02.
2015
Das Hoffen auf die alten Tugenden
Nach einem fulminanten Saisonstart ist der UHC Grünenmatt nach fünf Niederlagen in sechs Partien in der NLA-Rangliste auf den 6. Rang abgerutscht. In den Playoffs wollen die Oberemmentaler aber wieder angreifen.
Bis am 4. Januar war Grünenmatts Welt in Ordnung. Nach dreizehn Runden und nur drei Niederlagen mischten die Mätteler ganz vorne in der Tabelle mit. Vom «Überraschungsteam der Saison» war die Rede, die beste Spielzeit der Vereinsgeschichte schien Tatsache, das Playoff-Ticket so gut wie gesichert. Und dies, nachdem die Oberemmentaler letzte Saison noch den bitteren Gang in die Playouts hatten antreten müssen. «Ziel sind die Top 4», sagte Captain Simon Flühmann zum Jahresbeginn und ergänzte, «ein Berner Derby wäre nicht schlecht in den Playoffs, am liebsten gegen Langnau».
Satt nach Siegen
Einen Monat später ist Flühmanns Stimme belegter. Das 2:10 am letzten Samstag in Chur war die fünfte Niederlage im sechsten Spiel. Rang 4 und damit einhergehend das Heimrecht in den Playoffs sind nicht mehr erreichbar - bis auf den 6. Platz wurde Grünenmatt durchgereicht. Die Ursachenforschung ist rasch erledigt. «Es herrscht eine gewisse Genugtuung nach dem Erreichen des Saisonziels Playoffs», stellt Flühmann fest. Wie ein Umkehrbild der Vorrunde seien die letzten Spiele gewesen. «Alles was uns damals gelang, missrät nun», klagt der Captain.
70 bis maximal 80 Prozent der Leistung des letzten Jahres erreiche die Grünenmatter Equipe derzeit noch, wirft Victor Ferraresi ein. Der Schwede, der auf diese Saison hin vom südschwedischen Superligisten Mullsjö ins Emmental wechselte, ist neben Flühmann einer der wenigen, welcher weiterhin mit generösem Einsatz vorangeht. Auf Rang 2 (Flühmann) und 3 (Ferraresi) der nationalen Skorerliste stehen die beiden Torjäger. Dennoch rät Ferraresi: «Wir müssen wieder mehr auf die Abwehr schauen, die anderen Teams kennen uns nun besser und lassen sich nicht mehr überraschen.»
«Müssen mehr arbeiten»
Die Niederlagen drücken aufs Grünenmatter Gemüt, trotzdem ist die Hoffnung gross, dass es bald wieder aufwärtsgeht. Das Zauberwort dafür heisst Playoffs. Bis zum Start der entscheidenden Meisterschaftsphase bleiben den Mättelern noch drei Qualifikationsrunden, um den Schlendrian auszutreiben. «Ich habe ein gutes Gefühl», sagt Ferraresi unbeeindruckt in überraschend sauberem Hochdeutsch, «wir haben nach wie vor ein starkes Team.» Aktuell würde Grünenmatt im Viertelfinal auf die Zürcher Grasshoppers treffen. Bei der diesjährigen Ausgeglichenheit der NLA sind Rangverschiebungen unter den ersten vier indes bis zur letzten Runde möglich; also scheint auch ein Derby gegen Wiler-Ersigen oder Köniz denkbar.
Beim Stichwort Playoffs beginnen auch Flühmanns Augen zu leuchten. Vor drei Jahren lief er im Viertelfinal gegen Wiler-Ersigen zur Hochform auf. Nach drei Spielen führte Grünenmatt 2:1, ehe die Unteremmentaler die Serie noch wenden konnten. Der wirblige Flügelstürmer beeindruckte Wilers Verantwortliche dermassen, dass sie ihn nach der Serie gleich verpflichteten. Von Revanchegelüsten will der 26-Jährige nach seiner Rückkehr auf diese Saison hin zwar nichts wissen («ich möchte die Erfahrung nicht missen, ich habe viel profitiert»), jedoch rechnet sich Flühmann gegen jeden Kontrahenten Chancen auf ein Weiterkommen aus. «Wir müssen wieder mehr arbeiten, blocken, kämpfen», sagt er energisch. Dass Grünenmatt jedem Gegner wehtun kann, hat es dreizehn Spiele lang bewiesen.
Zeitungsbericht "Berner Zeitung"