10.
2003
Tischgespräch mit Livio d’Intino
Im "Mamma-Mia" in Chur wurde aufgetischt:
Grüner Salat, Pasta Nature, Mineralwasser
Das Comeback
Nach einem Jahr Pause gibt Livio D'Intino auf diese Saison ein unerwartetes
Comeback bei Rot-Weiss Chur. Der 28jährige Stürmer war wegen beruflicher und
privater Ueberlastung zurückgetreten: "Die private Ueberlastung hat sich
nach der schmerzlichen Trennung von meiner Freundin von selbst erledigt",
klärt er gleich einen der Gründe für seine Rückkehr auf. Alleine sein könne
er als sehr geselliger Mensch eben nicht. Deshalb sei für ihn klar gewesen,
dass er wieder familiären Anschluss brauche. Und den hat er offenbar bei seiner
alten Mannschaft gefunden. Mit Marcel Kaltenbrunner beispielsweise, hat er ganze
Nächte über Gott und die Welt diskutiert. Und natürlich über die Liebe. Die
zu den Frauen, um präzise zu sein. Gerade in Kaltenbrunner fand er zu dieser
Zeit einen kongenialen und ebenfalls leidgeprüften Gesprächspartner.
Transfer Torpedo - Rot-Weiss
Es scheint weit mehr als ein Gerücht zu sein, dass die spektakulärsten der
wenigen Transfer innerhalb Chur in stark alkoholgeschwängertem Umfeld getätigt
worden sind. Schon um den nächtlichen, skandalumwitterten Wechsel von Mikael
Fernström von Rot-Weiss zu Torpedo rankten sich solche Legenden. Der Schwede
hätte anderntags vom Transfer in der Zeitung gelesen und sich an nichts mehr zu
erinnern vermocht. Auch beim Wechsel von Livio D'Intino, vor knapp zehn Jahren,
in die umgekehrte Richtung scheint Calanda, die bezaubernde Churer Schönheit,
nicht gänzlich unbeteiligt: "Nach der dreizehnten Stange habe ich Marcus
Cathomas zugesagt", erinnert sich D'Intino heute, "und dass Nils Engel
an diesem Abend vom Barhocker kippte, weiss ich auch noch."
Erfolge bei Rot-Weiss Chur
"Wenn man bei Rot-Weiss gross wird, ist man es sich schon als Junior
gewohnt, mit dem Druck umzugehen", bekennt Livio D'Intino. Alle wollten
immer Rot-Weiss schlagen. Zudem hätten es die guten Spieler bei RWC immer
ausgezeichnet verstanden, ihre Erfahrungen an die Jüngeren weiter zu geben. Die
letzten Play-Offs und den resultierenden Titelgewinn nach durchzogener Saison,
nennt er als besonders gutes Beispiel dafür: "Rot-Weiss war auf dem Papier
sicher nicht besser. Im Unterschied zu Wiler wussten wir aber zur Genüge, wie
man Meister wird. Die vielen jüngeren Spieler liessen sich von den älteren
mitziehen und haben sogar selber Akzente gesetzt". Und dass dies weiter so
bleibt, dafür will der emotionsgeladene und emotionenladende D'Intino in dieser
Saison wieder selber sorgen.
Übergewicht
Eigentlich ein geselliger Mensch: D'Intino mit Teamkollegen Santoro und
Marcel Kaltenbrunner
Wer Livio D'Intino heute sieht, hält dieses Thema für absurd und höchstens
aus der Sicht des Schreibenden relevant. Doch in seinen ersten NL-A-Jahren und
in der Nationalmannschaft wog der 1.72 grosse Stürmer knapp 90 Kilo. Und war
der Topskorer von Rot-Weiss. "Dann begann ich auf meine Ernährung zu
achten und habe innerhalb eines Jahres über 20 Kilo abgenommen". Dass er
dabei vorübergehend etwas an Leistungsstärke einbüsste war nur logisch. Aber
D'intino kam zurück und war besser den je. Von der reinen "Slotsau"
wurde er zum spielenden Stürmer und überraschte Fans, Mitspieler und vor allem
seine Gegner mit phänomenalem Spielverständnis und einer Verlagerung der
Skorerpunkte auf sein Assistkonto. Geblieben aber ist er für viele eine
Reizfigur. Als er in dieser Saison beim ersten Meisterschaftsspiel in Zuchwil
nach einem Sturz über die Banden in die grosse Sponsoring-Rivella-Flasche flog,
gellte postwendend ein Pfeifkonzert durch die Halle.