31.
01.
2003
NLA Männer | Autor: Boesch Klaus

René Berliat in Schweden - Es geht aufwärts!

Alba kommt langsam in Fahrt – René Berliat über den Aufschwung seines Teams und seiner persönlichen Situation.

Vor der Weihnacht standen noch die Spiele gegen das Erstplatzierte Västerås und das Drittplatzierte Trollbäcken an. Mittwochs ging es in das eineinhalb Stunden entfernte Västerås. An diesem Abend hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl, und die 2:1 Führung nach dem ersten Drittel bestätigte mir dies. Leider gelang es uns im Mitteldrittel nicht, gleich konsequent wie Västerås unsere zahlreichen Chancen auszunützen, ein 4:3 Rückstand war die Folge. Zwar versuchten wir im letzten Drittel nochmal alles, aber der Gegner war einfach besser, 4:8 die Niederlage. Der Einsatz und Teamgeist war an diesem Abend jedoch sensationell, darunter verstehe ich Teamlife. Trotzdem machte ich mir Sorgen, ob jeder am Samstag zuhause gegen Trollbäcken nochmal bereit war, genau so Vollgas zu geben. Also machte ich bei der Heimfahrt im Car nochmals mit jedem Spieler Einzelgespräche, und im Donnerstagtraining sprachen wir nochmal im Team darüber. Nach dem ersten Drittel stand es gegen die keineswegs schwachen Stockholmer Trollbäcken 4:1. Diesmal gab es kein Wenn und Aber, keine „Indianer“ im Team, wir zogen unser Spiel endlich mal bedingslos durch. Am Ende schaute ein toller 9:4 Sieg raus.

Berliat als unfreiwilliger Troubadix
Noch am gleichen Abend fand zusammen mit der Damenmannschaft ein Weihnachtsessen in einem Restaurant in unserer Halle statt. Nach diesem Spiel war natürlich eine grandiose Stimmung. Im Verlauf des Abends wurde ich dazu „gezwungen“, deutsche Weihnachtslieder vorzusingen... Am nächsten Tag stand noch eine Mannschaftssitzung auf dem Programm, wo wir die Vorrunde nochmal kurz beleuchteten und Ausblick auf die Zeit nach Weihnacht hielten. Die Spieler erhielten ein Trainingsprograrmm, das über die Festtage zu absolvieren war (zum Teil individuell oder mit dem Assistenztrainer). Ebenfalls anwesend war der Vereinspräsident, der uns über finanzielle Probleme des Vereins informierte. Für uns wird das die Konsequenz haben, dass wir in der Rückrunde mit den Privatautos an die Auswärtsspiele reisen müssen... Am Dienstag flog ich dann endlich, nach einem halben Jahr in Schweden, zurück Richtung Schweiz. In dieser Zeit in Schweden war ich kein einziges Mal krank, aber kaum zuhause in Köniz erwischte es mich. Ich glaube aber, dass es vor allem eine mentale Erschöpfung war, der ganze Druck fiel für 3 Wochen von mir ab. Auf jeden Fall fühlte ich mich 3, 4 Tage wie ein „Halbtoter“ und schlief sehr viel. Es war genial, alle Kollegen und Kolleginnen wieder mal zu sehen, zu erzählen gab es natürlich genug. Langsam wurde mir auch richtig bewusst, was ich im letzten halben Jahr alles erlebt und geleistet hatte. Auch wenn es rein resultatmässig miserabel aussah, hatte ich mir den Respekt von Mannschaft und Verein erkämpft.
Es ist komisch, fast in zwei Welten zu leben. Ist man zu Besuch in der Schweiz, ist Schweden in in Gedanken weit weg und umgekehrt öfters auch. So war es denn zum Ende meines Weihnachtsurlaubes nicht ganz einfach, nach Schweden zurückzukehren, mir war flau im Magen, in den erbarmungslosen Abstiegskampf zurückzukehren. Back in Sandviken fühlte ich mich aber erstaunlicherweise sofort gut.

Sportlicher Erfolg stellt sich ein
Die Pause hatte auch der Mannschaft gut getan, und es wurde durch die Woche sensationell gut trainiert, so dass wir für den Abstiegsschocker auswärts gegen Tillberga (liegt in Västerås) gerüstet waren. Es gab nur den Sieg, ansonsten wäre die Lage aussichtslos geworden. Wir gewannen dieses Spiel der Angst mit 3:2 und erstaunlicherweise war unser Auftritt weit souveräner, als das Resultat vermuten lässt. Nun wartete das Derby gegen Gävle, das in unserer Heimhalle Jernvallen vonstatten ging. Seit 1996 hatte Alba kein Derby mehr gewonnen, und mir war klar, dass es sich vorallem um ein mentales Problem handelte. Die Spieler bekamen die Aufgabe, einen kleinen Vortrag über dieses „Phänomen“ zu halten. Das Schöne war, dass die meisten die Lösung fanden. Alba war lange die Nr. 1 hier in der Region und die Spieler hatten immer das Gefühl, als grosser Favorit ins Spiel gehen zu müssen, ein Art „kleiner Bruder Komplex“. Vor 650 Zuschauern begann das Spiel schlecht und bereits nach 5 Minuten stand es 2:0 für Gävle. Doch ich merkte, dass die Spieler wie in Trance ins Spiel gegangen waren, alle waren total fokussiert. Wir glichen zum 2:2 aus und von da an waren wir immer wieder ein Tor zurück, was wir postwendend ausglichen, bis es nach 2. Dritteln 5:5 hiess. Nochmal machte ich die Spieler in der Garderobe heiss: „Wir wollen 3 Punkte und nicht nur Einen, wir schaffen das, weil wir heute besser sind!“ Und los ging das letzte Drittel. Plötzlich führten wir 7:5, aber Gävle gab nicht auf, 7:7. Nun nahm ich das Time-Out, um dem Oberhand kriegenden Gegner den Rhythmus zu brechen und unsere Jungs wieder auf den Sieg zu fixieren. Es klappte, schlussendlich schaute ein 10:8 Sieg raus. Es war eines dieser magischen Spiele, wo 15 Spieler inkl. Trainer und Betreuer bedingungslos in ein Team verschmelzen. Viele Clubmitglieder waren völlig aus dem Häuschen, und ich wurde noch selten nach einem Spiel von so vielen Leuten herzhaft umarmt. Am nächsten Tag traute ich meinen Augen nicht, als ein grosses Bild unseres Spiels farbig auf der Titelseite des „Arbetarbladet“ prangte, in der Schweiz kaum vorstellbar...

Trefferreiche Spiele
Nochwas zu den vielen Toren. Im Gegensatz zur Vorrunde entsprangen diese nicht mehr grösstenteils aus Eigenfehlern, sondern vor allem aufgrund gelungener Aktionen unsererseits oder des Gegners. Beidseits waren zudem die Torhüter nicht besonders gut, sonst wäre das Resultat so 7:5 gewesen. Fürs Feiern blieb keine Zeit, wartete doch schon das nächste Schicksalsspiel auswärts gegen das 1 Punkt vor uns liegende Borlänge. Auch da fanden wir, gegen einen keinesfalls schwachen Gegner, wieder die richtige Einstellung. 9:7 gewannen wir und waren meistens Herr der Lage (unser Torhüter erzielte 2 Assist). Ärgerlich waren einmal mehr die vielen unnötigen Gegentore, das wird diese Woche im Gespräch und Training ein Thema sein. Obschon wir durch 4 Siege in Serie auf den sechsten Rang vorgestossen sind, wartet mit dem punktgleichen Nykvarn bereits der nächste Schicksalsmatch, liegen doch Tillberga und Borlänge nur 2 Punkte zurück... In all diesen Schicksalsspielen immer ein guter Coach und Trainer zu sein, immer positiv zu bleiben und im richtigen Zeitpunkt die bestmögliche Entscheidung zu treffen ist nicht ganz einfach. Ich bin bis jetzt in diesen Bereichen mit meiner Leistung wirklich zufrieden. Ich glaube das vieles auf meine persönliche Matchvorbereitung zurückzuführen ist.

Matchvorbereitung à la Berliat
Wenn der Match Sonntags ist gehe ich meistens Samstags ca. eine Stunde irgendwo in die Natur spazieren, immer mit dabei mein Walkman. Für mich ist die Natur erlaubtes Doping, dort hole ich die Ruhe, Kraft und den Mut, um im Spiel alles zu geben. Abends gehe ich dann noch ins Kino oder kurz auf ein Kaffee in die Stadt. Vor dem Einschlafen mache ich ein kurzes Mentaltraining, wo ich den ganzen nächsten Tag durchgehe und mir vorstelle, wie ich mich gut fühlen werde. Sonntags, kurz nach dem Aufstehen, gehe ich ca. eine halbe Stunde joggen. Das gibt mir ein gutes Gefühl für den ganzen Tag. Danach esse ich ziemlich viel, um danach die Matchrede zu schreiben und diverse Coachingsachen vorzubereiten. 2 Stunden vor dem Spiel spreche ich zum Team, nach dieser Ansprache sollte alles klar sein. Nun beginnt das Warten auf den Spielbeginn, das Mühsamste von allem. In dieser Zeit bespreche ich mit dem Assistenten alle Eventualitäten des Spiels und mache nochmal kurz Mentaltraining für mich persönlich. Dann schaue ich mir einen Teil des Einschiessens an und versuche nochmal jeden Spieler kurz aufzumuntern. 10 Minuten vor dem Spiel sind alle in der Garderobe, nur noch aufmunternde Worte und los geht´s. In den meisten Spielen bin ich wie in einem Tunnel, ich sehe nur noch das Ziel und nehme ausser Spieler und Spiel nicht viel wahr. Dieser Zustand geht nach dem Spiel oftmals in ziemlich grosse Erschöpfung über, ich glaube, das viele ausgeschüttete Adrenalin zeigt so seine Wirkung...
Auch punkto Arbeit sieht es endlich gut aus. Einer meiner Spieler ist selbständig und hat mich bis Ende März als Desktop-Publisher bei sich angestellt, eine Arbeit die ich schon in der Schweiz gemacht habe. So haben wir also die Situation, dass er am Arbeitsplatz mein Chef ist, und in der Halle sind dann die Rollen vertauscht. Die Arbeit kann ich mir zeitlich so einrichten, dass Training und Spiel jederzeit vorgeht, eine sehr gute Situation!
So, das wärs wieder mal. Hoffe, dass ich auch das nächste Mal von Siegen berichten kann. Der versprochene Vergleich Schweden-Schweiz ist in Bearbeitung!

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7.Unihockey Langenthal Aarwangen-1133.000
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9.I. M. Davos-Klosters-4323.000
10.Regazzi Verbano UH Gordola-5619.000
11.UHC Lok Reinach-2418.000
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2.Aergera Giffers+836.000
3.Nesslau Sharks+1533.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+1333.000
5.UH Appenzell+1230.000
6.UH Lejon Zäziwil+323.000
7.Unihockey Basel Regio-2222.000
8.UHC Bremgarten-3820.000
9.Visper Lions-2217.000
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