09.
2003
Interview mit René Berliat - Trainer Alba IBK
Du bleibst ein weiteres Jahr in Schweden
bei Alba. Wieso und was sind die Ziele, die du dir gesetzt hast?
Es hat soviel Kraft gekostet das Team auf Kurs zu bringen, die Sprache
zu lernen und mich hier einigermassen einzuleben, da fand ich es letzten
Frühling schade, schon wieder heimzugehen. Viele Spieler haben mich zudem auch
gebeten zu bleiben und diese Saison mit ihnen nochmals anzugreifen. Auch der
Club wollte meine Forderungen (z.B. grösseres Kader) umsetzen. Leider blieb es
bei zu vielen Dingen bis jetzt bloss bei Worten oder guten Vorsätzen. Es gibt
manchmal, mehr als mir lieb ist, Situationen, wo ich mich frage, ob es richtig
war, noch ein Jahr zu bleiben. Ich versuche nun einfach wie letzte Saison mein
Bestes zu geben und die Dinge gut zu machen, die ich beeinflussen kann.
Zu den Zielen: Nächstes Jahr findet ja eine Ligareduktion statt. Kommt man
nicht in die ersten sechs Ränge, so spielt man Abstiegsplayoffs oder steigt
direkt ab. Jeder Match wird also knallhart werden. Klar, dass ich immer das
nächste Spiel gewinnen will, realistisch ist wohl ein Platz in den ersten Fünf
aber wer weiss... Ich möchte aber einfach auch persönlich noch mal
profitieren, noch mal ein Jahr soviel wie möglich vom schwedischen Innebandy
aufsaugen und lernen. Diesbezüglich ist es auch interessant, dass wir nun in
der Nordgruppe spielen (Anm. d. Red.:
letztes Jahr Ost).
Du warst in der Endausscheidung bei der
Wahl des neuen Nati-Coaches. Warum wärst du gerne Nationaltrainer geworden?
Ich habe mich als Trainer bis jetzt im Mutterland des Unihockeys
durchgesetzt, und da gibt es eigentlich nur noch einen Schritt vorwärts. Die
Nationalmannschaft oder ein Eliteteam in Schweden zu trainieren. Natürlich
hätte mich die Arbeit mit den Schweizer Spielern gereizt, ich glaube momentan
hat es viele gute Leute dabei, sei es spielerisch als auch menschlich. Zudem
findet ja die WM 2006 in Schweden statt, es wäre also praktisch eine Rückkehr
zu alter Wirkungsstätte gewesen.
Offensichtlich wollte der Verband keinen
Schweizer Trainer zu 100% anstellen. Wie hättest du dir diesen Job vorgestellt?
Richtig ist: Ja, ich hätte den Job lieber 100% gemacht aber selbstverständlich
habe ich auch 50% akzeptiert. Was ich verlangt habe ist, dass mir der Verband
bei meiner Rückkehr in die Schweiz im Frühling 04 bei der Stellensuche für
die restlichen 50% hilft. Vielleicht wäre was mit einem Sponsor zu machen
gewesen oder durch sonstige Beziehungen. Diesen Aufwand treibt ja heute fast
jeder Nationalligaverein für seine Ausländer (Trainer, Spieler). Da ich ja
Schweizer bin, wäre eine Stellensuche für mich wohl auch um einiges einfacher
gewesen. Da hat man einfach den zusätzlichen Aufwand gescheut.
In dieser ganzen Sache Nationalmannschaftstrainer bleiben für mich
zwiespältige Gefühle zurück. Das hat weniger mit der Entscheidung für Markus
Wolf als solches zu tun, sondern viel mehr mit der Art, wie die
Entscheidungsfindung ablief sowie mit einigen Entscheidungsbegründungen, die
ich von Thomas Gilardi zu hören bekam. Ich habe meine konkreten Gedanken dazu
Gilardi persönlich mitgeteilt, und damit ist der Fall für mich erledigt. Ich
wünsche Markus Wolf auf jeden Fall viel Kraft und Erfolg für seine
Trainertätigkeit.
In der letzten Saison durften die Leser
dein Kolumnen aus dem hohen Norden lesen und darüber diskutieren. Gibt es
weitere Berichte von Berliat?
Nein, ich glaube, dass ich gesagt habe, was ich zu sagen habe. Noch mal
ähnliches wollen die Leute nicht lesen und vieles wäre einfach eine
Wiederholung der letztjährigen Erlebnisse. Zudem ist es nicht immer einfach, so
offen über sich selber zu schreiben und sich einer Öffentlichkeit
preiszugeben.
Warum spielt auch nächstes Jahr kein
Könizer bei Alba...?
Viele 1. Divisionsmannschaften in Schweden haben sehr gutes oder solides
NLA-Niveau und wenn man einen Ausländer holt, dann sollte es eine Verstärkung
sein. Und da sprechen wir dann von den Natispielern in Köniz, nur sie wären
wirklich eine Verstärkung für Alba. Ich finde aber, dass, wenn sie schon den
Sprung ins Ausland machen, es gleich bei einem Eliteclub, wie Dani Bill bei JIK,
versuchen sollten. Zudem fehlen Alba schlicht die Finanzen für mehr Ausländer.
Und von der Jobsuche wollen wir gar nicht sprechen... Immerhin hat es jetzt mehr
als ein Jahr gedauert, bis ich endlich eine Festanstellung gekriegt habe (Anm.
d. Red.: bei der Firma Sandvik). Viel
länger wäre es finanziell nicht mehr gegangen, ich habe oftmals wirklich von
der Hand in den Mund gelebt...
Wie wird dein Ex-Verein Köniz in dieser
Saison abschneiden - wie schwer wiegt der Abgang von Daniel Bill?
Es wird immer schwieriger Prognosen in der NLA zu stellen und das ist
gut so, denn es spricht für eine grössere Ausgeglichenheit. Wenn man sich in
Köniz nicht von der guten letzten Saison täuschen lässt und alle weiter hart
an sich arbeiten, man weiterhin ehrgeizig ist, wird man auch diese Saison ganz
vorne dabei sein. Das Team ist gefestigt und das Kader hat auch ohne Bill sehr
viel gute Qualität zu bieten. Dani Bill ist nicht ein Schönwetterspieler, das
heisst, er nimmt seine Führungsaufgaben auch wahr, wenn es dem Team nicht
läuft, da ist er für eine Mannschaft doppelt wichtig. In diesen Situationen
werden andere Spieler Leaderqualitäten zeigen müssen. Aber diese Typen gibt es
in Köniz, und ich bin auch sicher, dass sie ihre Aufgaben diesbezüglich
wahrnehmen werden.