10.
2014
Churs Achterbahnfahrt ins Glück
Beim samstäglichen 7:6-Auswärtssieg hat Chur Unihockey alle Hochs und Tiefs erlebt. Nach einer 4:0-Führung gaben die Churer das Spiel zwischenzeitlich aus der Hand, um in der 59. Minute auszugleichen und im Penaltyschiessen zu gewinnen. Heute Sonntag steht der Cup-Achtelfinal an.
Nach 13 Minuten und 35 Sekunden musste Wiler-Ersigens Trainer Johan Schönbeck gestern bereits sein Time-out nehmen. 0:4 stand auf der Anzeigetafel in der Kirchberger Grossmatt-Halle. Der temperamentvolle Schwede wurde dabei für einmal nicht laut, sondern brachte Ruhe in sein Team, als er dies von drei auf zwei Linien reduzierte. Nein, das Spiel gegen Chur hatte sich der Schweizermeister ganz anders vorgestellt. Seit der Fusion der Churer Vereine vor zehn Jahren hatten die Bündner nie einen Punkt geholt in der Halle des Meisters.
Diese Serie riss gestern. Das «Wie» ist aber eine Geschichte für sich. Das 4:0 brachten die Churer souverän in die Pause, danach riss aber der Faden. Mit 2:0 entschied Meister Wiler-Ersigen das zweite Drittel für sich. Nach 42 Minuten glich Natispieler Patrick Mendelin sogar aus, alles schien nun möglich, denn nur 17 Sekunden vor dem Ausgleich hatte Dave Wittwer schon getroffen. Churs Finne Riku Kekkonen stoppte den Berner Schwung aber mit dem 4:5 (45.). Nur zwei Minuten später glich der bullige Schwede Henrik Olofsson aber erneut aus.
Als Wilers zweiter Schwede Isaac Rosén in der 53. Minute nach einem haarsträubenden Churer Fehlpass das 6:5 erzielte, schien die märchenhafte Rückkehr des Meisters besiegelt. Nun war es der Churer Trainer Thomas Berger, der laut wurde - ausgerechnet an seiner ehemaligen Wirkungsstätte drohte ihm eine ärgerliche Niederlage. Sein Captain Sandro Cavelti stemmte sich aber dagegen und glich 69 Sekunden vor der Sirene auf 6:6 aus. Torhüter Christoph Reich sah den Treffer von der Bande aus, seine grosse Stunde schlug im Penaltyschiessen, als die fünf Minuten Verlängerung keine Entscheidung brachten. Reich hielt alle Strafstösse Wilers, Christoph Camenisch, Jan Binggeli und Nicola Bischofberger verwandelten dagegen eiskalt.
«Wir haben natürlich von der Führung im Startdrittel profitiert», sagte Churs Trainer Berger nach dem Spiel erfreut, «im zweiten Abschnitt waren wir offensiv praktisch inexistent». Erst nach dem 4:5 Kekkonens sei er wieder ruhiger geworden, so Berger. Erfreulich stimmte ihn auch, dass er mit drei Formationen durchspielen konnte, während Wiler-Ersigen mit den zehn besten Akteuren durchspielte.
Mit dem Sieg bleibt Chur im Mittelfeld mit Blick nach vorne. Vor allem ist er eine Moralspritze vor dem heutigen Cup-Achtelfinal. Wie vor einer Woche gastiert Floorball Köniz in der Bündner Metropole (18 Uhr, GBC). Damals gewannen die Berner mit 8:6. Erschwerend für Chur kommt aber hinzu, dass die Könizer gestern ebenfalls siegten (10:8 gegen Grasshoppers Zürich vor 1611 Zuschauern bei der Halleneröffnung) und nun die Führung in der NLA übernommen haben. Aber wer den Meister schlägt, der muss auch vor dem Leader keine Angst haben.
Wiler-Ersigen - Chur Unihockey 6:7 n.P. (0:4, 2:0, 4:2, 0:0)
Grossmatt Kirchberg. - 332 Zuschauer. - SR Hürzeler/Peter.
Tore: 6. (5:05) Luzi Weber (Binggeli) 0:1. 7. (6:55) Daniel Gerber (Luzian Weber) 0:2. 12. Binggeli (Kekkonen) 0:3. 14. Luzi Weber (Binggeli) 0:4: 22. Meister (Väänänen) 1:4. 37. Sebek (Matthias Hofbauer) 2:4. 42. (41:10) Wittwer (Matthias Hofbauer) 3:4. 42. (41:27) Mendelin (Rosén) 4:4. 45. Kekkonen (Binggeli) 4:5. 47. Olofsson 5:5. 53. Rosén 6:5. 59. Cavelti (Sladky) 6:6.
Penaltyschiessen: Camenisch 0:1, Adrian Zimmermann -, Binggeli 0:2, Olofsson -, Bischofberger 0:3, Väänänen -.
Strafen: je 1mal 2 Minuten.
Wiler-Ersigen: Samuel Zimmermann (21. Wolf); Väänänen, Meister; Baumgartner, Wittwer; Hirschi; Markus Gerber; Matthias Hofbauer, Olofsson, Rosén; Fankhauser, Christoph Hofbauer, Sebek; Adrian Zimmermann, Mendelin, Deny Känzig.
Chur Unihockey: Reich; Camenisch, Bischofberger; Darms, Schneider; Luzian Weber; Kekkonen, Binggeli, Luzi Weber; Sladky, Cavelti, Torri; Mayer, Daniel Gerber, Ludwig.
Bemerkungen: Chur ohne Hirschi, Kamaj, Thierstein.
Zeitungsbericht "Die Schweiz am Sonntag"