11.
2015
Gedanken des Fotografen
Unihockey-Fotograf Fabian Trees stiess kürzlich auf ein altes Mannschaftsbild des UHC Lerbermatt Köniz aus dem Jahr 1992. Seine Gedanken dazu sind einfach nur herrlich.
Perle: Der UHC Lerbermatt anno circa 1992 (Bild Archiv Fabian Trees)
Fabian "Fäbu" Trees ist eines der Ur-Gesteine im Schweizer Unihockey. In diversen Chargen amtet der Könizer seit unzähligen Saisons. Einen Namen hat er sich in den letzten Jahren als Sportfotograf gemacht. Seit längerem begleitet er beispielsweise die Schweizer Unihockey-Nationalmannschaften an die WM-Turniere. Vor allem rückt er alles rund um Floorball Köniz ins rechte Licht. In diesem Zusammenhang stiess er auf ein altes Mannschaftsbild des UHC Lerbermatt, einem der Vorgängervereine Floorball Köniz'. Seine Gedanken zu dieser "Preziose" (Zitat Trees) schrieb er wie folgt auf:
Die drei Leben eines Mannschaftsbilds
Schon länger wollte ich über die drei Leben der Mannschaftsbilder schreiben. Ein Fund (also genauer gesagt, eine Preziose) im Archiv hat mich nun endlich dazu bewogen den Text zu schreiben.
Ein erstes Leben hat das Mannschaftsbild bereits während seiner Entstehung. Je erfolgreicher eine Mannschaft ist, desto schwieriger ist das Unterfangen. Sportmannschaften wollen nämlich lieber trainieren als posieren (einzelne Spieler möchten natürlich viel lieber posieren als trainieren, aber das ist ein anderes Thema...). Also muss man in einer beschränkten Zeit ein möglichst professionelles Bild generieren. Das ist nicht immer einfach, da ja die Location nicht gewählt werden kann (die Mannschaft muss ja trainieren) und Turnhallen eignen sich nur teilweise um wirklich schöne "Gruppenbilder" herzustellen. Gottseidank sind die Anforderungen nicht hoch, sie müssen nur dem zweiten Leben genügen.
Das zweite Leben ist der vermeintliche Zweck, ein Mannschaftsbild zu erstellen. Das Bild fristet sein Dasein in Vorschauen, Übersichten, Kalenderdeckblättern und Internetseiten. Die potenziellen Betrachter erwarten ein dergestaltes Bild (also aufgereihte Körper, hübsch drapiert), schauen eine halbe Sekunde drauf und gehen gedanklich dann bereits weiter.
Im Hoffen um diese halbe Sekunde spielen sich jedoch im ersten Leben bereits wundersame Dinge ab. Da wird gekämmt, gepudert, getrocknet und gegelt (also mit Gel herumgespielt) als gäbe es kein Morgen. Bereits im zarten Juniorenalter werden die Locken geglättet oder Strähnen gestellt - je nach gerade angesagter Modefrisur. Nur die ganz Kleinen, die machen sich keinen Kopf, die sind einfach stolz, dabei zu sein.
Seine wahren Qualitäten entfaltet das Mannschaftsbild aber erst im dritten Leben. Dieses findet lange nach dem zweiten Leben statt (also 15 bis 20 Jahre müssen da schon verstreichen), nach 40 und mehr Jahren vorwiegend auch auf den hintersten Seiten eine Grossverteiler-Magazins unter der Rubrik "Wer kennt...". Plötzlich wird aus der halben Sekunde dann eine halbe Minute oder mehr. Wer ist auf dem Bild, wie war die Mode damals, wann wurde das Bild aufgenommen (und wo). Und schlagartig kommen Geschichten zum Vorschein, die einen ganzen Abend füllen könnten.
Im oben stehenden Bild (es stammt ungefähr aus dem Jahr 1992) sehen wir den Vorgängerverein von Floorball Köniz, den UHC Lerbermatt (1997 fusionierte man dann mit dem UHC TLS Köniz). Die Mannschaft spiele damals in der 1. Liga und war recht erfolgreich. Es war die Zeit, als der SC Bern in Blacky-Dresses spielte, die waren aber im fast unerschwinglich. Aus diesem Grund wurden diese modischen Cats-Trikots angeschafft. Die langen Hosen hatten bald Kultcharakter - die rosa Stulpen sind bis heute nicht verziehen. Der eine oder andere auf diesem Bild ist dem Unihockey bis heute auf irgendeine Weise erhalten geblieben. (Stehend von links: Bruno Fankhauser, Jürg Bütikofer, Stephan Bühler, Urs Wiedmer, Martin Miescher, Marco Ferro, Christophe "Björn" Irniger, Fabian Trees. Sitzend von links.: Daniel Ackermann, Valentin Lagger, Martin Bütikofer, Lorenz Trees, Philipp Jeker, Micha Jegge, Patrick Vögeli, Daniel Ochsner).
Also liebe Spieler, denkt beim nächsten Mannschaftsbild daran, ihr werdet am dritten Leben des Mannschaftsbildes gemessen werden und das dauert noch einen Augenblick...
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