05.
02.
2002
NLA Männer | Autor: Boesch Klaus

Interview mit Thomas Gilardi, AST-Chef SUHV

Der Bündner Thomas Gilardi zieht Bilanz über die abgelaufene Qualifikation der Herren und wirft einen Blick auf die kommenden Länderspiele.
Die Qualifikation der Herren NLA ist vorbei, und das Bild ist klar – drei Bündner und drei Berner Teams kämpfen um die Playoffs bzw. den Meistertitel, die drei Zürcher Mannschaften und Basel Magic gegen den Abstieg. Was sagst Du zu dieser Konzentration auf zwei Zentren?
Grundsätzlich ist es für die Unihockeyszene Schweiz tragisch, dass der Unihockeysport in den Wirtschaftszentren Basel und Zürich immer noch nicht die nötige Anerkennung findet. Für die Positionierung der Sportart Unihockey wäre es von grösster Bedeutung, dass Unihockey in diesen Städten sportpolitische und gesellschaftspolitische Akzeptanz hätte. Diese Akzeptanz müssen wir erarbeiten - und die Grundlage einer solche Akzeptanz sind Vereine mit sportlichen Erfolgen und einer entsprechenden Medienpräsenz.
Grundsätzlich ist der SUHV daran interessiert die leistungsmässige Machtkonzentration nicht nur auf zwei Kantone zu begrenzen. Ich erinnere aber auch daran, dass bis vor kurzem die Frage um den Unihockey-Schweizermeistertitel immer nur innerhalb des Kantons Graubünden geführt wurde – mittlerweile haben aber einige Vereine in der Region Bern die Zeichen der Zeit erkannt und leisten seit Jahren, erfolgreiche Aufbauarbeiten. Wenn diese Anstrengungen mit der nötigen Konsequenz weitergeführt werden, dürften diese Vereine in der Zukunft auch Erfolge feiern können. Nur wo gesät und die jungen Blüten beharrlich gepflegt werden, wird man eines Tages auch goldige Früchte ernten!

Wie beurteilst Du das diesjährige Spielniveau in der ganzen Nationalliga? Bist Du mit dem Verlauf der Saison aus Sicht der AST zufrieden?
Das Spielniveau innerhalb der Nationalliga ist grundsätzlich sehr unterschiedlich. In der NLA Herren ist die Torflut ausgebrochen. Diese Tatsache hat sicher mit der effektiven Spielzeit zu tun, doch muss man ehrlicherweise auch sagen, dass die Leistungsunterschiede eines Teams innerhalb eines Spieles aber auch innerhalb einer Woche eigentlich zu gross sind. Hohe Niederlagen und hohe Siege wechseln sich stetig ab – und daraus schliesse ich auch eine gewisse Unkonstanz und Unsicherheit. Die Ursachen dafür sind unterschiedlichster Natur, lassen aber auch gewisse Defizite im taktischen, physiologischen und mentalen Bereich erkennen, die wir uns auf internationaler Ebene auf keinen Fall leisten dürfen.
Die NLB der Herren ist ausgeglichener geworden, die Aufsteiger spielen ganz vorne in der Tabelle mit. Diese Tatsache stimmt mich grundsätzlich positiv, denn dadurch wird aufgezeigt, dass sich seriöse Aufbauarbeit auszahlt – andererseits lässt aber auch hier die mittelfristige Konstanz der Teams zu wünschen übrig.
Im Damenbereich zeigt sich, dass die Anzahl der Teams grundsätzlich breiter geworden ist, die Spielerinnen mit internationalem Potential aber immer noch recht knapp sind. Die positive Tatsache der Saison ist, dass in allen Teams der NLA auch sehr junge Spielerinnen eingesetzt werden. Dadurch können von den jüngsten Spielerinnen wertvolle Spielerfahrungen auf dem höchsten Leistungsniveau gesammelt werden – und das wird in der Zukunft Früchte tragen.
Im NLB Bereich der Damen sollten die Vereine zuerst einmal die quantitativen Personal-Ressourcen optimieren. Anschliessend können die qualitativen Optimierungen in Angriff genommen werden. Grundsätzlich kann Leistungsdruck auf SpielerInnen erst ausgeübt werden, wenn die notwendige Konkurrenz innerhalb des Teams vorhanden ist.

Welches sind für Dich die positiven und negativen Ueberraschungen in dieser Saison?
Ich beurteile grundsätzlich keine Spieler und Spielerinnen, denn dafür gibt es Fachleute wie Nationaltrainer und Vereinstrainer. Ich bilde mir mein Urteil über gewisse Entwicklungen und Tendenzen und dazu führe ich auch Fachgespräche mit Trainern, Spielern und Schiedsrichtern.

Dennoch, für mich gibt es schon immer wieder positive Zeichen in der Schweizer Unihockeyszene:
...so schiesst doch der SV Wiler regelmässig eine hohe Anzahl Tore und meldet dadurch klar seine Ambitionen auf den Schweizermeister-Titel an.
...so holt sich der UHC Alligator "einen" oder "den weltbesten Spieler" überhaupt, spielt jede Woche stärker und bietet für das Publikum immer ein attraktives Offensiv-Spektakel.
...so spielt der Serienmeister Rot-Weiss Chur mit einer optimalen Mischung von jung und alt eine höchst erfrischende und konstante Saison mit einer erstaunlichen Flexibilität und Systemvielfalt.
...so spielt Torpedo Chur eine eine starke Saison, und dies sogar ohne Ausländer.
...so erspielen sich die Red Ants die Tabellenführung erst im Dezember und sind perfekt getimet für die internationalen Begegnungen am Europacup in Stockholm.

Verschiedene Vereine lamentieren immer wieder über die Brutalität des Gegners, in verschiedenen Berichten wird die häufig unfaire, von den Schiedsrichtern aber zu wenig geahndete Härte kritisiert. Teams wie Basel Magic oder die Kloten-Bülach Jets haben sich einen zweifelhaften Ruf erworben. Lassen wir in der Schweiz ein zu hartes, für die Zuschauer manchmal wenig attraktives Spiel zu?
Die Spielhärte im Spitzenunihockey gilt es sicher im Auge zu behalten. Die IFF und die dafür verantwortlichen Kommissionen auf internationaler und nationaler Ebene beobachten die Entwicklungen aufmerksam und versuchen mit entsprechenden Regelanpassungen richtungsweisend zu sein.
Das alleine genügt aber nicht! Wir brauchen das sportliche Grundverständnis der TrainerInnen und SpielerInnen, denn wenn wir unsere Gegner auf dem Spielfeld nicht achten, sondern diesen nur destruktiv und vielleicht sogar brutal am Lösen von sportkreativen Aufgaben hindern wollen, dann missachten wir Grundregeln im Sport. Vielleicht kennen einige SpielerInnen und/oder TrainerInnen diese wichtige Grundhaltung nicht – oder der Druck des "gewinnen müssen" ist zu gross und erlaubt alle Mittel, auch die persönlichen Attacke gegen den Spieler aus dem gegnerischen Sportteam. Wäre dies wirklich der Fall, hätte unsere Ausbildung kläglich versagt.
Eine konstruktive Grundhaltung erwarte ich von allen SpielerInnen und TrainerInnen auch gegenüber Schiedsrichtern und Funktionären. Diese wichtigen Steine im Puzzle Unihockeysport versuchen ebenfalls, nach bestem Wissen und Gewissen, ihre Aufgaben zu lösen. Trainer und Spieler, die das Spielfeld als Kriegsschauplatz bezeichnen oder Coaches, die mit Brutalo-Foul-Videos ihre Mannschaften motivieren müssen, helfen unserer Sportart Unihockey nicht weiter.
Nur wenn alle Beteiligten der Unihockeyszene konstruktiv mithelfen, können wir den Unihockeysport in eine attraktive und weiter blühende Zukunft führen – ansonsten wird sich bald niemand mehr um das neue Spiel mit dem verrückten Plastikball kümmern.

Rot-Weiss Chur ist am Europa-Cup in den Spielen gegen die Finnen und Schweden im ersten Drittel jeweils richtig vorgeführt worden (5:0 nach knapp einer Viertelstunde). Wie hast Du das Abschneiden des Schweizer Vertreters gefunden, und wo stehen die Schweizer Vereine im Vergleich mit ihren skandinavischen Konkurrenten?
Rot-Weiss hat ein stark verjüngtes Team, trotzdem viel internationale Erfahrung und ein starkes Trainergespann – ich denke, alle waren sich der Situation im international bestbesetzten Unihockey-Turnier, am Europacup, bewusst. Dennoch ist das Schweizer Team zweimal innerhalb von 10 Minuten in eine negative Vorentscheidung gelaufen. Eine gleichwertige Tatsache ist, dass dasselbe Team in der Schweiz innerhalb von zehn Minuten schon etliche Spiele zu seinen Gunsten entschieden hat. Die Konstanz über 60 Minuten, das Abrufen der bestmöglichen Leistung im entscheidenden Moment, das jahrelange Zusammenspiel einer Linie, die mentale Bereitschaft und das taktische Leistungsvermögen im Tempospiel machen die Differenz innerhalb der Topteams aus.

Um beim Internationalen Vergleich zu bleiben – am kommenden Wochenende stehen die Länderspiele gegen Schweden, Norwegen und Tschechien an. Was erwartest Du Dir von diesen Spielen resultat- und leistungsmässig?
Der SUHV möchte auf dem Platz Zürich mit dem Unihockey-Leckerbissen "Vierländerturnier 02" wieder einmal einen Meilenstein setzen. Ebenfalls möchten wir herausfinden, ob der Platz Zürich für ein Herren Weltmeisterschaftsturnier 2004 gerüstet ist.
Für die Herren-Nationalmannschaft ist dieses Vierländerturnier ein echter Prüfstein im WM-Fahrplan 2002. Die Schweden, das weltbeste und attraktivste Unihockey-Team mit einigen ehemaligen Schweizer-Söldnern, wird für ein Spektakel sorgen. Jani Westerlund und seine Spieler wollen zeigen, dass sie für die WM in Helsinki gut vorbereitet sind und auch gegen die grossen Favoriten eine ganz grosse Leistung abrufen können.
Die Spiele gegen Tschechien und Norwegen müssen wir gestalten. Diese beiden Länder haben nach der letzten WM vermehrte Anstrengungen unternommen, um sich in der Zukunft eine WM-Medaille erkämpfen zu können.
Ich freue mich auf das Event in Zürich/Uster und ich bin überzeugt, dass das Schweizer-Publikum unser siebter Mann im Spiel sein wird - und entsprechend wird sich jeder Spieler voll und ganz für sein Land und sein eigenes WM-Ticket einsetzen.

Wie lautet Deine Werbebotschaft an die Leserinnen und Leser von unihockey.ch?
Der Unihockey-Weltmeister spielt nicht alle Tage in Zürich...
Zürich ist für alle Schweizer zentral...
Zürich will in bälde eine WM austragen...
...und der SUHV, die Zürcher Organisatoren und alle Zuschauer werden ein Mega-Event zelebrieren...haben Sie ihr Ticket schon?

Wagst Du Resultat-Tipps?
Die Schweiz wird vier Punkte erspielen – aber noch nicht alle WM-Karten offenlegen!

Im Forum auf unihockey.ch wurde dem SUHV der Vorwurf gemacht, ein Urteil zu einer allfälligen Neuregelung des Rückpasses zum Torhüter abgegeben zu haben, ohne die Regel im Wettkampf getestet zu haben. Was sagst Du dazu?
Der SUHV hat seit zwei Jahren eine Spezialistengruppe (Regelgruppe), die sich aus NLA-Trainern, Nationalspielern, Internationalen Schiedsrichtern und Regelspezialisten zusammensetzt. Diese Gruppe hat sich mit der Rückpass-Regel intensiv auseinandergesetzt und ein entsprechendes, breit abgestützes Argumentarium abgeliefert.
Die IFF hat nach der eindrücklichen Präsentation von Renato Orlando (SUHV Präsident und Chef RACC/IFF) nach dieser Arbeitsgrundlage, auch im Sinne des SUHV, entschieden. Jeder weitere Kommentar ist überflüssig.

Hier noch einige Stichworte, die Du bitte mit einem Kurzkommentar versehen möchtest...
Urban Karlsson: Ist der nächste Unihockey Nationaltrainer der Schweizer. Ich bin stolz darauf, dass der SUHV diesen hochkarätigen und von allen Seiten umworbene Trainer für das Schweizer Unihockey verpflichten konnte. Er wird die Arbeiten von Jani Westerlund weiterführen und mit den Vereinen und Spielern der NL intensiv zusammenarbeiten. Seine Handschrift wird anders sein, als diejenige von Jani, sie wird aber ergänzend sein und viele neue und interessante Ansätze bringen. Wir werden mit Urban Karlsson im Jahre 2004 in der Schweiz eine Medaille gewinnen.

Achter-Playoffs statt Masterround: Achter-Playoff wären ein Rückschritt, denn da können ja alle (8 von 10) dabei sein. Wir brauchen aber eine lange und umstrittene Meisterschaft in der jeder Punkt von September bis April zählt. Nur dadurch lernen wir konstante Leistungen zu bringen, breite Kader auszubilden und diese zu führen. Mit nur wenig wichtigen Playoff-Spielen und einem langen Vorgeplänkel um nicht so wichtige Ausgangspositionen, werden wir Zuschauer verlieren und die zum Teil bequem veranlagten SpielerInnen hätten wenig Grund im Sommer bis Herbst seriöse Aufbauarbeiten zu leisten. International brauchen wir in erster Linie hohe Konstanz - falls wir Erfolge feiern möchten.

Zwei erlaubte Ausländer pro Team: Dann wird die Schweizer Unihockeymeisterschaft nicht mehr von den Schweizer Spielern entschieden. Die Vereine würden gefährliche finanzielle Wege beschreiten und sich in eine Abhängigkeit manövrieren. Bevor wir nach dem zweiten ausländischen Spieler rufen, könnten wir erst einmal ein Qualitätsprofil erstellen, welche Ausländer in unserer NL überhaupt spielen dürfen, und was die Vereine aus einer solchen Verstärkung alles für die Nachhaltigkeit in den Vereinen heraus holen sollten...sie müssten dann auch mindestens eine ganze Saison bleiben...?

Eine grosse Fusion im Bünderland...: Wenn ich die Tabellensituation von heute ansehe, gibt es keinen sportlichen Grund für eine Fusion... Wenn ich andere sport- und wirtschaftslogische Aspekte berücksichtigen würde, müsste man eine solche ins Auge fassen... Wenn dieser Fusionsantrag heute beim SUHV eingehen würde, würde ich für eine Abstockung in der NLA plädieren, damit wir im Hinblick auf die WM-2004 in der Schweiz keine Qualitätseinbusse in Kauf nehmen müssten.

Am 25. Mai 2002 werde ich...: Nach einer intensiven WM-Woche werde ich unseren Schweizer Spielern zu einer WM-Medaille gratulieren und ich werde mich bei Jani Westerlund für seine erfolgreiche, jahrelange Tätigkeit im Schweizer Unihockey bedanken. Anschliessend werde ich gut schlafen, wie immer...

Vorsätze für die Zukunft...: Ich versuche meine ehrenamtlichen Aufgaben für den SUHV pflichtbewusst und kompetent zu lösen und wenn ich eines Tages diesen freiwilligen enormen Arbeits- und Zeitaufwand nicht mehr zu leisten gewillt bin, werde ich meine Nachfolge minuziös vorbereiten und auf eine interessante und lehrreiche Zeit im SUHV zurückschauen...dann werde ich mit meiner Familie vermehrt Sport treiben und mein Know-how für eine andere NPO einsetzen.

Gila, herzlichen Dank für die Auskunft.

Der 22-jährige Flügelstürmer Matteo Steiner hat seinen Vertrag bei den Unihockey Tigers um mehrere Jahre verlängert. Damit ist es Tigers-Sportchef Marco Rentsch gelungen... Tigers verlängern mit Topskorer
In der Männer UPL endet mit den Spielen vom Samstag die Hinrunde, ehe es am Sonntag zu den gleichen Duellen wie beim Sainsonstart Mitte September kommt. Hinter Leader Zug... Doppelrunde vor WM-Pause
Ein historischer Schritt für den Unihockeysport in Chur: Die Fusion von piranha chur und Chur Unihockey ist offiziell. Mit der klaren Zustimmung der Mitglieder beider Vereine... Floorball Chur United: Fusion ist offiziell
Chur mit zwei Punkten gegen Köniz und Malans mit einem 6:3 gegen Uster holen am Sonntag wertvolle Punkte. Dramatisch verlaufen die Spiele in Biglen und in Zürich, wobei Zug... Siege für Bündner Teams, Zug setzt sich ab

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Tabellen

1.UHC Thun+5630.000
2.Kloten-Dietlikon Jets+2423.000
3.Floorball Fribourg+1223.000
4.UHC Grünenmatt+1622.000
5.Pfannenstiel Egg-817.000
6.Unihockey Langenthal Aarwangen-1217.000
7.Ticino Unihockey+315.000
8.I. M. Davos-Klosters-812.000
9.Unihockey Limmattal-1412.000
10.Ad Astra Obwalden-1211.000
11.Regazzi Verbano UH Gordola-337.000
12.UHC Lok Reinach-246.000
1.Floorball Uri+2923.000
2.Nesslau Sharks+517.000
3.Aergera Giffers+117.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+513.000
5.UH Appenzell+213.000
6.Unihockey Basel Regio-513.000
7.UHC Bremgarten-2013.000
8.UH Lejon Zäziwil+1011.000
9.Visper Lions-118.000
10.Red Lions Frauenfeld-167.000

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