01.
2002
Interview mit Martin Olofsson - Weltmeister und Starstürmer
Martin,
Alligator hat eben Rychenberg geschlagen und du hast mit drei Skorerpunkten
erneut den Unterschied ausgemacht. Zufrieden?
Wir haben heute nicht so gut gespielt, ein paar Jungs waren gedanklich wohl
schon am Weihnachten feiern. Aber immerhin war die zweite Linie mit Adi Capatt
gut heute. Wir haben gewonnen und drei Punkte geholt, also muss ich zufrieden
sein.
Das Spiel wogte hin und her, von der Ruhe
eines Spieles zwischen zwei schwedischen Mannschaften war nichts zu sehen. Magst
du diesen Hauruck-Stil?
Natürlich wird in Schweden anders gespielt, viel defensiver. Aber ich bin
Stürmer... Mir gefällt dieses hin und her sehr, das ist super gut... (lächelt)
Fühlst du dich denn nicht manchmal
unterfordert? 9 Skorerpunkte gegen die Lakers zum Beispiel sind zwar schön,
aber reizt dich so etwas?
Das Spiel gegen die Lakers machte sogar sehr viel Spass... Aber es geht ja nicht
immer so, auch ich habe meine schwachen Tage. Im Auswärtsspiel gegen Wiler zum
Beispiel war ich sehr schlecht, wie auch das ganze Team.
Was ist für dich persönlich der grösste
Unterschied zum gewohnten Spiel in deiner Heimat?
Vieles ist neu hier, auch sportlich. Zu Hause habe ich jahrelang die gleichen
Verteidiger hinter mir gehabt, die gleichen Sturmpartner. Mit meinem Bruder zum
Beispiel habe ich etwa 10 Jahre gespielt... Wir kannten einander sehr gut,
wussten immer, wohin der andere laufen würde. Jetzt muss ich mich an neue
Mitspieler gewöhnen, das ist sehr interessant.
Fühlst du dich im Kreis der
Jungalligatoren nicht schon fast als Grossvater?
(lächelt)
Es stimmt, mit meinen 25 Jahren bin ich wirklich schon fast der Aelteste im
Team. Auch das ist im Vergleich zu Schweden anders, wo die Spieler viel länger
aktiv bleiben. Aber die Jungen hier sind wirklich gut!
Wie gross ist denn dein Einfluss auf die
jungen Spieler? Magst du deine Leaderrolle?
Also, als erstes bin ich Spieler, das ist mein Job. Wir haben einen guten
Trainer, der die Mannschaft führt. In meiner Linie versuche ich aber schon
Einfluss zu nehmen. Anfangs war das mit der Sprache noch etwas schwierig, wird
jetzt aber immer besser.
(Anmerkung der Red.: Das Interview wird
auf Wunsch von Martin in deutsch geführt, und er schlägt sich tapfer...)
Immer wieder kehren Ausländer aus den
verschiedensten Gründen frühzeitig in ihre Heimat zurück. In dieser Saison
zum Beispiel schon Muntila von Zäziwil oder Strandberg von den Jets. Wir
hoffen, dass bei dir alles in Ordnung ist...
Ja, es gefällt mir hier seht gut - in Chur sowieso. Ich bin seit August mit
meiner Freundin hier, und die Bündner Berge sind herrlich - vor allem jetzt, wo
es viel Schnee hat und man auch Skifahren gehen kann.
Und
wie steht es bezüglich Job und dem sonstigen Umfeld?
Ich arbeite bei Cedes, einer Elektronik-Firma. Ich kann dort mehr oder weniger
kommen und gehen wie ich will, zum Beispiel wenn ich Training oder Spiele habe.
Das ist natürlich super gut.
(Der neben uns sitzende Louis Liesch, Chef
Leistungssport bei Malans, ergänzt: "Die Situation mit Cedes ist wirklich
optimal. Es arbeiten ja gleich mehrere Alligatoren dort".)
Wie lange bleibst du denn der Schweizer
Liga erhalten?
(Liesch drängt sich vor: "Schreib,
dass er einen Zweijahresvertrag hat. Ich kann die Angebote für ihn schon nicht
mehr sehen...")
Stimmt, ich habe einen Zweijahresvertrag
unterschrieben - mit einer Ausstiegsklausel, falls die Situation hier
unbefriedigend sein sollte. Ich bin ja auch nicht alleine hier...
Also bleibst du nun zwei Jahre oder gar
länger?
(Martin schielt verschmitzt zu Liesch und
lächelt)
Ich bleibe bestimmt zwei Jahre -
vielleicht...
Wie beurteilst du die Chancen von Rot-Weiss
am Europacup?
Rot-Weiss ist defensiv sehr stark. Es braucht aber schon sehr viel Glück für
eine Medaille. Gegen Haninge zum Beispiel ist wohl nichts zu holen - Haninge ist
super gut, die beste Mannschaft der Welt. Die Finnen kenne ich zu wenig, die
sind aber sicher auch stark. Grundsätzlich können die besten Schweizer Teams
in der schwedischen Elite-Serie mithalten, aber ganz nach oben reicht es ihnen
nicht.
Was vermisst du an Schweden am meisten?
Natürlich meine Familie, meine Freunde. Ich freue mich, dass ich sie über
Weihnachten und Neujahr wieder sehen kann. Aber sonst fehlt es mir hier an
nichts, die Mentalität der Churer ist ähnlich wie die unsere und ich mag die
Menschen hier.
Martin, besten Dank für das Gespräch und viel Glück für den weiteren Verlauf der Saison.