03.
2008
Männer NLA: Ästhetik schlägt Kraft
Wie ein kleiner Junge sprang Daniel Calebsson um 18.45 Uhr auf dem Spielfeld herum. 59.35 zeigte die Matchuhr an - eben hatte er sein viertes Tor gegen die Tigers geschossen. Das dritte im dritten Drittel zum drittenmal auf Pass von David Blomberg. In Schweden hatte er den Ruf eines „Playoff-Verlierers". In der Schweiz definitiv nicht mehr - erstmals schafften die Berner Vorstädter den Einzug in die Finals. Und dies nicht zu Unrecht. Mit der ABC-Linie besitzen sie aktuell die kreativste Angriffsformation auf Schweizer Unihockeyfeldern. Mit dem Sieg im Cupfinal wissen sie auch, wie es sich anfühlt gegen Wiler-Ersigen zu gewinnen. Ob dies auch für eine Playoff-Serie reicht, wird sich ab kommenden Samstag zeigen.
Auch das letzte Spiel dieser Halbfinalserie hielt was es versprach. Duell der Kulturen behielt aber diesmal die Abteilung „Spielkultur" gegen „Kampfgeist" die Oberhand - oder anders gesagt: Der (Könizer) Ferrari gewann gegen den (Langnauer) Hummer in einem Fotofinnish. Als „Lohn der jahrelangen Aufbauarbeit" sieht der Könizer Trainer René Berliat den erstmaligen Vorstoss. Sein Gegenüber Johan Schönbeck konnte nichts mehr zum Spiel sagen - der Schwede weilte an der Hochzeit seiner Schwester. „Er ging schweren Herzens, aber seine Schwester heiratet nur einmal", sagte Tigers-Pressechef Stefan Schärer. Sein Assistent Niklaus Engel übernahm das Coaching.
Zehn Minuten vor Spielbeginn wird jeweils das Licht ausgelöscht in der Biglener Espace-Arena. Noch manche der 920 Zuschauer suchten im Dunkeln tappend nach ihrem Plätzchen. Ähnlich hilflos stellten sich auch die Langnauer in den ersten Spielminuten an. Kaum hatte das Spiel begonnen, stand es bereits 2:0 für Köniz. Emanuel Antener im Powerplay (3.) und Sam Dunkel (5.) trafen für die Berner Vorstädter. Nach zehn Minuten wachten die Tiger aber langsam auf, mit ihnen das Publikum und auch der Mann an den Musikreglern. Doch richtig zu beunruhigen wussten sie Köniz-Hüter Martin Hitz nicht. Da unterhielten dessen Vorderleute Philipp Gerber um einiges besser. Mit dem 2:0 zur Pause waren die Tigers jedenfalls gut bedient.
Auch im zweiten Abschnitt gingen die Könizer früh in Führung. Sacha Trüssel traf frei nach dem Motto „wenn man nicht weiss wohin mit dem Ball, dann halt ins Tor". Doch danach gehörte die Bühne den auf zwei Blöcken reduzierten Langnauern. Sorgten die Weitschüsse im ersten Drittel nur für blaue Flecken auf den Oberschenkeln, waren die Ziele nun genauer justiert. 14 Minuten brauchten Pekka Palomäki (23./35.), Marc Mühlethaler (26.) und Martin Wyss (37). um aus dem 1:3 ein 4:3 zu machen. Vor allem Wyss‘ erstmaliger Langnauer Führungstreffer war Knaller bester Güte - oder wies der Berner sagt: „Wie nä Striich". Doch fertig war das Drittel noch nicht. 31 Sekunden vor der Sirene liessen die Emmentaler Verteidiger Daniel Calebsson so lange gewähren, bis er zum Ausgleich traf.
Den Start des Schlussdrittels erlebte Calebsson von der Strafbank aus - Palomäki nutzte dies mit seinem dritten Treffer. Danach hiess es aber Bühne frei für die Caleb-Show. Zweimal (46./49.) traf er nach einem Freischlag, danach glich Marco Burkhalter nach einem haarsträubenden Abwehrfehler erneut aus (50.). Die restlichen zehn Minuten gingen unter die Kategorie „Nägelkauen und Haareraufen". Die Tigers versuchten mit allen Mitteln die Entscheidung zu erzwingen - die Könizer blieben mit Kontern jeweils gefährlich. Um 18.45 beendete Calebsson erneut nach einer Freischlagvariante die Langnauer Finalträume.
Tigers Langnau - Floorball Köniz 6:7 (0:2, 4:2, 2:3)
Espace Arena Biglen. - 920 Zuschauer. - SR Gmür/Wunden.
Tore: 3. Antener (Blomberg/Ausschluss Kronholm) 0:1. 5. Dunkel (Bigler) 0:2. 22. (21.22) Trüssel (Albrecht) 0:3. 23. (22.23) Palomäki (Lindström) 1:3. 26. Mühlethaler (Markus Gerber) 2:3. 35. Palomäki (Kronholm/Ausschluss Käser) 3:3. 37. Wyss (Pergelius) 4:3. 40. (39.29) Calebsson 4:4. 44. Palomäki (Kronholm/Ausschluss Calebsson) 5:4. 46. Calebsson (Blomberg) 5:5. 49. (48.00) Calebsson (Blomberg) 5:6.50. (49.54) Burkhalter 6:6. 60. (59.35) Calebsson (Blomberg) 6:7.
Strafen: je 2-mal 2 Minuten gegen beide.
Tigers Langnau: Philipp Gerber; Wyss, Palomäki; Suter, Markus Gerber; Held, Ritter; Stucki, Pergelius, Lindström; Mühlethaler, Kronholm, Aeschbacher; Lüthi, Burkhalter, Hofer.
Floorball Köniz: Hitz; Bill, Schweizer; Kuchen, Ott; Schmocker, Albrecht; Calebsson, Blomberg, Antener; Bigler, Trüssel, Dunkel; Käser, Wanner, Kissling.
Bemerkungen: 60. Timeout Tigers Langnau. - Beste Spieler: Palomäki (Tigers Langnau), Blomberg (Floorball Köniz).