04.
2013
«Gute Zeit, trotz Niederlagen»
Die Kloten-Bülach Jets haben sich am Wochenende den Ligaerhalt mit 3:1 Siegen gegen NLB-Meister Thun gesichert. Jets-Coach Sascha Rhyner sagt, warum sich die Zürcher Unterländer durchsetzten, er aber trotzdem gehen muss.
Sascha Rhyner, herzliche Gratulation zum Ligaerhalt. Wie gross war der Stein der Erleichterung, der bei Ihnen zu Boden fiel?
Sascha Rhyner: Danke. Naja, bis ins Berner Oberland dürfte man ihn nicht gehört haben. Aber es war natürlich schon eine gewisse Anspannung da. Aber ich war auch überzeugt, dass wir den Ligaerhalt schaffen werden. Wir waren gut vorbereitet und hatten die Instrumente, um Thun zu schlagen. Aber die Spannung gerade im vierten Spiel war natürlich schon gross, als Thun nochmals auf 5:5 ausglich. Die Erleichterung mit dem Tor in der Verlängerung war also schon gross. Etwas ein ähnliches Gefühl, wie am 13. Mai 2006 bei der Fussball-Entscheidung Basel gegen Zürich- einfach mit anderen Emotionen. Ich sah das Netz zappeln, schaute links und rechts, ob nicht irgendjemand mit einer Pfeife ein Veto hat und jubelte dann...
Hatten Sie sich schon Gedanken zu Spiel 5 gemacht?
Nein, dafür wäre ja dann noch eine Woche Zeit gewesen. Die einzigen Überlegungen dahingehend waren, dass wir angeschlagene Spieler im Spiel 4 nicht eingesetzt hatten, um sie allenfalls für das fünfte Spiel sicher fit zu haben und nicht noch mehr kaputt zu machen.
Der SML-Tabellenletzte hat sich gegen den klaren NLB-Gruppensieger mit 3:1 Siegen durchgesetzt. Ist der Niveauunterschied so gross? Oder anders gefragt: Woran lag es, dass die Jets oben blieben?
Es ist sicher ein Vorteil, eine ganze Saison mit höherem Tempo gespielt zu haben. Und wir waren körperlich deutlich fitter. Während wir auch in der Verlängerung ein hohes Pressing spielen konnten, waren die Thuner stehend k.o. Ich sah, dass Spieler zwischen den Einsätzen gar Massagen brauchten. Und wir hatten auch die grössere Breite im Kader. Das waren vermutlich die grössten Unterschiede.
Sie haben während der Saison meist verloren, auch in den Playouts. Wie baut man ein Team vor den Auf-/Abstiegsspielen wieder auf?
Nun, wir waren ja nicht so weit weg, wie es vielleicht den Anschein macht. Und wir haben uns auch mehr an den positiven Sachen orientiert. Und wir wussten auch, dass es durchaus einen gewissen Abstand zwischen SML und NLB gibt. So muss man eben kleine Details zu seinem Vorteil nutzen und ein solches zu einem machen.
Kleine Vorteile wie..?
Eben, das bereitere Kader, die bessere Physis, den höheren Rhythmus... Wir waren auch in der Taktik etwas variabler. Überall nicht viel, aber halt doch ein bisschen
Im letzten Spielbericht war zu lesen, dass es zu Veränderungen im Coaching-Staff kommt. Wer ist damit gemeint?
Ich weiss nicht, wer alles damit gemeint ist. Aber einer davon bin ich. Die Jets haben sich entschieden, meinen Vertrag nicht zu verlängern.
Das heisst, sie müssen gehen? Aus welchen Gründen?
Ja, das heisst es. Der Vorstand in den letzten Wochen mit den Spielern Gespräche geführt und eine Konsequenz war, dass ein neuer Coach in der nächsten Saison das Team führen soll.
Seit wann ist das klar?
Es wurde mir am Dienstag nach den ersten beiden Spielen gegen Thun eröffnet.
Die Mannschaft wusste von diesem Entscheid?
Nein. Sie erfuhr es am Sonntag nach dem Ligaerhalt.
Ist denn schon klar, wer bei den Jets übernimmt?
Das müssen Sie nicht mich fragen.
Dann frage ich aber, wie Sie den Entscheid aufgenommen haben. Und ob es schon einen neuen Club gibt.
Es war eine schwierige Woche, aber wenn man im Training ist oder an der Bande steht, vergisst man es dann auch wieder. Und ich stehe kurz vor der Unterschrift bei einem anderen Verein.
Sie werden uns wohl käumlich sagen, bei welchem?
Sie werden es ja bald erfahren. So viele Möglichkeiten gibt es ja auch nicht.
Theoretisch würde sich ein Wechsel in die Frauen-SML anbieten. Dort sind Jobs noch zu vergeben und als Frauen-U19-Nationaltrainer wären Sie so sehr nah am Puls des Geschehens.
Ja, aber auch dort sind die meisten Lücken schon kompetent gefüllt worden.
Abschlussfrage: Was nehmen Sie aus den zwei Jahren Jets mit?
Eine grosse Flasche Rotwein, die ich vom Präsidenten zum Abschluss erhielt. Nein im Ernst. Ich habe viel gelernt. Oft ist es ja so, dass man in schwierigen Zeiten mehr für die Zukunft mitnehmen kann, als in erfolgreichen. So wie ich die Leistungen der Spieler und Spiele analysiere, habe ich mir auch Gedanken gemacht, was ich hätte anders machen sollen. Also nicht falsch verstehen. Es war eine gute Zeit mit vielen positiven Erfahrungen - trotz der vielen Niederlagen.