05.
2004
Die Schweiz bezwingt Finnland – die grosse Chance ist da
Die Schweiz begann
überraschend offensiv und druckvoll – oder die Finnen
überraschend defensiv? Jedenfalls waren es die Eidgenossen dem
Spiel den Stempel aufdrückten. Die Skandinavier hielten sich in
der Offensive vornehm zurück, und was dennoch aufs Tor der
Schweizer kam, wurde zu einer sicheren Beute von Torhüter Reto
Ryffel. Schon in den ersten sieben Minuten besassen die Gastgeber
durch Cantin, Roger Gerber II und Raphael Keller drei gute
Tormöglichkeiten. Gebremst wurde die Euphorie in der 11. Minute,
als die Finnen eine dumme Strafe Kellers zum unverdienten 0:1
nutzten. Rund dreieinhalb Minuten später hatte Matthias Hofbauer
aber bereits wieder ausgeglichen. Dennoch ging Finnland mit einer
Führung in die erste Pause – Hintikka war im Slot von
Riedel nicht eng genug gedeckt worden und nutzte diese kleine
Möglichkeit sofort aus.
Sprachen Tähkä und Toivoniemi schon vom Finale?
Passive Finnen
Michael Zürcher geniesst die Ovationen des Publikum.
Auch
im zweiten Abschnitt zeigten sich die Finnen wenig inspiriert. Die
Schweizer Flügel schnitten die Passwege sehr gut ab, das
gewohnte Spiel der Finnen klappte nicht und auf die Suche nach
Alternativen schien man sich nicht machen zu wollen. Aber noch lagen
die Schweizer zurück – bis in der 30. Minute Zürcher
einen Weitschuss Kaltenbrunners zum 2:2 ablenkte. Die zweite Strafe
gegen die Schweiz brachte das 2:3 durch Hannes Öhman – die
Finnen führten auch nach zwei Dritteln. Ein Unentschieden hätte
ihnen bereits gereicht, um im Halbfinal den Schweden aus dem Weg zu
gehen und auf den vermeintlich leichteren Gegner Tschechien zu
treffen.
Endspurt belohnt
Auch die Schweizer wussten natürlich um diese
Ausgangslage und suchten den Ausgleich vehement. Zunächst
nutzte man ein Powerplay nicht, dann verschoss Tom Engel einen
Penalty. Die 5534 Zuschauer rauften sich die Haare, man spürte
förmlich, dass diese Finnen an diesem Tag zu packen sind. Und
tatsächlich: Roger Gerber II knallte aus spitzem Winkel einen
Abpraller in den Netzhimmel, zumindest der Ausgleich war geschafft.
Das Spiel stand auf Messers Schneide. Eichmann und Christoph Hofbauer
hatten den Matchball auf dem Stock, auf der anderen Seite aber auch Hannes
Öhmann. Die Finnen versuchten, den Punkt locker über die
Zeit zu retten. Sie hatten aber wohl nicht mit dem Kampfgeist der
Eidgenossen gerechnet. 1.16 vor Schluss verliess Reto Ryffel seinen
Kasten und machte einem sechsten Feldspieler Platz – und in
Überzahl gelang den Höfis tatsächlich der Siegtreffer,
der die Halle zum Kochen brachte. 16 Sekunden vor dem Ende, Christoph
Hofbauer hatte getroffen, bebte der Schluefweg, die Schweizer hatten
es geschafft!
Die Entscheidung 16 Sekunden vor Schluss.
Achtung gegen die
Tschechen
Nun stellt sich die Frage, was man denn genau
geschafft hat. Weltmeister Schweden geht man im Halbfinal aus dem
Weg. Nun ist man aber gegen Tschechien klarer Favorit, die
Ausgangslage hat sich schlagartig geändert. Die Osteuropäer
sind keinesfalls zu unterschätzen – man braucht sich nur
an das Bronzespiel von Helsinki erinnern, als die Schweizer erst nach
Verlängerung gewinnen konnten. Dennoch: Die Tür zum grossen
Finale steht weit offen.
Schweiz – Finnland 4:3 (1:2, 1:1, 2:0)
Schluefweg, Kloten – 5534 Zuschauer
SR: Hellberg / Nylen (SWE)
Tore: 11. Karppanen (Kohonen; Ausschluss Keller) 0:1; 15. M. Hofbauer (Chr. Hofbauer) 1:1; 19. Hintikka (Lehtonen) 1:2; 30. Zürcher (Kaltenbrunner) 2:2; 35. Öhman (Kohonen; Ausschluss Cantin) 2:3; 50. Roger Gerber II (Dysli) 3:3; 60. Chr. Hofbauer (M. Hofbauer) 4:3.
Strafen: je 2x2'
Schweiz: Ryffel; Eichmann, Dysli; Bichsel, Kaltenbrunner; Flury; Keller, M. Hofbauer, Chr. Hofbauer; Zürcher, Bill, Engel; Riedel, Roger Gerber II, Cantin; Bigler.
Finnland: Toivoniemi; Punkari, Lehtonen; Tiitu, Jussila; Strömsten, Sandström; Järvi, Hintikka, Koskelainen; Öhman, Kohonen, Kuronen; Karppanen, Ketonen, Neimo.
Bemerkungen: 29. Pfostenschuss Kohonen; 58.44 Time-Out Schweiz; 59.44 Time-Out Finnland
Best Players: Dysli / Kohonen