04.
2009
Interview mit Lokführer Magnus Svensson
Magnus, wie fühlt man sich einige Wochen nach dem erfolgreichen Aufstieg in die NLA?
Die ersten Gefühle der Zufriedenheit sind verschwunden und der Entschlossenheit gewichen. Ein Aufsteiger-Team wie Lok muss nun hart arbeiten. Im Moment mache ich mir Gedanken zum Kader und plane die Vorphase der Saison. Ich würde sagen, „fokussiert" ist das beste Wort, um meine gegenwärtige gedankliche Situation zu umschreiben.
Es ist bereits das dritte Mal, das Lok in der NLA spielt. Die zwei letzten Male war es nur für jeweils eine Saison. Wie schätzt du die Chancen diesmal ein?
Seit den Playoffs sind nun gerade einige Wochen vergangen, und vielen meinen schon wieder, dass wir wieder in die NLB absteigen werden. Dies kann man beispielsweise im Print-Magazin von unihockey.ch lesen. Unser Kader hat keine grossen Erfahrungen in der obersten Spielklasse, und wir werden wohl auch kaum grosse Transfers vornehmen können. Wir müssen deshalb schon davon ausgehen, dass Lok Reinach ein richtiges „Trash-Team" ist...
Auf der andern Seite kümmert es uns im Moment auch nicht so sehr, ob wir Ende nächster Saison in den Playoffs oder Playouts spielen. Wir wollen Ende Saison einfach unser bestes Spiel geben, gleichwohl wo wir dann stehen werden.
Worauf konzentrierst du dich für die kommende Saison?
Was unseren Spielstil und unseren Trainingsbetrieb betrifft, wird sich nicht viel ändern. Die höheren mentalen und physischen Anforderungen sowie unsere Rolle als „Spielball" sind schon anforderungsreich genug für uns.
Wurde auch über das Saisonziel diskutiert?
Bevor wir unsere Ziele setzten, müssen wir wissen, wo wir im Wettbewerb genau stehen. Möglicherweise werden wir vor kommendem November gar keine solchen Aussagen machen.
Persönlich arbeite ich darauf hin, den 10. Platz zu erreichen. Wenn es nach den Experten geht, dann sind wir das schwächste Team in der NLA, wir werden uns also entsprechend vorbereiten.
Was unternimmst du, damit das Kader stärker wird?
Wir werden sicher mit der Arbeit auf diese Art weiterfahren, die uns auch an die Spitze in der NLB gebracht hat. Wir haben einen Kern von sehr erfahrenen Spielern, die für uns sehr wertvoll sind. Gleichzeitig haben viele jüngere Spieler Fortschritte gemacht, die niemand erwartet hat. Wir stehen kurz vor einem Generationenwechsel. Es ist deshalb extrem wichtig, dass wir den jungen Talenten genug Raum für ihre weitere Entwicklung geben.
Natürlich suchen wir intensiv nach ungeschliffenen Diamanten in der Region. Bisher war unser Scouting nicht von Erfolg gekrönt. Wir haben aber gute Beziehungen zu den andern Aargauer Klubs, vielleicht werden wir so noch fündig.
Gibt es in den tieferen Ligen im Aargau wirklich Spieler, die NLA-Qualitäten haben?
Der Schritt in die oberste Spielklasse ist riesig. Aber aus Erfahrung weiss ich, dass Spieler mit der richtigen Kombination von Talent und Motivation sich in einem neuen Umfeld gut entwickeln können.
Dieses Jahr haben wir doch gesehen, dass Spieler aus der Region wie z.B. Michael Merki (Wohlen), Thomas Näf (Lengnau) and Lukas Wittwer (Birmenstorf) Fortschritte gemacht haben, an die sie wohl kaum selber geglaubt haben.
Einige Spieler geben nach, wenn der Druck da ist; andere wiederum wachsen daran. Es ist wirklich schwierig einen Spieler zu beurteilen, bevor er nicht richtig getestet wurde.
Wir werden am 28. April ein Testtraining für talentierte Spieler aus der Region durchführen, damit sie die Möglichkeit haben, Tempo und Intensität zu fühlen. Gegenwärtig halten wir Ausschau nach einem rechten Verteidiger und einem linken Stürmer. Und wer weiss, vielleicht finden wir ja unseren Dimanten dort.
Wie ist die Zusammenarbeit mit andern Klubs im Aargau? Werden die andern Klubs nicht irritiert, wenn Lok nach guten Spielern Ausschau hält?
Wir sind alle mit den gleichen Problemen konfrontiert in der ganzen Region. Ich erhalte unglaublich gute Rückmeldungen, wenn ich mit andern Klubs spreche. Alle merken, dass wir zusammenarbeiten müssen, wenn wir weiter kommen wollen.
Die Tatsache, dass unser Partner-Klub StaWi-Olten den Schritt in die 1. Liga getan hat, ist für uns auch gut. Das zeigt doch, dass die Zusammenarbeit mit Lok Reinach zu positiven Resultaten führt. Aber wir sind noch weit davon weg, das mögliche Potenzial im Aargau zu erreichen. Es gibt genug Talente für alle Klubs. Ein Problem ist, dass es im Kanton zu viele kleinere Klubs mit einer grossen Solidarität untereinander gibt. In vielen Fällen ziehen es die Spieler vor, in der gewohnten Umgebung ihres Klubs zu bleiben, anstatt in höhere Ligen zu ziehen.
Wir sprechen deswegen mit den grösseren Klubs wie Bremgarten, Brugg und StaWi-Olten, wie wir noch bessere Netzwerke bilden und Barrieren abbauen können. Ich hoffe, dass dies führt dazu, dass künftig mehr Aargauer Klubs in höheren Ligen spielen und es mehr Spieler in die NLA schaffen.
Welchen Typ von Spieler hast du genau im Auge?
Wir wollen eigentlich das Aargauer-Team sein, wie ich vorhin sagte. Bereits heute haben wir zum Beispiel Spieler von Aarau, Birmenstorf, Frick, Lengnau, Reinach, Seon und Wohlen. Auf dieses grosse Einzugsgebiet sind wir auch stolz, und wir haben nichts dagegen, wenn die Liste noch länger wird.
envy
23. 04. 2009