Heidi, nach dem Tor zum 3:1
für die Jets hast du in Richtung der Riders-Bank gerufen: „Jetzt muss
was passieren“. Deine Vorderleute sind danach auch etwas besser
geworden, aber gereicht hat es nicht. Ist bei den Riders die Luft raus?
Nein, aber uns fallen die Tore und die Siege nicht mehr so leicht wie
noch zum Beginn der Saison. Vielleicht ist es uns da zu gut gelaufen…
Mittlerweile schaffen wir es nicht mehr, das Glück auf unsere Seite zu
zwingen. Wenn ich dabei an die beiden Bälle auf der Linie der Jets denke
– zu Saisonbeginn wären die noch rein.
Ist vielleicht trotzdem etwas der letzte Druck weg, nachdem man
sich vor der Saison zusammengerauft hat, um gegen den Abstieg zu
kämpfen?
Also gegen den Abstieg kämpfen wollten wir sowieso nicht, wir
wollten einen Schritt nach vorne machen. Aber wir sind halt trotzdem
noch sehr abhängig von Petra Niemenmaas Toren. Wenn sie nicht trifft,
haben wir es schwer.
Niemenmaa hat in dieser Partie sicher 25 Mal geschossen –
allerdings etwa 20 Mal am Tor vorbei…
Es fällt eben alles leichter, wenn es dem Team läuft, das gilt
auch für sie. Wir halten aber an unserem Zielt, der
Playoff-Qualifikation, weiterhin fest.
Noch etwas anderes: Wie ist dein beruflicher Einsatz am World
Economic Forum (WEF) verlaufen? Waren die Demonstranten friedlich?
Woher weisst du denn, dass ich dort war?
Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Riders extra ein Heimspiel
verschoben haben, damit es nicht mit deinem Einsatz mit der St.Galler
Stadtpolizei in Davos kollidiert… Gehörst zu der Truppe, die mit
Schutzschild und Helm an vorderster Front zum Einsatz kommt? Als
Torhüterin trägst du doch sicher gerne Helm…
(lacht) Ja, genau zu dieser Truppe gehöre
ich. Die Demonstranten waren in diesem Jahr aber zum Glück weitgehend
friedlich. |
Malin, wie gross ist die
Erleichterung nach dem ersten Sieg seit vier Monaten?
Ich musste in der Garderobe erst einmal zwei Bierchen trinken,
um herunter zu kommen… Endlich haben wir einmal über 60 Minuten defensiv
und offensiv gut gespielt. Wir haben einen langen Weg hinter uns, bis
wir das geschafft haben.
Kannst du diesen Weg beschreiben?
Als ich das Team als Trainerin übernommen habe, war es mental am Boden,
die Stimmung war im Keller. Ich kannte die Spielerinnen und ihr
Potenzial, musste aber bei den Basics anfangen. Bei der Defensive. Ich
dachte, das geht schnell und ist am einfachsten.
War es dann aber nicht?
Nein, es brauchte länger als geplant. Und als die Defensive sass,
konzentrierten sich alle so sehr darauf, dass wir keine Tore mehr
geschossen haben. Das war dann der nächste Schritt. Mit Testspielen
gegen leichtere Gegner mussten wir uns in diesem Bereich erst wieder
Sicherheit holen.
Und jetzt ist mit dem Sieg gegen die Riders der Knoten
geplatzt?
Wir hatten in den letzten Partien schon einige Male gute Phasen.
Gegen Höfen etwa habe ich über 20 Top-Chancen gezählt, wir haben einfach
die Tore nicht gemacht. Gegen Zug waren wir offensiv stark, dafür wieder
löchriger in der Verteidigung. Heute hat erstmals alles zusammengepasst.
Wir haben die typische Jets-Krankheit besiegt.
Die Jets-Krankheit?
Seien wir ehrlich – die Jets lebten in den letzten Jahren immer von
Individualisten. Ein Teamwork gab es selten. Ich wollte das ändern und
jeder einzelnen Spielerin eine Aufgabe zuweisen. Ich will, dass jede den
Ball fordert, sich anbietet – und sich nicht versteckt in der Hoffnung,
dass eine andere das Tor dann schon macht. Egal ob Ausländerin oder
Schweizerin. Heute haben wir ein Team gesehen, dass zusammengespielt
hat, wie ich mir das wünsche.
Die Jets werden weitere Punkte brauchen, um die Liga zu halten.
So ist es. Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen Burgdorf
gewinnen. Dieses Spiel müssen wir gewinnen. Gegen Höfen in der letzten
Runde auch. Auch gegen die Red Ants haben wir eine Chance. Gegen
Dietlikon wird es sehr hart, man weiss nicht erst seit dem Europacup,
wie gut die sind. Trotzdem müssen wir auch da alles versuchen.
Und wenn es nicht klappt?
Ich bleibe Trainerin, das wäre auch in der NLB so. Aus dem Nachwuchs
kommen einige starke Spielerinnen nach, z.B. eine Fränzi Moor, die heute
ihr Debut in der NLA gegeben hat und sehr stark gespielt hat. Unsere
Kurve zeigt nach oben, und ich kann versprechen, dass schon das
Sommertraining ganz anders aussehen wird als bisher. Natürlich hoffe
ich, dass wir uns auf eine NLA-Saison vorbereiten können. |