05.
2016
Zwei Hochkaräter mit Signalwirkung
Florian Bolliger und Raphael Berweger spielen nächste Saison für den UHC Uster. Erstmals ist es dem Klub damit gelungen, etablierte NLA-Spieler zu verpflichten.
Jahr für Jahr hat der UHC Uster Enttäuschungen einstecken müssen. Im Kampf um einen Playoff-Platz, aber auch an der Transferfront. Insgesamt elf NLA-Saisons weist der Klub in seiner 30-jährigen Geschichte schon auf, in die Playoffs der höchsten Liga aber hat er es noch nie geschafft. Auch die immer und immer wieder angestrebten Zuzüge von etablierten NLA-Spielern liessen sich nicht realisieren. Im Gegenteil: Kaum schien das Fundament für einen sportlichen Aufschwung gelegt, brachen durch Abgänge wieder Eckpfeiler weg.
Jetzt hat der Klub, der im Frühjahr schon mit Topskorer Manuel Hummer (26 Tore in der Qualifikation) verlängern konnte, diesen Kreislauf durchbrochen. Mit den Zuzügen von Florian Bolliger und Raphael Berweger kann der UHC Uster zwei namhafte Verstärkungen verkünden. Zwei Spieler notabene, die ihre NLA-Karrieren einst in Uster begannen und nun mit einem reich gefüllten Rucksack das Team des neuen Trainers Simon Meier deutlich aufwerten.
Der gross gewachsene Verteidiger Bolliger (1,94 m) ist aktueller Nationalspieler. Der 25-jährige Hinteregger spielte eine Saison (2014/2015) in der höchsten schwedischen Liga und wurde unlängst mit GC Schweizer Meister. Der 28-jährige Stürmer Berweger war Führungsspieler bei Vizemeister und Cup-Sieger Köniz, wo er die letzten vier Jahre verbrachte. In seiner besten Saison bei den Bernern erzielte er in der Qualifikation über 20 Tore und sammelte 37 Punkte.
Mehr als simple Transfers
Für den UHC Uster ist der Zuzug des Duos weit mehr als nur eine simple Verstärkung der Mannschaft. Sportchef Thomas Schwarz sieht darin auch eine ¬Signalwirkung - gegen aussen, aber auch gegen innen, beispielsweise für die Nachwuchsbewegung. «Es kehren zwei Integrationsfiguren zu uns zurück. Das zeigt, dass sie an unser Potenzial glauben».
Bolliger/Berweger sollen mithelfen, in Uster die Entwicklung weiter voranzutreiben. Sie sind aus ihrer Zeit bei Spitzenteams an einen hohen Trainings- und Spielrhythmus gewöhnt. Und sie bringen etwas mit, das man nicht einfach mit einem Fingerschnippen bestellen kann: Winner-Mentalität. «Sie wissen, was es braucht, um erfolgreich zu sein», sagt Schwarz und hofft durch die Ankunft der zwei auch, dass andere Ustermer Führungsspieler entlastet werden. Wie etwa Florians Bruder Silvan Bolliger (24), der zwar noch keinen neuen Vertrag unterschrieben, aber mündlich für eine weitere Saison zugesagt hat, oder Captain Anjo Urner (24). Beide mussten in der letzten Saison viel Verantwortung schultern.
Simon Meier als Trumpf
Die Gründe, weshalb Bolliger und Berweger nach ihren «Wanderjahren» wieder zu ihrem Stammklub in der Nationalliga zurückfanden, sind unterschiedlich. Berweger wollte ursprünglich zwar eine weitere Saison in Köniz absolvieren, verlegte im März aber seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Uster. Und Florian Bolliger, der schon nach dem Ende seines Schweden-Engagements mit einer Rückkehr zum UHC Uster liebäugelte, möchte laut Schwarz nach dem Titelgewinn mit GC «etwas zurückgeben».
Gemein ist beiden, dass Simon Meier und dessen Philosophie in ihren Überlegungen eine tragende Rolle einnahmen, wie Schwarz sagt. «Meier ist ein anerkannter Unihockey-Fachmann. Dass wir ihn als Trainer verpflichtet haben, war wichtig». Der Thurgauer übernimmt in Uster nicht nur als vollamtlicher Headcoach die NLA-Mannschaft, sondern ist zugleich auch Nachwuchsverantwortlicher.
Viel bessere Voraussetzungen
Mit den zwei jüngsten Zuzügen ist die Kaderbildung beim UHC Uster fast abgeschlossen. Zwar gibt es noch offene Plätze, Schwarz aber will diese nur besetzen, wenn er Spieler mit entsprechender Qualität dafür findet. Eine interessante Transferakte ist derweil weiterhin offen. Noch hat sich GC-Stürmer Roberto Vizzini nicht entschieden, wo er seine sportliche Zukunft sieht. Schwarz ist im Gespräch mit dem in Hinwil aufgewachsenen 25-Jährigen, der seine Tore die letzten drei Saisons für die Stadtzürcher schoss. Kehrt auch Vizzini zu seinem Stammklub zurück, vergrössert sich die Qualität im Ustermer Kader noch einmal merklich.
Unabhängig von der Entscheidung des Angreifers aber ist klar: Der UHC Uster hat durch seine Transfers an Substanz gewonnen. Zudem ist das junge Team in der letzten Spielzeit gereift. «Unsere Voraussetzungen sind wesentlich besser», sagt Schwarz mit einem Blick auf die nächste Saison. Der Sportchef will einen klaren Schritt vorwärtssehen. Die Playoffs bleiben das Ziel. Und man darf sich mit Recht fragen: Wenn es jetzt nicht klappen wird, wann dann?
Zeitungsartikel "Zürcher Oberländer"