03.
04.
2014
NLA Männer | Autor: Voneschen Reto

«Emotionen und Leidenschaft»

Die Playoff-Finalserie zwischen Wiler-Ersigen und den Tigers Langnau hält das Emmental im Atem. Auch die vielen selbsternannten Hockey-Experten. Wir haben uns mit einem unterhalten.

«Emotionen und Leidenschaft» Heisses Duell: Wiler-Ersigen und die Tigers Langnau stehen sich am Wochenende wieder gegenüber (Bild Raphael Studer)

Mit «Welcome to Hockey Country» begrüssen die Eishockeyaner der SC Langnau Tigers die Besucher auf ihrer Homepage. Treffender könnte das Emmental nicht bezeichnet werden. In den 42 Gemeinden mit den knapp 95‘000 Einwohnern wird Hockey wie wahrscheinlich sonst nirgendwo in der Schweiz geliebt und gelebt. Mit bangem Herzen wird in diesen Tagen auf die Rückkehr der SCL Tigers in die höchste Eishockey-Spielklasse gehofft. 2:2 steht es in der Best-of-7-Aufstiegsserie gegen Visp.

Ebenfalls ein grosses Thema ist die Unihockeyfinalserie zwischen dem SV Wiler-Ersigen aus dem Unteremmental und den Tigers Langnau aus dem Oberemmental. Mit 2:0 führt der SVWE nach dem ersten Wochenende. Am Samstag findet in der Espace-Arena in Biglen Spiel 3 statt (19 Uhr), tags darauf die vierte Partie in Kirchberger Grossmatt um 18 Uhr. Gelingt den Tigern keine deutliche Reaktion, hat Wiler-Ersigen am Sonntag die Möglichkeit, seinen neunten Meistertitel zu feiern.

Zurück zum Emmental. Im Tal der heulenden Winde lassen sich auch viele selbsternannte Hockey-Experten finden, die zu gerne deutlich ihre Meinung kund tun. Wir wollten im Vorfeld des zweiten Playoff-Wochenendes von einem solchen Experten wissen, was von der diesjährigen Finalserie noch zu erwarten ist.

Guten Tag Herr Experte, vielen Dank, dass sie sich kurz für uns Zeit genommen haben. Fragen wir grad heraus: Wer wird Meister?
Experte: Grüessechwou, sie verlieren ja keine Zeit. Ein typisches Züri-Syndrom. Meister wird, wer zuerst vier Spiele gewinnt. Diesen Zweifränkler werf ich ins Phrasenäuli. Wiler hat die Trümpfe in der Hand, aber bei den Tigern hat's einige gute Jasser. Die können auch ohne Nell und Bueb punkten. Ich sage, am Sonntag wird der Meister noch nicht gekürt.

Warum nicht?
Langnau braucht Emotionen und Leidenschaft, um seinen gradlinigen, rauen Rock'n'Roll zu spielen. Kraft und Leidenschaft können Talent und Technik zermürben. Der Stucki Simu, das ist so ein richtiger Rock'n'Roller. Wenn ihn der heilige Zorn erfasst, dann kann ihn kein Heuwagen stoppen. Schad, hat er im ersten Spiel in Überzahl nur den Pfosten getroffen. Wenn da schon das 5:4 gefallen wäre, wäre die Partie wohl gekippt. So ist es eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Gerber Kusli noch den Ausgleich erzielen konnte. Ein schöneres Drehbuch hätten die Playoff-Götter nicht schreiben können.

Am Sonntag war Wiler-Ersigen aber eine Klasse für sich.
Das ist so. Da hat alles gestimmt. Wie eine perfekt getimte Maschine hat Wiler die Tiger plattgewalzt. Das schleckt keine Geiss weg. Aber was Langnau da gespielt hat, war Kindergeburtstag. Wie ich schon sagte: Kehren die Emotionen bei den Tigern zurück, dann rumpelt's am nächsten Samstag. Sie müssen schon wissen: Wiler gegen die Tigers ist ein Duell Stadt gegen Land im Miniaturformat. Wiler hat ja schon den Solothurner Sportpreis gewonnen. Solothurn, das ist fast wie Bern für einen Langnauer. Wiler ist das bestgeführteste Unihockey-Unternehmen in diesem Land und holt sich Top-Ausländer wie diesen Väänänen, der fast keine Fehler macht und den Rosén, der jetzt die entscheidenden Tore macht. Langnau muss aber immer darauf hoffen, eine Rolex auf dem Transferwühltisch zu finden. Der Kjellman ist so einer, auch der Frejd, aber ist ja schon ein halber Emmentaler. Haben sie gewusst, dass sie in Langnau den Kjellman bald einbürgern wollen?

Ah ja?
Ja. Schnellmann soll er dann heissen. Ein Spieler, wie man ihn liebt im Emmental. Kräftig, leidenschaftlich, schnelle Hände und mit Herz bei der Sache. Er muss nur schauen, dass er den Motor nicht überdreht.

Hätten Sie gedacht, dass Wiler-Ersigen nach dem Ausscheiden im Viertelfinal im Vorjahr so zurück kehrt?
Ja. Der Grund ist einfach: Der Schweizer Spieler verträgt die finnische Anarchie nicht. Heikki Luukkonen war ja so was wie der Bruder im Geiste vom SCB-Versager Antti Törmänen. Es tut den Schweizer Spielern nie gut, wenn sie selber bestimmen können. Sonst wären die schon lang Weltmeister geworden. Nein, es braucht einen, wie den Schönbeck, der klare Ansagen macht. Und gross verändert hat sich die Mannschaft nicht, welche zuvor so viele Male Meister wurde. Das Wissen, wie ein Titel zu holen ist, spricht klar für Wiler-Ersigen.

Apropos Trainer: Was sagen sie zum «Fall Schneider»?
Ach, wissen sie, das darf man nicht überbewerten. Die Uhren ticken manchmal halt etwas anders hier im Emmental. Der Dysli Marc ist zwar im Vergleich zum Siegenthaler Märsu ein Zauberlehrling, aber der hat ein feines Gespür für die Stimmung in der Mannschaft. Das hat halt nicht gepasst. Auch einem Schenk Simu oder Tschiemer Rolf war es 1976 egal, wer unter ihnen Trainer war. Meister wurden sie trotzdem. Der Engel Chlöisu war ja schon der heimliche Trainer, als die Tiger Cupsieger wurden.

Interessante Ansicht. Gerne wird auch in den Playoffs über die Torhüter diskutiert. Was sagen sie dazu?
Vor den Playoffs hätte ich gedacht, dass Wiler-Ersigen ein Goalieproblem hat. Doch der Wolf Nicolas hat gezeigt, dass er kein Lottergoalie ist. Jetzt muss er auch zeigen, dass er ein Meistergoalie sein kann. Bei Gerber Philu weiss man was man hat. Er ist zwar ein Spektakelgoalie, aber kein Lottergoalie. Aber der beste Goalie nützt nichts, wenn ihn die Verteidiger im Stich lassen.

Hätten sie überhaupt gedacht, dass Wiler-Ersigen und Langnau den Final erreichen?
Ja, klar. Wer Erster und Zweiter der Qualifikation wird, hat es verdient, in den Final zu kommen. Das Gejommer der Zürcher und Bündner verstehe ich nicht. In den Halbfinals hat man gesehen, dass GC und Malans nur Operettenteams waren. Da hat es viele offensive Schillerfalter, aber zu wenig treue Defensivsoldaten. Die haben schon an den Final gedacht, als sie 3:2 führten. Ein kapitaler Fehler.

Ein Wort hätten wir gerne noch zum einzelnen Finalspiel, welches nächste Saison ja eingeführt wird.
Ich kann die Zweifel der Leute im Emmental verstehen. Nur wer eine Best-of-7-Serie gewinnt, ist ein ehrlicher Meister. Und ich habe auch lieber einen Final vor der Haustür, als nach Zürich reisen zu müssen. Egal ob jetzt im Brünnli oder in Biglen oder Kirchberg gespielt wird. Aber eines darf man nicht vergessen: Auch «Uli der Knecht» wurde mit Zürcher Geld finanziert und teilweise in Zürich gedreht. Will man, dass die ganze Schweiz mitbekommt, dass im Emmental das beste Hockey gespielt wird, dann muss man halt aus dem Tal raus. Diese bittere Pille muss leider geschluckt werden.

 

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1.UHC Thun+5630.000
2.Kloten-Dietlikon Jets+2423.000
3.Floorball Fribourg+1223.000
4.UHC Grünenmatt+1622.000
5.Pfannenstiel Egg-817.000
6.Unihockey Langenthal Aarwangen-1217.000
7.Ticino Unihockey+315.000
8.I. M. Davos-Klosters-812.000
9.Unihockey Limmattal-1412.000
10.Ad Astra Obwalden-1211.000
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12.UHC Lok Reinach-246.000
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3.Aergera Giffers+117.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+513.000
5.UH Appenzell+213.000
6.Unihockey Basel Regio-513.000
7.UHC Bremgarten-2013.000
8.UH Lejon Zäziwil+1011.000
9.Visper Lions-118.000
10.Red Lions Frauenfeld-167.000

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