01.
2015
Der schwedische Holzfäller
Wiler-Ersigen besiegte am Sonntag Grünenmatt erst nach Penaltyschiessen. Der Schwede Henrik Olofsson zeigte einmal mehr, dass er für den Leader sehr wertvoll ist.
Wer diese Tage ein Spiel von Wiler-Ersigen besucht, kann sich fast sicher sein, dass er seine Zeit gut investiert. Wiler bedeutet derzeit Spektakel. Auch beim Derby am Sonntag gegen Grünenmatt kamen die 738 Zuschauer in der Kirchberger Grossmatthalle auf ihre Kosten. Am Ende - nach fast zwei Stunden Unihockeyspektakel - jubelte Wiler einmal mehr. Die Emmentaler setzten sich im Penaltyschiessen mit 10:9 durch und feiern damit in der Meisterschaft den zehnten Sieg in Folge. Für Verteidiger Henrik Olofsson und sein Team war es aber ein ganz hartes Stück Arbeit. Grünenmatt ging durch Ferraresi bereits nach 32 Sekunden in Führung, führte dann bei Ende des ersten Drittels mit 3:0, nach 29 Minuten mit 5:1 und kurz vor Schluss noch 8:6. Doch spätestens seit der 5-Tore-Aufholjagd von Wiler beim 9:8 gegen Köniz zu Jahresbeginn weiss man um die Unberechenbarkeit des Leaders. Der passionierte Jäger Olofsson scheint seinem Team bereits einiges beigebracht zu haben.
Olofsson als Massnahme
Eine dermassen beeindruckende Leistung wie gegen Köniz, als der Schwede vier Treffer und zwei Assists beisteuerte, gelang ihm am Sonntag zwar nicht, dennoch liess er seine Qualitäten oft aufblitzen. Nach dem 0:3-Rückstand zur ersten Drittelpause liess Trainer Johan Schönbeck seinen Landsmann vermehrt in der Offensive walten, und sofort brachte diese Massnahme Unruhe in den gut organisierten Grünenmatter Devensivverbund. «Wir haben besonders im letzten Abschnitt eine gute Leistung gezeigt, den Rest müssen wir verbessern», sagte er nach dem Spiel, bei dem ihm der Treffer zum 1:3 gelang. Olofsson verfügt über ein ausgezeichnetes Spielverständnis, ist physisch in bester Verfassung und ein absoluter Aggressivleader im Team der Emmentaler. Letzteres kann je nach Auslege auch als Schwäche interpretiert werden. Mit seinen 15 abgesessenen Strafminuten führt er Teamintern diese Statistik an. Neben dem Platz behält er aber kühlen Kopf, er macht einen ruhigen, ausgeglichenen Eindruck.
Jugendfreunde vereint
Nach dem Spiel vom Sonntag witzelte er am Spielfeldrand bald einmal mit seinem Mitspieler und Freund Isaac Rosén. Die beiden wuchsen gemeinsam in Jönköping auf und sind bereits seit den Kindesjahren befreundet. Seine linke Hand steckte da in einem dicken Kühlverband. Die Verletzung hatte er sich kurz vor Schluss bei einem Rencontre zugezogen. «Ich hatte erst kein Gefühl mehr in den Fingern, aber jetzt gehts schon wieder», sagt Olofsson. In seinem Job als Schreiner wird er dennoch einige Tage pausieren. Er sei eigentlich gelernter Zimmermann, und deshalb sei die Arbeit als Schreiner für ihn etwas ungewohnt, aber dennoch sehr spannend. Der treffsicherste Wiler-Verteidiger Olofsson (14 Tore) und Topskorer Rosén leben zusammen mit ihren Freundinnen in Zuchwil in einer WG, deren Zahl Bewohner bald anwachsen wird. Mitte Februar erwarten Olofsson und seine Freundin Linda ihr erstes Kind. Aus dem Konzept bringt ihn dies freilich nicht: «Wir freuen uns riesig, aber ich kann noch problemlos auf die Spiele fokussieren», verrät der werdende Vater. Er schaue aber jeweils in den Drittelpausen auf sein Handy, um alles in Ordnung zu wissen. Privat wie auch im Sport läuft beim 28-Jährigen derzeit also alles nach Plan. Bleibt zu hoffen, dass er sich auch in Zukunft in allen Lebenslagen als treffsicher erweist.
Zeitungsbericht "Berner Zeitung"