04.
2022
Müssen oder Dürfen?
Am Samstag findet der Superfinal der Männer zwischen Qualisieger und Cupsieger GC und dem Rekordmeister Wiler-Ersigen statt. Während die Stadtzürcher aufgrund ihrer bisher beinahe makellosen Saison als Favorit gehandelt werden, ist die Formkurve des SVWE wieder einmal im entscheidenden Moment deutlich gestiegen.
Nach drei Jahren kehrt der Superfinal in die Klotener Eishalle zurück. Erneut lautet die Affiche GC gegen Wiler - und erneut hat GC die Qualifikation gewonnen, während Wiler auf dem Weg ins Endspiel wie schon 2019 gegen den amtierenden Meister Köniz gewonnen hat. In den beiden Mannschaften hat es seither aber viele Veränderungen gegeben, besonders bei Wiler blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Für die Mannschaft von Thomas Berger geht es um den 13. Titel in der Vereinsgeschichte, es winkt der alleinige Rekord. Für GC wäre es die zweite Meisterschaft seit 2016 und gleichzeitig die Krönung einer Saison, in der die Stadtzürcher von Erfolg zu Erfolg segelten.
Der Qualisieger und Cupsieger kannte eigentlich gar keine Schwächephasen, nur am Ende der Qualifikation gingen zwei (unbedeutende) Spiele nacheinander verloren - und im Halbfinal gab GC eine 2:0-Führung gegen Zug innerhalb von 24 Stunden aus den Händen, reagierte danach aber mit einem klaren 8:1-Heimsieg und zog im 6. Spiel in den Superfinal ein. Ein klarer Anstieg der Formkurve ist hingegen bei Wiler auszumachen: Im Sommer mit einem stark verjüngten Team gestartet, duellierte man sich lange mit Köniz um den zweiten Rang in der Qualifikation. In den Playoffs folgte die geschichtsträchtige Serie gegen Wiler: Keines der fünf Spiele war nach 60 Minuten entschieden, der Sieger hiess aber viermal Wiler und nur einmal HCR.
Beste Offensive gegen beste Defensive
Im Halbfinal fand Wiler dann den Tritt gegen zahme Könizer definitiv - basierend auf der statistisch besten Abwehr der Liga. In der Offensive übernahmen Deny Känzig, Joonas Pylsy, Michal Dudovic und Marco Louis in den Playoffs die Verantwortung, hinten sichert mit Tim Kramer und Yanick Flury ein starkes Torhüterduo ab. Noch ist nicht klar, wer im Superfinal spielen wird und die Bälle der offensiv produktivsten Mannschaft der Liga parieren soll. Bei den Hoppers ist die Punkteproduktion auf mehr Schultern verteilt, alle drei Linien können ein Spiel entscheiden. So stehen Cupfinal-Held Simon Laubscher und Nati-Crack Christoph Meier nicht einmal in den Top 10 der Playoff-Skorer von GC. Im Tor ist die Rollenverteilung dafür klar: Nationaltorhüter Pascal Meier möchte sich mit dem Gewinn der Meisterschaft und der damit verbundenen Krönung einer beinahe makellosen Saison in Richtung HCR verabschieden.
Die jungen Wilden
GC weist deutlich mehr Erfahrung im Kader auf, die Hoppers spielen ohne ausländische Verstärkungsspieler und zählen auf eine Vielzahl von langjährigen Stammspielern in der Nationalmannschaft. Bei Wiler sind etliche Stammspieler erst anfang zwanzig, zahlen das von Thomas Berger geschenkte Vertrauen aber vollumfänglich zurück. In den Playoffs spielten bisher je ein Akteur beider Mannschaften bisher ganz gross auf: Noël Seiler bei GC und Noah Siegenthaler haben sich in den ersten beiden Sturmlinien etabliert und zählten auch im Halbfinal zu den auffälligsten Akteuren. Ist es am Ende gar ein Youngster, der im Final zur grossen Figur avanciert?
23 Jahre Amtszeit als Trainer
Ein interessantes (Fern-) Duell findet auch auf der Trainerbank statt. Luan Misini steht bereits in seiner 9. Saison als GC-Trainer, bisher gewann er dreimal den Cup und einmal die Meisterschaft. Auf ganze 14 Saisons hinter der Wiler-Bank kommt gar Thomas Berger, wenn auch mit einem Unterbruch von 2011 bis 2016. Beeindruckend: In seiner zweiten Amtszeit qualifizierte sich Berger bisher für jeden der fünf ausgetragenen Superfinals, seit 2017 wechselten sich Wiler und Köniz als Meister jeweils ab.
Egal wie der Final ausgeht, er wird für den Sieger das Ende einer Erfolgsgeschichte markieren: Entweder krönt GC seine durchgehend starke Saison, oder Wilers Steigerungslauf gipfelt in einem Triumph, den dem SVWE vor acht Monaten wohl nur wenige zugetraut hätten. Obwohl GC in der Breite besser aufgestellt ist, stehen die Chancen vor dem Finalspiel in etwa 50% - 50%. Thomas Berger hat es einmal mehr geschafft, aus seinen Spielern das Maximum herauszuholen. Es stellt sich die Frage, ob das gegen die "Dampfwalze" der Hoppers reichen wird. Für den SVWE wäre eine Niederlage kein Drama, der Druck auf den Schultern der Stadtzürcher ist hingegen etwas grösser. Schliesslich sind der gewichtigste Indikator für sportlichen Erfolg nicht Höhenflüge in der Qualifikation, sondern Titelgewinne. Hier fällt die Bilanz der letzten Jahre aus Zürcher Sicht noch nicht zufriedenstellend aus. Etwas überspitzt formuliert: GC muss gewinnen - Wiler darf.
NLA Männer, Superfinal 2022
Samstag, 22. April
SV Wiler-Ersigen - Grasshopper Club Zürich
16:00 Uhr - stimo Arena, Kloten