unterdessen droht dem Verein aber bereits das nächste Verfahren, da Basel Magic vor der Saison sein U18-Team aus Spielermangel zurückgezogen hat. «Das ist ein schwerer Verstoss gegen die Auflagen der Nationalliga. Es ist unabdingbar, dass ein Verein der höchsten Liga ein U16-, ein U18- und ein U21-Team führen muss», erklärt Nationalliga-Präsident Rainer Altermatt und fügt hinzu: «Momentan läuft ein Disziplinarverfahren gegen Magic.»
Davon zeigt sich Stephan Rickenbacher sehr überrascht: «Davon ist mir nichts bekannt. Vor der Saison habe ich in Begleitung von zwei weiteren Magic-Vorstandsmitgliedern das Gespräch mit Patrick Falk, dem Geschäftsführer von Swiss Unihockey, gesucht. Da habe ich ihm erklärt, dass wir zuwenig Spieler für die drei U-Teams hätten. Falk hat uns zugesichert, dass wir diese Saison auch ohne U18-Mannschaft bestreiten dürfen.»
Dass ein Disziplinarverfahren läuft, bestätigt Beat Haberthür. Der Präsident der nationalen Disziplinarkommission hält fest, dass «Patrick Falk solche Zugeständnisse gar nicht machen darf». Die Nationalliga hat nach dem Rückzug des Magic-Teams einen Kontrollausschuss gebildet, der den Fall zunächst an den Zentralvorstand weiterleitete. Letzterer übergab das Verfahren an die Disziplinarkommission. «Da im Wettspielreglement die Strafe für das Nichterfüllen des Nachwuchskontigents nicht festgelegt ist, hat der Kontrollausschuss eine Strafe vorgeschlagen», erklärt Haberthür. Das Urteil der Disziplinarkommission soll in den nächsten zwei Wochen publiziert werden.
2. Ebene: Die sportliche Krise
Wirft man einen Blick auf die Platzierungen der Magic-Teams, so offenbart sich die sportliche Misere deutlich. Nationalliga A: 15 Spiele, 15 Niederlagen, Torverhältnis 35:172. - U21, Stärkeklasse B: 3 Siege, 9 Niederlagen, Torverhältnis 39:78. - Junioren U16: 8 Spiele, 8 Niederlagen, Torverhältnis 10:109. Dass insbesondere in der 1. Mannschaft keine Besserung absehbar ist, wird durch die fehlenden Zuzüge untermauert. Zwar haben die Akteure des Nationalliga-A-Teams ein paar befreundete Spieler angefragt, doch Transfers liessen sich keine realisieren. Die geringen Erfolgsaussichten und die fehlende Klasse waren da wohl ausschlaggebend. «Wenigstens gab es keine Abgänge zu verzeichnen», freut sich Rickenbacher.
Noch zu Saisonbeginn zog Magic-Sportchef Mario Stoppa eine Zusammenarbeit mit Schweizer Meister Wiler Ersigen in Betracht. Dieses Projekt ist aber bis anhin reines Basler Wunschdenken geblieben. Immerhin bewege sich laut Rickenbacher in der Nordwestschweiz etwas: «Wir wollen mit Basel United und dem UHC Riehen im Juniorenbereich zusammenarbeiten. So könnten wir für die Zukunft etwas aufbauen.»
3. Ebene: Die finanzielle Krise
In der Vergangenheit konnte Basel Magic dank starker Skandinavier den Ligaerhalt realisieren. 1994 waren Jonas Eriksson (der sich Jahre später als Bankräuber versuchte) und Torbjörn Jonsson waren die Trendsetter, weitere folgten. In dieser Spielzeit leistet sich der Verein keine teuren Ausländer mehr. Der Grund: Das Geld fehlt. Und zwar eine ganze Menge. So musste Basel Magic vor Monatsfrist eine Solidaritätsaktion starten. Die Vereinsmitglieder sammelten bei Bekannten und Verwandten, und diese zeigten sich vor dem Weihnachtsfest in Gönnerlaune. «Der Spielbetrieb ist dank dieser Aktion bis Ende Saison gesichert», freut sich Rickenbacher.
Auch der Präsident ist in seiner Freizeit nicht untätig geblieben. So schrieb er verschiedene Firmen an, um sie als Sponsoren zu gewinnen - ohne Erfolg: «Von sieben Firmen habe ich Absagen erhalten.» Die Frage, ob der Verein Schulden hat, stellt sich von allein. «Wir haben keine Schulden. Aber genauere Auskünfte kann nur Finanzchef Daniel Joos geben», antwortet Rickenbacher.
Basel Magic befindet sich im Teufelskreis: Ohne Sponsoren kann sich der Verein keine guten ausländischen Spieler leisten - Robert Bloss und Tommy Nilsson sind aus eigenen Antrieb da und erhalten gemäss Vereinsangaben kein Geld - und ohne wettbewerbsfähige Spieler hat der Verein keine Erfolgsaussichten auf sportlicher und finanzieller Ebene. Es droht der Abstieg aus der höchsten Spielklasse.
Nach Ende dieser Saison will Rickenbacher über die Bücher gehen: «Dann werden wir Bilanz ziehen.» Und er hat bereits mögliche Lösungen in Betracht gezogen. So könnte der Verein bei einem allfälligen Abstieg den Platz in der NLB dem Erstligisten Unihockey Leimental überlassen. «Wenn man keine Basis mehr hat, dann muss man aufhören. Hinter die Zukunft von Magic kann man durchaus ein Fragezeichen setzen.» Es sieht angesichts der schwierigen Lage der Basler ganz so aus, als ob es ein sehr grosses ist.